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Bild: Annick Ramp / NZZ

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Wirtschaft Partner Inhalt: Berner Fachhochschule

CO₂-Gesetz: Ein Perspektivenwechsel

Die Schweiz hat klare Klimaziele: bis 2030 sollen ihre Emissionen halbiert, bis 2050 Netto-Null-Treibhausgas-Emissionen erreicht werden. Hierfür sind verschiedene Massnahmen vorgesehen, wie eine CO₂-Abgabe, CO₂-Vorschriften für Fahrzeuge oder ein Technologiefonds und aktuell insbesondere CO₂-Kompensationen im Ausland. Im Rahmen des revidierten CO₂-Gesetzt wurde zuletzt signalisiert, dass der Bundesrat rund einen Drittel des CO₂ im Ausland kompensieren will.

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CO₂-Gesetz: Ein Perspektivenwechsel

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Stellen Sie sich vor, die Schweiz wäre ein Unternehmen. Es ist nicht sehr gross, aber Innovationsführer in gewissen Schlüsselbranchen und Nischenmärkten. Die Finanztöpfe sind prall gefüllt. Vor einigen Jahren beschloss das Unternehmen, seinen CO₂-Ausstoss bis 2050 auf Netto-Null zu reduzieren. Über die Zeit merkt es aber, dass dies kein einfacher Spaziergang wird, und es bei der CO₂-Reduktion kaum vorangekommen ist. Anstatt ambitioniertere Massnahmen zur CO₂-Reduktion zu ergreifen, beschliesst der Verwaltungsrat, einen Grossteil des CO₂-Ausstosses im Ausland zu kompensieren. Die Geschäftsleitung signalisiert darauf, dass sie einen Drittel des CO₂ im Ausland kompensieren wird.

Seriöse Klimapolitik oder Greenwashing?

Greenwashing ist eine Kommunikationsmassnahme, bei der eine Organisation oder Privatperson sich als «grüner» darstellt, als sie eigentlich ist. Gemäss UN-Generalsekretär António Guterres sind solche gut klingenden Klimaschutzversprechen besonders «verwerflich», da sie globale Bemühungen zur nachhaltigen Entwicklung systematisch untergraben.

Eine zentrale Voraussetzung für Greenwashing ist die Intention. Um Greenwashing handelt es sich, wenn CO₂-Kompensationen erworben werden, ohne dass dazugehörige Bemühungen zur CO₂-Reduktion unternommen werden. Greenwashing adressiert bei der CO₂-Reduzierung somit nicht das Kerngeschäft. Die CO₂-Reduzierung bleibt Outsourcing, das öffentlichkeitswirksam aufgearbeitet wird, und verhindert somit im Vornherein jegliche ernstgemeinte Auseinandersetzung mit der Entwicklung eines «grünen» Geschäftsmodells.

Jüngste Regulierungen wie der EU Green Deal der Europäischen Kommission, der ein umfassendes Massnahmenpaket zur Förderung der nachhaltigen Wirtschaft umfasst, macht soziale und ökologische Standards relevant für Unternehmen und ihr Kerngeschäft. Wer diese Vorgaben nicht einhält, wird sanktioniert und aus dem Markt gedrängt.

CO₂-Reduktion: Ist die Schweiz im Fahrplan?

Beim internationalen Vergleich der CO₂-Emissionen ist die Entwicklung pro Kopf zu beachten; werden diese absolut betrachtet, wird der Vergleich stark von der Grösse der jeweiligen Länder getrieben, weshalb die Schweiz als kleines Land automatisch gut abschneidet. Zum anderen sind die Emissionen des Konsums in die Betrachtung einzurechnen. Die Schweiz hat in den letzten Jahren viel energieintensive Arbeitsschritte ins Ausland verlagert, ist über den Konsum der entsprechenden Produkte aber letztendlich für das verursachte CO₂ verantwortlich.

Im internationalen Vergleich hat die Schweiz dabei einen sehr hohen CO₂-Ausstoss und konnte diesen in den letzten Jahren auch kaum reduzieren. Dies akzentuiert sich im Vergleich zu anderen westlichen Ländern, die klare Reduktionstrends aufweisen. Selbst die USA, welche für hohen pro Kopf Verbrauch steht, weisst mittlerweile nur noch unwesentlich höhere Werte aus als die Schweiz.

Fazit

Was auf Unternehmensebene gilt, gilt auch für die Volkswirtschaft Schweiz. Die Schweiz hat bisher bezüglich CO₂-Reduktion noch kaum Fortschritte erzielt, und fokussiert stattdessen auf das Outsourcing der CO₂-Emissionen. Dies hindert Innovation, die zentral ist für die Ausrichtung der Wirtschaft in Richtung grüner Transformation, und bedroht somit nicht nur längerfristig die Nachhaltigkeit, sondern auch den Wohlstand der Schweiz.

Deklaration: Dieser Inhalt wurde von der Berner Fachhochschule im Rahmen der Partnerschaft mit Sustainable Switzerland selbst erstellt.

Dieser Artikel behandelt folgende SDGs

Die Sustainable Development Goals (SDGs) sind 17 globale Ziele für nachhaltige Entwicklung, vereinbart von den UN-Mitgliedsstaaten in der Agenda 2030. Sie decken Themen wie Armutsbekämpfung, Ernährungssicherheit, Gesundheit, Bildung, Geschlechtergleichheit, sauberes Wasser, erneuerbare Energie, nachhaltiges Wirtschaftswachstum, Infrastruktur, Klimaschutz und den Schutz der Ozeane und der Biodiversität ab.

7 - Bezahlbare und saubere Energie
12 - Verantwortungvoller Konsum und Produktion
13 - Massnahmen zum Klimaschutz

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