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Gesellschaft Partner Inhalt: Berner Fachhochschule

Die Kraft neuer Gewohnheiten: Wie soziale Innovationen unseren Alltag verändern können

Teilen statt besitzen, vernetzen statt konsumieren: Eine Zürcher App will Alltagspraktiken verändern – und stösst dabei auf Hürden zwischen Vision, Gewohnheit und System. Ein Blick auf soziale Innovation im städtischen Raum und ein Innovationsförderprogramm der speziellen Art.

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Die Kraft neuer Gewohnheiten: Wie soziale Innovationen unseren Alltag verändern können

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Das Wochenende kündigt sommerliche Temperaturen an, in Zürich drängen sich die Menschen am Ufer des Sees und der Limmat. Nadja überquert mit dem Velo den Steg beim Dynamo. Voller Vorfreude blickt sie auf die glitzernde Wasseroberfläche, morgen will sie mit ein paar Freunden aus dem Studium eine Bootstour auf der Limmat machen. Nur das Boot fehlt noch. Kaufen wollen sie keines, sie wohnen alle in kleinen Wohnungen mit wenig Stauraum. Ausleihen, am liebsten möglichst günstig, das fände Nadja ideal.

Zur gleichen Zeit sitzt Robin im Badener Oederlin-Areal am Laptop und versucht einen Softwarefehler zu beheben. Seine App Züri teilt sendet seit ein paar Tagen keine Push-Meldungen mehr, und das ist verheerend. Auf Züri teilt bieten Zürichs Bewohnerinnen und Bewohner Alltagsgegenstände zum Ausleihen an, ohne eine Gegenleistung zu erwarten. Und die Push- Meldungen braucht es darum, weil man auf der App digital alle Nachbarinnen und Nachbarn im Umkreis von 500 Metern anfragen kann. So könnte Nadja auf Robins App nach dem Gummiboot suchen. Und wenn sie Glück hat, besitzt jemand in der Nähe ihrer Wohnadresse eines, das morgen ungenutzt herumsteht und das Nadja ausleihen könnte.

Diese von Robin zusammen mit Ronny, Lisa und Ivan entwickelte App vernetzt Nadja digital mit ihrem Quartier – über Genossenschafts- und andere soziokulturelle Grenzen hinweg, zumindest theoretisch. Doch was als Test und beworben von der Stadt Zürich gut in den Zürcher Quartieren Heuried, Leimbach und Wollishofen funktionierte, nutzen bisher nur rund 6’000 Zürcherinnen Zürcher, und das auch nicht täglich. Man könnte sagen, es ist noch nicht zur Gewohnheit geworden, seine Nachbarschaft digital um Dinge zum Ausleihen zu bitten. Zum einen, weil Menschen ihre Gewohnheiten nicht so schnell ändern, zum anderen, weil Kaufen oft sehr günstig ist und als weniger anstrengend empfunden wird als Leihen. Zum dritten, weil es schwierig ist, eine App zu betreiben und zu bewerben, die für die Allgemeinheit gedacht ist, keine Gebühren von den Nutzerinnen und Nutzer verlangt und sich nicht durch den Verkauf von Daten finanziert.

Darum suchen die drei zurzeit nach Geld. Damit könnten sie die App weiterentwickeln und vielen Menschen zugänglich machen. Denn bisher haben sie viel in freiwilliger Arbeit geleistet. Die Vision: Auch andere Städte und Gemeinschaften sollen von der App profitieren. Als bewusste Alternative zu kommerziellen Miet-Plattformen.

Um ihr Ziel zu erreichen, haben sie sich beim Innovation Booster Future Urban Society beworben. Hier werden soziale Innovationen gefördert; also neue Wege, wie wir in Schweizer Städten und ihren Agglomerationen zusammenleben, uns ernähren und uns fortbewegen. Diese Innovationen können, wie im Fall von Züri teilt, gemeinnützigen oder auch unternehmerischen Ursprung haben. Ziel ist es, eine zukunftsfähige Schweiz mitzugestalten. Der Innovation-Booster wird durch die schweizerische Agentur für Innovationsförderung Innosuisse ermöglicht. Umgesetzt wird die Initiative durch ein Konsortium aus Praxispartnern, der Berner Fachhochschule Wirtschaft und in enger Zusammenarbeit mit den Partnerstädten (siehe Infobox).

Da sind zum Beispiel auch Sabeth und ihr Team, die der Frage nachgehen, wie Immobilienbesitzerinnen und -besitzer ihre Gebäude sozial verträglich und kostengünstig umbauen können. Oder Vasileios mit seinem Team, die Secondhand-PV-Paneele vermieten und dadurch länger nutzbar machen, was deren ökologischen Fussabdruck deutlich reduziert. Zusammen mit diesen und weiteren Projekten loten Robin, Lisa und Ivan aus, wie sie ihre Vorhaben finanzieren und ihre Idee verbreiten könnten. Sie sprechen unter anderem mit verschiedenen Städten darüber, unter welchen Umständen diese das Projekt finanziell unterstützen würden. Ist doch ein anonymisierter Datenverkauf möglich und für das Team ethisch vertretbar, wenn es um Nachweise von CO2-Emissionsreduktionen in Privathaushalten geht? Könnte die App open source angeboten werden? Oder wäre eine Stadt an der Vernetzung ihrer Bewohnerinnen und Bewohner via App interessiert? Während des Förderprogramms besprechen Robin, Lisa und Ivan solche Fragen auch mit Sabeth und Vasileios, denn sie alle treibt dasselbe an: vielen Menschen in der Schweiz attraktive und einfache Lösungen mit sozialem und ökologischem Mehrwert zugänglich zu machen. Vieles ist im Kleinen schon da, doch noch ist unklar, welche Innovationen und neue Gewohnheiten sich bei Stadtbewohnerinnen und -bewohnern durchsetzen werden.

Geht es nach Robin, Lisa und Ivan, dann wird Nadja 2026, beim Planen ihrer nächsten Limmat- Bootsfahrt, gleich ihr Handy zücken, „Gummiboot für 4 Personen gesucht für morgen“ in die Züri teilt-App tippen, und es wird ihr eine Nachbarin antwortet, dass sie Nadja gerne ihres borgt.

Deklaration: Dieser Inhalt wurde von BFH im Rahmen der Partnerschaft mit Sustainable Switzerland selbst erstellt.

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