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Thomas P. Meier ist seit Mai 2019 CEO von Ricola – der erste externe Manager an der Spitze des Laufener Familienunternehmens.

Thomas P. Meier ist seit Mai 2019 CEO von Ricola – der erste externe Manager an der Spitze des Laufener Familienunternehmens. Bild: Fabian Ritter, Lupus Media

Wirtschaft

«Die US-Zölle treffen uns stark»

Ricola-Chef Thomas Meier erklärt im Interview, warum Nachhaltigkeit für Ricola mehr ist als ein Etikett – und wie das Unternehmen auf den Druck aus seinem wichtigsten Markt reagiert.

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«Die US-Zölle treffen uns stark»

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Als Familienunternehmen aus Laufen setzt Ricola seit 1930 auf Kräuterkompetenz und langfristiges Denken. Anlässlich des Besuchs des Sustainable Switzerland Entrepreneurs Clubs bei Ricola am 24. September 2025 skizziert CEO Thomas P. Meier im Interview, wie das Unternehmen Kurs hält und welche Stellschrauben in den nächsten Jahren entscheidend sind.

Herr Meier, wie viele andere Unternehmen betont auch Ricola, Nachhaltigkeit gehöre zu ihrer DNA. Wie ernst ist das gemeint?

Thomas P. Meier: «Ricola verdankt der Natur alles, darum setzen wir bereits seit unserer Gründung im Jahr 1930 konsequent auf Nachhaltigkeit. Echte Nachhaltigkeit kann nur durch eine ganzheitliche und systematische Herangehensweise erreicht werden, die sowohl ökologische, ökonomische als auch soziale Aspekte berücksichtigt. Wenn wir von Nachhaltigkeit sprechen, meinen wir aber neben ökologischen auch soziale und ökonomische Aspekte. So sind uns beispielsweise zufriedene und motivierte Mitarbeitende, eine offene und wertschätzende Unternehmenskultur und vertrauensvolle Beziehungen mit unseren Lieferanten wichtig. Auch die aktive Unterstützung sozialer Initiativen und von Kunst sind fester Bestandteil unseres Selbstverständnisses. Als Familienunternehmen denken wir in Generationen. Unser Handeln ist daher geprägt von einer wirtschaftlich nachhaltigen Unternehmensführung, die nicht auf kurzfristige Gewinne setzt, sondern auf langfristige Stabilität, Verlässlichkeit und Beständigkeit. So schaffen wir ein solides Fundament für eine erfolgreiche Zukunft – für unsere Mitarbeitenden, unsere Partner, die Gesellschaft und die Natur.»

«Wir verdanken der Natur alles und sind deshalb der Ansicht, dass wir auch alles unternehmen müssen, um sie zu erhalten.»

Thomas P. Meier

CEO Ricola

Verfügen Sie über eine eigene Nachhaltigkeitsstrategie?

Meier: «Eine verschriftliche Nachhaltigkeitsstrategie gibt es seit dem Jahr 2022. Tatsächlich stellen wir aber schon seit der Gründung unseres Unternehmens ökologische, ökonomische und soziale Aspekte ins Zentrum unseres Handelns. Seit dem Jahr 2020 ist zudem die erwähnte Nachhaltigkeitsstrategie Teil unserer Geschäftsstrategie. Dabei fokussieren wir sechs verschiedene Handlungsfelder: Landwirtschaft, Abfall, Verpackung, Klima, Wasser, Beschaffung. Für diese haben wir klare, messbare Ziele definiert und setzen entsprechende Massnahmen um, um diese Ziele zu erreichen. Ich gehe gerne auf zwei Beispiele ein:

  • Bis im Jahr 2030 werden 80 Prozent unserer Rohstoffe gemäss unseren landwirtschaftlichen Grundsätzen angebaut. Diese ermöglichen gesunde Böden und fördern die Biodiversität. Schon heute werden die in unseren Bonbons verwendeten Alpenkräuter gemäss den Richtlinien von Bio Suisse von rund 100 Schweizer Vertragsbäuerinnen und -bauern angebaut. Ausserdem unterstützen wir den nachhaltigen Anbau von Zuckerrüben gemäss den Grundsätzen von IP Suisse, einer der wichtigsten landwirtschaftlichen Produktions- und Vermarktungsorganisationen der Schweiz.
  • Besondere Bedeutung lassen wir auch dem Thema Energie zukommen. So setzen wir beispielsweise in der Produktion ausschliesslich auf erneuerbare Energiequellen. Unser Ziel ist es, bis 2030 unsere indirekten CO₂-Emissionen pro verdienten Franken um rund die Hälfte senken. Das heisst: Für die gleiche wirtschaftliche Leistung soll deutlich weniger CO₂ entstehen.»

Ricola produziert neun Milliarden Kräuterbonbons im Jahr. Mit Abstand der grösste Abnehmer sind die USA. Ist diese starke Marktposition für Ricola angesichts der drastisch gestiegenen US-Importzölle unter Präsident Trump zum Problem geworden?

Meier: «Die US-Zölle treffen uns natürlich wie andere exportierende Unternehmen stark. Jedoch ist Ricola ein kerngesundes Unternehmen und insgesamt gut aufgestellt und weiterhin am Standort Laufen festhalten. Wir haben vielversprechende Innovationen in der Pipeline und eine starke Marke, die überall auf der Welt das Ansehen unserer Konsumentinnen und Konsumenten geniesst. Umgehend nach der Ankündigung der neuen Zölle haben wir uns dieser Herausforderung gestellt und eine interne Taskforce ins Leben gerufen. Diese Taskforce beobachtet die Entwicklung genau und arbeitet intensiv daran, geeignete Massnahmen zu entwickeln. Wir sehen beispielsweise leichte Preiserhöhungen um 10 Prozent ab Dezember diesen Jahres für den US-amerikanischen Markt vor und arbeiten daran, unsere Kosten – beispielsweise bei der Beschaffung von Verpackungsmaterial – zu reduzieren.»

«Es gibt zunehmend Regeln in der Schweiz und der EU, welche einen unsagbaren administrativen Aufwand zur Folge haben und über deren effektiven Nutzen man sich zum Teil streiten kann.»

Thomas P. Meier

CEO Ricola

Worin liegen für Sie die grössten Herausforderungen in den kommenden Jahren?

Meier: «Ricola steht wie alle Lebensmittelhersteller vor Herausforderungen durch strengere Nachhaltigkeitsregeln, volatile geopolitische Entwicklungen und veränderte Konsumgewohnheiten. Gleichzeitig bieten genau diese Trends Chancen für uns: Im Bereich Nachhaltigkeit haben wir heute schon einen grossen Vorsprung und als traditionsreiche, glaubwürdige Marke mit Fokus auf Natur und Gesundheit sowie natürlichen, pflanzlichen Premium-Produkten liegen wir im Trend.»

Es heisst häufig in Wirtschaftskreisen, die Politik in der Schweiz und in der EU übertreibe es mit ihren detaillierten Nachhaltigkeitsregularien für Unternehmen. Sehen Sie das auch so?

Meier: «Wir verdanken der Natur alles und sind deshalb der Ansicht, dass wir auch alles unternehmen müssen, um sie zu erhalten. Mit einer ganzheitlichen und systematischen Herangehensweise können wir dazu beitragen, die Natur auch für die Zukunft zu erhalten. Regeln und Labels sind dabei grundsätzlich wichtig, weil sie einen verlässlichen Rahmen vorgeben. Auf der anderen Seite ist auch Augenmass nötig und die Politik muss realistische Ziele verfolgen und vernünftige Rahmenbedingungen für die Wirtschaft setzen. Es gibt zunehmend Regeln in der Schweiz und der EU, welche einen unsagbaren administrativen Aufwand zur Folge haben und über deren effektiven Nutzen man sich zum Teil streiten kann.»

Dieser Artikel behandelt folgende SDGs

Die Sustainable Development Goals (SDGs) sind 17 globale Ziele für nachhaltige Entwicklung, vereinbart von den UN-Mitgliedsstaaten in der Agenda 2030. Sie decken Themen wie Armutsbekämpfung, Ernährungssicherheit, Gesundheit, Bildung, Geschlechtergleichheit, sauberes Wasser, erneuerbare Energie, nachhaltiges Wirtschaftswachstum, Infrastruktur, Klimaschutz und den Schutz der Ozeane und der Biodiversität ab.

12 - Verantwortungvoller Konsum und Produktion
15 - Leben an Land

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