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Zwei junge Frauen halten ein Plakat hoch an einem Klimastreik in der Schweiz

Klimaschutz als Mehrheitsmeinung: Eine der umfassendsten Umfragen weltweit zeigt grossen Rückhalt für aktives Handeln. Bild: Keystone

Gesellschaft

Globale Umfrage: Grosse Mehrheit für aktiven Klimaschutz

Wer sich für mehr Klimaschutz einsetzt, fühlt sich oft in der Minderheit. Doch dieser Eindruck täuscht. Eine globale Umfrage zeigt: die grosse Mehrheit will handeln. Dass viele Menschen ihre Mitbürger unterschätzen, könnte allerdings selbst zum Hindernis werden.

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Globale Umfrage: Grosse Mehrheit für aktiven Klimaschutz

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Mehr als zwei Drittel der Weltbevölkerung wären bereit, einen Teil ihres Einkommens in den Kampf gegen die Erderwärmung zu investieren. Das zeigt eine Umfrage unter fast 130 000 Menschen in 125 Ländern. Demnach sind 69 Prozent der Weltbevölkerung nach eigenen Angaben bereit, jeden Monat ein Prozent ihres persönlichen Einkommens für Klimaschutzmassnahmen auszugeben. Weitere 6 Prozent wären immerhin bereit, dafür einen geringen Teil ihres Einkommens abzugeben. Auch die politischen Erwartungen sind klar: Eine überwältigende Mehrheit fordert mehr Klimaschutz von ihren Regierungen – und unterstützt gesellschaftliche Normen, die klimafreundliches Verhalten stärken sollen.

Die Befragung gehört zu den umfassendsten ihrer Art: Erfasst wurden Länder, die für 96 Prozent der weltweiten Emissionen und 92 Prozent der Weltbevölkerung stehen. Konkret gaben 86 Prozent der Befragten an, dass sie es für selbstverständlich halten, dass Menschen in ihrem Land gegen die Erderwärmung aktiv werden sollten. Noch deutlicher fällt der Ruf nach der Politik aus: Weltweit wünschen sich 89 Prozent ein stärkeres Engagement ihrer Regierung – in der Schweiz liegt dieser Anteil mit gut 84 Prozent leicht darunter. Die Studie wurde von einer Forschungsgruppe der Universität Bonn durchgeführt und in der Fachzeitschrift Nature Climate Change veröffentlicht. Die einbezogenen Länder sind für 96 Prozent der globalen Treibhausgasemissionen verantwortlich und umfassen 92 Prozent der Weltbevölkerung.

Quelle: Nature Magazine

Besonders hoch ist die Bereitschaft in Ländern, die selbst stark vom Klimawandel bedroht sind. Ein weiteres zentrales Ergebnis ist jedoch weniger erfreulich: Obwohl rund 69 Prozent erklärten, ein Prozent ihres Einkommens abgeben zu wollen, schätzten die Befragten die Zustimmung ihrer Mitmenschen viel niedriger ein – im Schnitt auf nur 43 Prozent. Damit liegen sie falsch: In den meisten Ländern war deutlich mehr als die Hälfte bereit, einen Beitrag zum Klimaschutz zu leisten. Die Forschenden sprechen hierbei von ‚pluralistischer Ignoranz‘ – einem Zustand, in dem Menschen systematisch die Zustimmung anderer unterschätzen.

Falsche Annahmen bremsen Klimaschutz

Diese Wahrnehmungslücke stelle weitere Klimaschutzmassnahmen vor Herausforderungen, heisst es in der Studie. Es sei daher «von entscheidender Bedeutung, das Bewusstsein für die breite globale Unterstützung für Klimaschutzmassnahmen zu schärfen, um eine einheitliche Reaktion auf den Klimawandel zu fördern.» Wie die Forschenden erläutern, halte die zutage getretene pessimistische Einschätzung, was die Bereitschaft anderer betreffe, viele Menschen davon ab, sich selbst am Klimaschutz zu beteiligen – sie bestätigen somit die negativen Überzeugungen. «Wenn man den Menschen bewusst macht, dass ihre klimafreundliche Haltung tatsächlich die grosse Mehrheit darstellt, könnte dies einen gesellschaftlichen Wendepunkt auslösen und die Verantwortlichen zu den dringend notwendigen Klimaschutzmassnahmen bewegen», betonen die Expertinnen und Experten.

Grosse Unterschiede zwischen den Ländern

Was die Studie allerdings auch zeigt: Der Anteil der Befragten, die bereit sind, ein Prozent ihres Einkommens zu spenden, variiert zwischen den Ländern erheblich. Er reicht von 30 Prozent bis 93 Prozent. In der überwiegenden Mehrheit der Länder (114 von 125) liegt der Anteil bei mehr als 50 Prozent, und in 81 von 125 Staaten beträgt er sogar mehr als zwei Drittel. Zu letzterer Gruppe zählt auch die Schweiz mit 67,8 Prozent. China, der weltweit grösste Umweltverschmutzer, rangiert noch weiter oben in der Skala: Vier von fünf Befragten wären im Reich der Mitte bereit, ein Prozent ihres Einkommens für Klimaschutzmassnahmen zu spenden, und fast alle fordern mehr Engagement ihrer Regierung. Auffällig ist auch der Unterschied zwischen Arm und Reich: In wohlhabenden Ländern liegt die Zustimmung niedriger als in ärmeren Staaten. Zudem zeigt die Auswertung, dass viele Menschen eher bereit sind zu handeln, wenn sie glauben, dass auch andere etwas tun – ein Hinweis auf die grosse Bedeutung gemeinsamer Wahrnehmung.

Quelle: Nature Magazine

Die Ergebnisse deuten auch darauf hin, dass ein Umdenken eine Kettenreaktion auslösen könnte: Je sichtbarer die breite Unterstützung, desto grösser die Wahrscheinlichkeit für einen gesellschaftlichen Wendepunkt. Das Fazit der Forschenden: «Die Ergebnisse sind ermutigend. Rund zwei Drittel der Weltbevölkerung geben an, bereit zu sein, im Kampf gegen den Klimawandel persönliche Kosten zu tragen. Die überwältigende Mehrheit fordert politisches Handeln und unterstützt klimafreundliche Normen.» Dies deute darauf hin, dass die Welt in ihrer Einschätzung des Klimawandels und der Notwendigkeit zum Handeln einig sei. Gleichzeitig steht die weit verbreitete Bereitschaft im Widerspruch zu einem weltweit vorherrschenden Pessimismus hinsichtlich der Handlungsbereitschaft anderer – viele unterschätzen, wie sehr auch andere bereit sind, sich zu engagieren. Diese „pluralistische Ignoranz“ könne selbst zum Hindernis werden, heisst es in der Studie. Deshalb müsse deutlicher kommuniziert werden, dass die grosse Mehrheit der Menschen weltweit hinter dem Klimaschutz steht und von ihren Regierungen entschlossenes Handeln erwartet.

Abnehmende Besorgnis in der Schweiz

Während in vielen Ländern die Sorge über den Klimawandel zunimmt, ist in der Schweiz ein gegenteiliger Trend zu beobachten: Nur noch rund die Hälfte der Bevölkerung ist überzeugt, dass Untätigkeit kommende Generationen im Stich lassen würde – etwa zehn Prozentpunkte weniger als noch vor vier Jahren. Das zeigt der aktuelle «Ipsos People and Climate Change»-Report.

Quelle: Ipsos People and Climate Change-Report

Auch die allgemeine Besorgnis über die Folgen des Klimawandels ist gesunken. In kaum einem anderen Land äussern derzeit so wenige Menschen Sorge über die Auswirkungen wie in der Schweiz.

Entsprechend gering ist auch der Wunsch nach mehr Engagement: Nicht einmal die Hälfte der Schweizerinnen und Schweizer findet, dass ihr Land beim Klimaschutz mehr tun sollte. Gleichzeitig fürchtet ein beträchtlicher Teil, dass zusätzliche Massnahmen zu hohe persönliche Opfer erfordern könnten. Und nur eine Minderheit sieht die Schweiz überhaupt in einer Vorreiterrolle beim Klimaschutz – viele sind sich unsicher, wo das Land im internationalen Vergleich steht.

Damit unterscheidet sich die Stimmungslage deutlich vom weltweiten Trend, wo eine wachsende Mehrheit entschlossenes Handeln einfordert.

Dieser Artikel behandelt folgende SDGs

Die Sustainable Development Goals (SDGs) sind 17 globale Ziele für nachhaltige Entwicklung, vereinbart von den UN-Mitgliedsstaaten in der Agenda 2030. Sie decken Themen wie Armutsbekämpfung, Ernährungssicherheit, Gesundheit, Bildung, Geschlechtergleichheit, sauberes Wasser, erneuerbare Energie, nachhaltiges Wirtschaftswachstum, Infrastruktur, Klimaschutz und den Schutz der Ozeane und der Biodiversität ab.

13 - Massnahmen zum Klimaschutz
16 - Frieden, Gerechtigkeit und starke Institutionen
17 - Partnerschaften zur Erreichung der Ziele

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