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CEO Urs Wullschleger setzt auf Innovation, nicht nur bei den Produkten. Bild: Schmidlin AG

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Best Practices

«Nachhaltigkeit ist für uns ein strategisches Thema»

Die Wilhelm Schmidlin AG aus Oberarth stellt hochwertige Bade- und Duschwannen her. Das inhabergeführte Unternehmen orientiert sich am Leitbild einer nachhaltigen Entwicklung, wie CEO Urs Wullschleger im Interview erläutert.

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Welchen Stellenwert hat Nachhaltigkeit für Ihr Unternehmen?

Urs Wullschleger: Nachhaltigkeit beschränkt sich für uns nicht auf ökologische und soziale Aspekte. Wir betrachten sie als ein strategisches Thema, und das in einem umfassenden Sinne. Wir verfolgen ein nachhaltiges Geschäftsmodell und wirtschaften so, dass wir neben der Verantwortung für Umwelt, Mitarbeitende und die Gesellschaft auch grossen Wert auf faire, transparente Beziehungen zu unseren Geschäftspartnern legen.

Welche Rolle spielen für Sie die Sustainable Development Goals (SDGs) der Vereinten Nationen? Wir sehen die SDGs als wertvolle Innovationsquelle. Auch unsere Kunden sind sehr daran interessiert. So hat unser grösster Kunde in der Schweiz ein Nachhaltigkeitsengagement gefordert, welches mit Scorecards bewertet wird. Wir stellen auch in Exportmärkten fest, dass insbesondere von Architekten der Einsatz von Kunststoffen im Bau gemieden wird. Das ist eine grosse Chance für uns, da alle unsere Produkte komplett reziklierfähig sind. Wir wollen unsere Verantwortung auch als Produkthersteller für das Bauwesen wahrnehmen.

Zur Herstellung Ihrer hochwertigen Badprodukte verwenden Sie Stahl und Email. Im Schmelzverfahren werden diese Materialien zu glasiertem Titanstahl verarbeitet. Wir sind der einzige Schweizer Hersteller von Badprodukten, die aus diesem äusserst robusten Material bestehen. Sämtliche Rohstoffe, die wir zur Emailherstellung benötigen, sind Mineralien, die natürlich vorkommen und im Kreislauf von Rohstoffgewinnung, Produktion und Entsorgung ihren Wert erhalten.

Der Herstellungsprozess erfordert sehr viel Energie. Industrieproduktion ohne Energie ist nicht möglich. Wir tun aber unser Bestes, um Energie zu sparen und diese soweit wie möglich aus erneuerbaren Quellen zu beziehen. Mit unserer Photovoltaikanlage produzieren wir bereits ein Fünftel unseres Stromverbrauchs selbst. Darüber hinaus beziehen wir ausschliesslich zertifizierten Strom aus Wasserkraft. Seit längerem verfolgen wir das Ziel, den Energieeinsatz pro hergestelltem Produkt und den Anteil der darin enthaltenen grauen Energie zu senken. Dazu arbeiten wir mit der Energie-Agentur der Wirtschaft und dem Bundesamt für Umwelt zusammen. Seit 2013 bestehen mit diesen Behörden Zielvereinbarungen für die stetige Reduktion unseres Energieaufwands und der CO2-Emissionen. Unser Nachhaltigkeitsteam befasst sich auch mit Klimazielen, wie sie die Science Based Target initiative (SBTi) vorgibt. Wir evaluieren derzeit, ob wir diesen wissenschaftlichen Ansatz künftig verfolgen können.

«Ein wichtiger Hebel ist die Kreislaufwirtschaft innerhalb unseres Betriebs.»

Welche Massnahmen haben Sie ergriffen, um den Energie- und Ressourcenverbrauch zu senken? In erster Linie geht es um Energieeffizienz. Dazu gehört, dass wir die Abwärme von Emaillierofen und Trocknern rückgewinnen, energetische Gebäudesanierungen vornehmen und Massnahmen zur Reduktion des Strom- und Gasverbrauchs umsetzen. Einen weiteren wichtigen Hebel sehen wir in der Kreislaufwirtschaft innerhalb unseres Betriebs. Unsere grosse Wertschöpfungstiefe kommt uns da sehr entgegen. So haben wir in einigen Prozessen die Möglichkeit, selbst «Abfälle» zu rezyklieren und wieder in die eigenen Prozesse zurückzuführen.

Und was ist für Sie die grösste Herausforderung? Sie besteht derzeit darin, die graue Energie auch in Scope 3 – also in Bezug auf die gesamte Lieferkette – zu bilanzieren und entsprechende Absenkpfade zu definieren und durchzusetzen. Unser Geschäftsmodell baut sehr stark auf lokale Zulieferer. Dies erweist sich in der Nachhaltigkeitsbetrachtung als Vorteil.

Sie bieten Produkte in «GreenSteel»-Varianten an, die teurer sind als solche mit herkömmlich produziertem Stahl. Akzeptieren Ihre Kunden die höheren Preise für den CO2-reduzierten «grünen Stahl»? Wir haben dieses Angebot im Januar 2024 lanciert und sind gespannt, wie es sich entwickeln wird. Wir wollen es aber nicht bei GreenSteel belassen. Der reine Rohmaterialanteil von Stahl ist in unseren Produkten sehr hoch, daher liegt in dieser Komponente der grösste Hebel zur CO2-Reduktion. Parallel dazu laufen auch beim Verpackungsmaterial und bei den Rohstoffen zur Herstellung der Glasur viele Aktivitäten, um den ökologischen Fussabdruck zu verringern.

Welche Nachhaltigkeitsziele verfolgen Sie im Hinblick auf Ihre Mitarbeitenden? Wir leben seit 2011 eine Kaizen-Philosophie, welche die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter konsequent in den Verbesserungsprozess einbezieht. Dafür investieren wir explizit zehn Prozent unserer Arbeitszeit. Weitere zehn Prozent entfallen auf Schulungen, damit sich die Mitarbeitenden laufend weiterentwickeln. Dass Mitarbeitende das wichtigste Gut eines Unternehmens darstellen, wird oft gesagt. Wir sind überzeugt, dass wir dies mit unserer Philosophie auch explizit leben.

Urs Wullschleger ist Teilnehmer der Podiums­diskussion «Unternehmer­gespräch – verschiedene Ansätze zu Nachhaltigkeit» am Sustianable Switzerland Forum vom 22. August 2024 im Kursaal Bern. Mehr Infos zum Forum finden Sie hier.

Dieser Artikel behandelt folgende SDGs

Die Sustainable Development Goals (SDGs) sind 17 globale Ziele für nachhaltige Entwicklung, vereinbart von den UN-Mitgliedsstaaten in der Agenda 2030. Sie decken Themen wie Armutsbekämpfung, Ernährungssicherheit, Gesundheit, Bildung, Geschlechtergleichheit, sauberes Wasser, erneuerbare Energie, nachhaltiges Wirtschaftswachstum, Infrastruktur, Klimaschutz und den Schutz der Ozeane und der Biodiversität ab.

7 - Bezahlbare und saubere Energie
9 - Industrie, Innovation und Infrastruktur

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