Als Grundlage für die Weiterentwicklung ihrer Hardware hat Swisscom vom Schweizer Beratungs- und Ingenieursunternehmen EBP eine detaillierte Analyse ihres Eigenproduktportfolios in Auftrag gegeben. Ziel war es, den ökologischen Fussabdruck der Geräte zu erfassen und zu verstehen, an welchen Stellen die grössten Emissionen entstehen.
Insgesamt 15 Produkte, von Routern bis zu den TV-Boxen, wurden einer eingehenden physischen Prüfung unterzogen. Dabei umfasste die Untersuchung sämtliche Phasen des Produktlebenszyklus, vom CO₂-Fussabdruck in der Rohstoffbeschaffung über die Emissionen in der Produktion und bei der Nutzung bis hin zum CO₂-Ausstoss am Ende der Lebensdauer der Geräte. Für jedes Produkt wurden CO₂-Äquivalente berechnet, die sowohl in der Herstellung, beim Transport, während der Nutzung als auch bei der Entsorgung anfallen. Diese Daten wurden systematisch ausgewertet und verglichen. Daraus ergab sich ein differenziertes Bild darüber, wo die Emissionen am stärksten ins Gewicht fallen – und wo es am meisten Potenzial für Verbesserungen gibt.
Eine zentrale Erkenntnis dieser Analyse: Die grössten CO₂-Emissionen entstehen nicht, wie häufig angenommen, bei der Herstellung der Produkte, sondern in der Nutzungsphase, sprich: im täglichen Betrieb bei den Kunden. «Die Ökobilanzmethode hilft uns, die Emissions-Hotspots für ein Produkt zu ermitteln», erklärt Lucien Schriber, Experte für Ökobilanzen und Corporate Sustainability bei EBP. Immer wieder führe dies zu spannenden Erkenntnissen, wie im Fall der TV-Box 5, wo rund die Hälfte des gesamten CO₂-Fussabdrucks durch den Stromverbrauch in der Nutzung entsteht. «Das ist deutlich mehr als beispielsweise bei einem Smartphone», erläutert er.
Das bedeutet: Selbst wenn ein Gerät besonders ressourcenschonend produziert wurde, kann ein hoher Stromverbrauch im Betrieb diesen Vorteil wieder aufheben. Umso wichtiger ist es, dass beide Aspekte – Herstellung und Nutzung – bei der Produktentwicklung von Anfang an und in gleichem Masse Beachtung finden.
Längere Lebensdauer
Am Beispiel der TV-Box 5 wird das Konzept besonders einleuchtend: Aufgrund der kompakteren und leichteren Bauweise und einer dank sparsamerer Hardware erhöhten Effizienz konnte der Stromverbrauch des Geräts gegenüber früheren Modellen um markante 35 Prozent reduziert werden. Durch die Reduktion auf das Wesentliche – ohne Kompromisse bei der Leistung einzugehen – lässt sich gleichzeitig auch der Materialeinsatz senken. Der Verzicht auf unnötige Zusatzfunktionen bringt schliesslich noch einen weiteren Vorteil mit sich: Das Produkt ist weniger fehleranfällig und bleibt in der Regel länger im Einsatz.
Wie bei der TV-Box 5 will Swisscom die Erkenntnisse aus der Emissionsanalyse nun in den Entwicklungsprozess neuer Produkte einfliessen lassen. «Nachhaltigkeit soll künftig noch konsequenter in der Produktplanung – von der Konzeption bis zur Auslieferung – berücksichtigt werden», erklärt Fabio Farine, Product Owner Entertainment Hardware bei Swisscom. «Ziel ist es, die Produkte von Anfang an so zu gestalten, dass ihr gesamter Lebenszyklus bestmöglich ressourcenschonend verläuft.» Dazu gehören etwa die Auswahl langlebiger Materialien, möglichst energieeffiziente Komponenten, ein Design, das den Austausch oder die Reparatur der Bauteile erlaubt, sowie eine nachhaltige Logistik.
Da Swisscom eine umfassende Nachhaltigkeitsstrategie verfolgt, enden die Bemühungen des Unternehmens nicht im eigenen Betrieb und bei den eigenen Geräten, sondern schliessen auch die vor- und nachgelagerten Phasen der Wertschöpfungskette mit ein. Der Fokus gilt den sogenannten Scope-3-Emissionen – also dem indirekten CO₂-Ausstoss, der oftmals über 95 Prozent des gesamten CO₂-Fussabdrucks eines Unternehmens ausmacht. Besonders emissionsintensiv sind im Falle von Swisscom und ihren Zulieferern und Kunden die Netzwerkinfrastruktur, die IT-Hardware und die Handelswaren.
Wandel in der Denkweise
Zur Reduktion der Scope-3-Emissionen setzt das Unternehmen auf eine Vielzahl von Massnahmen. Von der Offenlegung der CO₂-Daten durch die strategischen Lieferanten über Trainingsprogramme sowie Kooperationen mit besonders nachhaltig agierenden Zulieferern bis hin zu entsprechenden Schulungen der Einkaufsteams und der Reduktion der Mobilität der Mitarbeitenden wurden zahlreiche Hebel in Bewegung gesetzt, um dem Ziel näherzukommen. Parallel dazu unterstützt Swisscom die Kundinnen und Kunden über eigene Websites, um den Energieverbrauch der Geräte im Einsatz weiter zu senken oder nicht mehr benötigte Altgeräte wieder auf Vordermann zu bringen.
Swisscom hat sich zum Ziel gesetzt, Nachhaltigkeit noch stärker als Innovationskriterium zu etablieren – von der Konzeption über den Einkauf bis zur Produktnutzung. Mit der TV-Box 5 ist dabei ein erster, sichtbarer Schritt gelungen. Und auch wenn sie auf den ersten Blick unscheinbar wirkt, sind ihre Auswirkungen beachtlich. Denn die TV-Box steht exemplarisch für einen Wandel in der Denkweise: weniger Masse, weniger Verbrauch, weniger Emissionen – und damit mehr Nachhaltigkeit.