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LKW-Planen werden geschnitten.

Bild: Joel Tettamanti / zvg

Produktion & Konsum

Slow Fashion – die Zukunft der Mode?

Jede Woche neue Trends, niedrige Preise, volle Einkaufstüten – die Modeindustrie produziert im Rekordtempo. Eine Gegenbewegung will das ändern: Slow Fashion. Was dahinter steckt und ob nachhaltige Mode die Industrie revolutionieren kann.

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  • Die Modeindustrie produziert im Rekordtempo, was zu massiver Umweltverschmutzung und hohen CO₂-Emissionen beiträgt.
  • Slow Fashion steht für nachhaltige, langlebige Produkte, faire Arbeitsbedingungen und transparente Produktionsprozesse, um die Umwelt und Arbeitskräfte zu schonen.
  • Fast Fashion hingegen setzt auf günstige Massenproduktion, oft mit billigen Materialien und unter schlechten Arbeitsbedingungen, was die Umwelt stark belastet.

Die Modeindustrie ist bekannt für ihre schnelle Produktion und ständig wechselnde Trends. Doch hinter der Massenproduktion stehen grosse ökologische und soziale Probleme. Laut Greenpeace verursacht die Textilproduktion bis zu 11% der globalen Treibhausgasemissionen – mehr als die gesamte Luftfahrtindustrie. Damit gilt die Modeindustrie bereits heute als einer der Haupttreiber des Klimawandels.

Auch das Verhalten der Konsumenten hat einen grossen Einfluss auf die Umwelt. Berechnungen zufolge besitzen wir heute so viele Kleidungsstücke, dass die nächsten sechs Generationen damit ausgestattet werden könnten. Der Grossteil davon landet jedoch auf der Mülldeponie. Gemäss dem Bundesamt für Umwelt (BAFU) werden pro Person in der Schweiz jedes Jahr etwa 6 kg Altkleider in der Textilsammlung entsorgt – dies entspricht rund 55‘000 Tonnen.

Angesichts dieser alarmierenden Zahlen wenden sich immer mehr Konsumenten und Unternehmen Slow Fashion zu – einer Bewegung, die Nachhaltigkeit und bewusstes Einkaufen in den Mittelpunkt stellt.

«Buy less, choose well, make it last!»

Vivienne Westwood

Im Gegensatz zu Fast Fashion, die auf Masse und schnelle Produktionszyklen setzt, fokussiert sich Slow Fashion auf langlebige, qualitativ hochwertige Kleidung. Hierbei wird auf saisonale Trends verzichtet, um Produkte zu schaffen, die über Jahre hinweg getragen werden können. Die Produktionsprozesse sind transparent und fair, wobei die Arbeitsbedingungen der Menschen und die Auswirkungen auf die Umwelt im Mittelpunkt stehen.

Ein Beispiel dafür ist die Zürcher Marke Freitag, die bewusst auf langlebige Taschen und Accessoires setzt. «Mit den immer schneller getakteten Kollektionsrhythmen der globalen Modeindustrie können wir nicht viel anfangen», sagt Elisabeth Isenegger, Sprecherin von Freitag. «Wir gestalten unsere Taschen und Accessoires bewusst so, dass sie durch ihre hochwertige Verarbeitung, aber auch dank ihrem funktionellen und zeitlosen Design über viele Jahre hinweg relevant bleiben.» Damit begegne Freitag der Problematik der Überproduktion von Beginn an und könne ergänzend zur Kernkollektion auch an aufwendigen, kreislauffähigen Produktentwicklungen arbeiten.

Bild: Roland Tännler / zvg

Jährlich werden 350 Tonnen gebrauchte LKW-Planen an die Fabrik von Freitag geliefert.

Auch grosse Fast-Fashion-Brands reagieren mittlerweile auf die nachhaltige Bewegung. Indem sie exklusive Kollektionen mit hochwertigeren Materialien oder Produkte aus recycelten Textilien auf den Markt bringen, werben grosse Konzerne für bewussteren Konsum.

Doch es gibt auch Kritik an der Bewegung: Durch die Verwendung hochwertiger Materialien und die Sicherstellung fairer Arbeitsbedingungen sind die Produktionskosten oft deutlich höher als bei der Massenproduktion von Fast Fashion. Dies macht nachhaltige Mode für viele Konsumenten weniger erschwinglich.

Der Übergang zu einer nachhaltigeren Modeindustrie bleibt daher eine Herausforderung, die sowohl Unternehmen als auch Konsumenten betrifft.

Dieser Artikel behandelt folgende SDGs

Die Sustainable Development Goals (SDGs) sind 17 globale Ziele für nachhaltige Entwicklung, vereinbart von den UN-Mitgliedsstaaten in der Agenda 2030. Sie decken Themen wie Armutsbekämpfung, Ernährungssicherheit, Gesundheit, Bildung, Geschlechtergleichheit, sauberes Wasser, erneuerbare Energie, nachhaltiges Wirtschaftswachstum, Infrastruktur, Klimaschutz und den Schutz der Ozeane und der Biodiversität ab.

12 - Verantwortungvoller Konsum und Produktion
13 - Massnahmen zum Klimaschutz

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