Gebäude verbrauchen in der Schweiz rund 41 Prozent der gesamten Energie. Der grösste Anteil davon entfällt auf die Wärmeerzeugung. Nach wie vor werden 56 Prozent aller bestehenden Wohngebäude mit den fossilen Energieträgern Öl oder Gas beheizt sowie 8 Prozent mit Strom, so das Bundesamt für Statistik. Es besteht Potenzial, den CO₂-Ausstoss zu verringern und für den Schweizer Gebäudepark bis 2050 das ambitionierte Ziel von Netto-Null-Emissionen zu erreichen. Erforderlich ist dazu das energetische Sanieren der Häuser. Mit zunehmendem Fortschritt in der Energiewende wird es allerdings immer schwieriger, das notwendige Sanierungstempo zu halten, heisst es in der jüngst veröffentlichten Studie «UBS Real Estate Focus 2024. Warum Handlungsbedarf besteht und wie die aktuelle Lage zu bewerten ist, erläutert Claudio Saputelli, Head CIO Real Estate bei UBS, im folgenden Interview.
Befindet sich die Schweiz auf gutem Weg zu einem klimaneutralen Wohnungsbestand bis 2050?
Claudio Saputelli: Auf dem Weg zur Energiewende war bisher vor allem der Neubau die tragende Stütze. Bei 98 Prozent aller im Jahr 2023 bewilligten Wohnungen ist eine Wärmepumpe oder Fernwärme vorgesehen. Während lange Zeit Einfamilienhäuser hier die Vorreiterrolle innehatten, haben die Mehrfamilienhäuser jüngst praktisch aufgeschlossen. Aufgrund der langen Lebensdauer von Immobilien und der aktuell tiefen Neubauquote von 0,7 Prozent muss der Fokus jedoch vor allem auf der Sanierung von bestehenden Gebäuden liegen.
In welcher Grössenordnung?
Pro Jahr müssten gemäss unserer neuen Studie mehr als 38 000 Wohngebäude saniert werden – also deutlich mehr als die derzeit geschätzten 31 000 Gebäude.
Ist eine Beschleunigung der Sanierungstätigkeit absehbar?
Der Absatz von Wärmepumpen und Fotovoltaikmodulen hat sich in den letzten Jahren trotz sinkender Neubautätigkeit weiter erhöht. Die Anzahl verkaufter Wärmepumpen stieg 2023 um 6 Prozent von gut 41 000 auf 43 500, die installierte Leistung von Fotovoltaikanlagen schätzungsweise sogar um 32 Prozent. Mit zunehmendem Fortschritt in der Energiewende wird es aber immer schwieriger werden, das notwendige Tempo zu halten. Denn heute werden häufig Objekte energetisch saniert, bei denen keine nennenswerten Hindernisse vorliegen. Bei historischen Altstadtbauten mit hoher baulicher Dichte ist eine Wärmepumpe aber oftmals keine Option. Meist ist da nur der Wechsel auf Fernwärme möglich.
Wie hoch ist die Kostenreduktion dank Subventionen und Steuervorteilen bei der energetischen Sanierung eines Mehrfamilienhauses?
Bei der Investition von einer Million Franken in die energetische Sanierung eines Mehrfamilienhauses aus den 1970er-Jahren lassen sich die Ausgaben dank Subventionen um 7 bis 18 Prozent senken. Hinzu kommt der Steuerrabatt, der die Kosten nochmals um 13 bis 25 Prozent reduziert.