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Wirtschaft Partner Inhalt: UBS

Nachhaltigkeit und Wirtschaftlichkeit – kein Widerspruch

Die Transition zu einem emissionsarmen Geschäft ist für Unternehmen mit Kosten verbunden und wird daher mit Risiken in Verbindung gebracht. Dass dieser Übergang mit der richtigen Weichenstellung auch eine Chance bedeuten kann, zeigt der Erfahrungsbericht der FRAISA Gruppe.

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Nachhaltigkeit und Wirtschaftlichkeit – kein Widerspruch

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Die kürzlich erschienene UBS-Studie zur «Nachhaltigkeit in der Metallindustrie» zeigt, dass die heterogene Metallindustrie im Vergleich zu anderen Branchen in der Schweiz schwierigere Rahmenbedingungen hat, um die Transition zu einem emissionsarmen Geschäft zu bewältigen. Laut UBS-Ökonom Pascal Zumbühl gibt es dafür zwei Hauptgründe: Erstens ist insbesondere die Subbranche «Metallerzeugung und -bearbeitung» stark abhängig von (fossilen) Energieträgern, was ihren Emissionsreduktionspfad verlängert. Deutlich weniger abhängig ist hingegen die zweite Subbranche «Herstellung von Metallerzeugnissen». Zweitens belasten hohe Energiepreise, eine wettbewerbsverzerrende Industriepolitik sowie handelshemmende Massnahmen die Branche, wodurch der finanzielle Spielraum für Nachhaltigkeitsmassnahmen schrumpft. Soll man sich deshalb Sorgen um die Metallindustrie machen?

Die kurze Antwort darauf lautet: Nein. Die Schweizer Metallindustrie hat enorme Fortschritte im Bereich Nachhaltigkeit erzielt und ist in vielen Bereichen energieeffizienter als ihre ausländischen Konkurrenten. Ein Beispiel für den Wandel ist die FRAISA Gruppe. Das Familienunternehmen ist ein führender Hersteller von Hochleistungswerkzeugen, welcher heute rund 570 Mitarbeitende weltweit beschäftigt. Ihre Abnehmer sind Unternehmen in den Branchen wie Werkzeugbau, mechanische Bearbeitung, Medizintechnik, Uhrentechnik, Feinmechanik und Luftfahrt.

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CEO Thomas Nägelin teilt im Interview seine Erfahrungen.

Welche Bedeutung hat die Nachhaltigkeit in Ihrem Unternehmen?

Thomas Nägelin: Schon im ersten Leitbild des Familienunternehmens aus dem Jahr 1996 wurde festgehalten, dass wir mit der Umwelt für künftige Generationen sorgsam umgehen wollen. Klar war das Leitbild damals noch nicht so ausgeschärft wie heute. Als Familienunternehmen in der vierten Generation haben wir die Möglichkeit, diese Überzeugungen auch zu leben. Wir werden als Unternehmen in diesem Jahr 90 Jahre alt. Dies haben wir erreicht, indem wir auf hohe Eigenkapitalquoten statt auf schnelles Wachstum setzten. Unsere Ziele drücken sich nicht in der Grösse aus, sondern im Grad des vorbildlichen Verhaltens gegenüber unseren Mitarbeitenden und unseren Partnern. Vorrangiges Ziel ist es, die FRAISA Gruppe als Familienunternehmen in den folgenden Generationen zu erhalten. Die nächste Generation wird sich aber nur begeistern lassen, wenn FRAISA weiterhin danach strebt, noch nachhaltiger zu werden, und zwar im dreifachen Sinne: sozial, ökologisch und ökonomisch. Innerhalb der Unternehmensgruppe verfolgt FRAISA eine ganzheitliche Strategie in Bezug auf die Themen Umweltschutz, soziale Verantwortung und nachhaltiges Wirtschaften.

«Das Bekenntnis zu sozialen, ökonomischen und ökologischen Grundsätzen ist die Basis unseres unternehmerischen Handelns und ständiger Ansporn, nachhaltige Lösungen zu entwickeln.»

Ist Ihr Unternehmen von einer Beschleunigung von klimapolitischen Regulierungen betroffen?

In der Schweiz hat die Regulierungsdichte in den letzten Jahren zugenommen, aber die stärksten Impulse kommen für uns aus der Europäischen Union (EU). Wir exportieren rund 80 Prozent unserer Produkte ins Ausland, davon rund 80 Prozent in die EU. Aufgrund dieser Ausrichtung beobachten wir Entwicklungen rund um Umweltregulierungen wie beispielsweise den geplanten CO₂-Grenzausgleichs­mechanismus (EU-CBAM) und erweiterte Berichterstattungspflichten genau.

Wie gehen Sie mit den erweiterten Berichterstattungspflichten um?

Die Zunahme der Umweltregulierungen stellt neue Anforderungen hinsichtlich Transparenz. Diese betreffen nicht nur unsere eigenen Geschäftstätigkeiten, sondern auch vorgelagerte Produktionsschritte in der Wertschöpfungskette. Um diesen gerecht zu werden, haben wir unser Unternehmen etwa einem Nachhaltigkeitsrating unterzogen. Unsere Erfahrung ist, dass solche Ratings zunehmend von Abnehmern verlangt werden. Da wir bereits verschiedene Nachhaltigkeitsmassnahmen ergriffen haben, schneiden wir dabei besser als unsere Konkurrenz ab. Im Verkauf kann dies ein Wettbewerbsvorteil darstellen.

«Neben dem Umstieg auf erneuerbare Energiequellen in der Produktion nutzen wir die Wärme der Maschinen zur Beheizung unserer Gebäude.»

Welche Massnahmen hat die FRAISA Gruppe in der Vergangenheit ergriffen, um ihre Abhängigkeit von (fossilen) Energieträgern zu reduzieren?

Da sich diese Entwicklung an der Regulierungsfront abgezeichnet hat, haben wir frühzeitig Massnahmen ergriffen, um unsere Abhängigkeit von (fossilen) Energieträgern zu reduzieren. Da der Verbrauch elektrischer Energie einen wesentlichen Beitrag zu unseren Umweltauswirkungen leistet, überwachen wir bei allen Produktionsstätten gezielt den Stromverbrauch und haben die Versorgung auf zertifizierten Strom aus grünen Quellen umgestellt. Unsere Engagements für Nachhaltigkeit und Innovationen gehen Hand in Hand: Neben dem Umstieg auf erneuerbare Energiequellen in der Produktion nutzen wir die entstehende Wärme der Produktionsmaschinen zur Beheizung unserer Gebäude. Inzwischen stellen wir unseren Mitarbeitenden auch Elektrofahrzeuge zur Verfügung. In der Schweiz haben wir ein neues Fabrikgebäude gebaut und damit ein Drittel unseres Energieverbrauchs reduziert. Ausserdem haben wir das Gebäude mit Photovoltaikanlagen auf dem Dach ausgestattet. Wir achten auch darauf, dass wir sicher in der Produktion und nach Möglichkeit in allen weiteren Bereichen keine fossilen Brennstoffe verwenden.

Haben Sie weitere Massnahmen mit ökologischem Vorteil umgesetzt?

Ja, durch die Entwicklung von neuen Produkten und Technologien sowie unseren präzisen Applikationsdaten unterstützen wir unsere Kunden bei der Erfüllung ihrer eigenen Nachhaltigkeitsziele. Im Sinne der ökologischen Nachhaltigkeit haben wir im vergangenen Jahr unsere Ökobilanz unter Berücksichtigung der neuesten Erkenntnisse und regulatorischen Anforderungen überarbeitet. Gemeinsam mit anderen Werkzeugherstellern engagieren wir uns für Branchenstandards zur Ökobilanzierung von Einzelprodukten und für umweltfreundliche Konzepte im Verpackungsbereich, insbesondere innerhalb von Branchenverbänden wie dem Verband Deutscher Maschinen- und Anlagenbau (VDMA). Gleichzeitig arbeiten wir an allen Standorten kontinuierlich daran, unseren ökologischen Fussabdruck durch effizientere Prozesse, einen verminderten Energieverbrauch und eine gesteigerte Ressourceneffizienz weiter zu reduzieren. Zusätzlich vervielfachen unsere ressourcenschonenden FRAISA ReTool®Services die Einsatzdauer eines Werkzeugs: Indem wir abgenutzte Werkzeuge wieder einsammeln, instand setzen und zurücksenden, schliessen wir den Rohstoffkreislauf und reduzieren den CO₂-Bedarf. Es freut uns daher besonders, dass die industrielle Werkzeugaufbereitung mit FRAISA ReTool® eines der Praxisbeispiele in der neuen ISO-Norm ISO/FDIS 59020 zur Kreislaufwirtschaft ist. Wenn wir energieeffizienter und ressourcenschonender produzieren, senken wir unsere Kosten und schonen die Umwelt. Deshalb bin ich der festen Überzeugung, dass Nachhaltigkeit und Wirtschaftlichkeit Hand in Hand gehen können.

«Indem wir abgenutzte Werkzeuge wieder einsammeln, instand setzen und zurücksenden, schliessen wir den Rohstoffkreislauf und reduzieren den CO₂-Bedarf.»

Welche Hürden haben Sie bei der Umsetzung von nachhaltigen Lösungen festgestellt?

Wir sehen bei der Umsetzung unserer Nachhaltigkeitsbemühungen mehrere Hürden:

  1. Relevanz und Prioritätensetzung: Für unser Unternehmen ist es eine Herausforderung, die relevanten Nachhaltigkeitsthemen zu identifizieren und zu priorisieren. Die Vielzahl an möglichen Massnahmen machen es schwierig, einen klaren Fokus zu setzen und sofort umzusetzen.
  2. Ressourcenverteilung: Es muss geklärt werden, wer sich um die Nachhaltigkeitsmassnahmen kümmert und wie viel Zeit und Geld ein Unternehmen dafür aufwenden kann. Oft gibt es keinen klaren Verantwortlichen und Nachhaltigkeit wird zusätzliche Aufgabe betrachtet.
  3. Strategische Ausrichtung: Eine entscheidende Frage, die sich Unternehmen stellen müssen, ist, ob sie in Sachen Nachhaltigkeit «best in class» oder lediglich dem Branchendurchschnitt entsprechen wollen. Diese Entscheidung beeinflusst massgeblich den Umfang und die Intensität der Bemühungen.
  4. Akzeptanz der Mitarbeitenden: Die Offenheit der Mitarbeitenden gegenüber Nachhaltigkeit kann variieren. Diese unterschiedlichen Einstellungen erforderten gezielte Kommunikations- und Schulungsmassnahmen.
  5. Technologische Hilfsmittel: Es gibt heute gute Instrumente, um Nachhaltigkeitsziele zu erreichen. Beispielsweise hat die Nutzung von Künstlicher Intelligenz (KI) die Informationsbeschaffung erheblich vereinfacht. Allerdings mussten wir zunächst die geeigneten Tools finden und unsere Mitarbeitenden darin schulen.
  6. Zusammenarbeit mit externen Akteuren: Die Zusammenarbeit mit staatlichen Stellen, anderen Unternehmen und Branchenverbänden, insbesondere bei der Umsetzung von neuen Gesetzesvorlagen, war oft komplex. Wir mussten verstehen, was neue Regelungen für uns bedeuten und wie wir sie am besten umsetzen können. Hierbei hätten Checklisten, die die Anforderungen und Schritte klar definieren, enorm geholfen.

Diese Herausforderungen zeigen, dass der Weg zu einer nachhaltigeren Unternehmensführung viele Facetten hat und sowohl interne als auch externe Koordination erfordert. Die Herausforderung rund um das Klima lassen sich nicht allein bewältigen. Wir arbeiten daher mit externen Beratern, anderen Unternehmen, Branchenverbänden und Bildungsinstitutionen wie der ETH zusammen, um nachhaltige Lösungen zu entwickeln und Know-how aufzubauen.

Wie soll der Staat Ihrer Meinung nach die FRAISA Gruppe bei der Transition zu einem emissionsarmen Geschäft unterstützen?

Da die Nachhaltigkeit auch finanzielle Vorteile bietet, haben wir genügend Anreize für die Umsetzung solcher Massnahmen – auch ohne strengere Gesetze. Stattdessen wünsche ich mir vom Staat weitsichtige und stabile Rahmenbedingungen, die genügend Freiraum für unternehmerisches Handeln bieten. Langfristige Rahmenverträge mit der EU würden uns die nötige Planungssicherheit geben.

Zum Schluss, welche Vision haben Sie von einer umweltfreundlichen Metallindustrie?

Die Metallindustrie hat alle Hebel in der Hand, um energie- und CO₂-effizienter zu werden. Emissionsfreie Produktionen und Vertriebe sind die Lösung, welche wir nur gemeinsam und als Ganzes erreichen können.

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Um Interaktionen mit Firmenkunden systematisch voranzutreiben, hat UBS ein kundenorientiertes Framework entwickelt, das Daten, Produkte und Kundenengagement umfasst. UBS konzentriert sich darauf, die Kunden im Rahmen eines strategischen Dialogs zu beraten und gemeinsam mit ihnen neue Lösungen zu implementieren, die am besten auf ihre jeweiligen Geschäftsmodelle und Wertschöpfungs­ketten zugeschnitten sind. UBS bietet Firmenkunden auch die langfristige Finanzierung von Investitionen nach ESG-Kriterien an.

Weitere Informationen

Deklaration: Dieser Inhalt wurde von UBS im Rahmen der Partnerschaft mit Sustainable Switzerland selbst erstellt.

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