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«Nachhaltigkeit muss in Unternehmen zu einem zentralen Bestandteil der generellen Geschäftsstrategie werden», so Sebastian Kaczynski. Foto: Istock

Wirtschaft Content: SAP

«Nur was ich messen kann, kann ich auch managen»

Nachhaltigkeit ist für Unternehmen eine zentrale Herausforderung. Sebastian Kaczynski, Chief Sustainability Officer von SAP Schweiz, erläutert im Interview, welche Ansätze Erfolg versprechen. Entscheidend sei, Nachhaltigkeit komplett in die Geschäftsstrategie zu integrieren und dafür valide Informationsgrundlagen aus dem umfassenden Wertschöpfungssystem zu nutzen.

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Wenn Sie mit Schweizer Unternehmen über Nachhaltigkeit sprechen: Was bewegt die Firmen am meisten?

Sebastian Kaczynski: Viele Unternehmen in der Schweiz sind eng im internationalen Handel verflochten, oftmals als Global Player. Fragestellungen hinsichtlich Wertschöpfungssystemen und Lieferketten sind somit von zentraler Bedeutung: Welchen CO₂-Fussabdruck hat das Unternehmen im eigenen Betrieb sowie entlang der Lieferkette und wie kann dieser reduziert werden? Woher bezieht es seine Materialien? Gibt es für alle Personen, die in die Wertschöpfung involviert sind, faire Arbeitsbedingungen? Wie abhängig ist das Geschäft von sogenannten nature-based Services, wo schadet es der Biodiversität beziehungsweise wie kann es nature-positive wirtschaften? Unternehmen arbeiten daher intensiv daran, ihren Impact besser verstehen und Nachhaltigkeit in ihre Prozesse einbetten zu können. Das ist wie ein grüner «Pulsschlag», der sich über die gesamte Wertschöpfung erstreckt – von der Rohstoffgewinnung über die Auslieferung eines Produkts bis hin zu dessen Nutzung und Wiederverwertung beziehungsweise Entsorgung. Zu den stärksten Veränderungstreibern zählen übrigens die neuen Nachhaltigkeitsberichtspflichten.

Wo kommt hier SAP ins Spiel?

Es sind zahlreiche Herausforderungen zu bewältigen, um Unternehmen nachhaltiger zu machen. Viele hängen mit mangelnder Kenntnis der eigenen Nachhaltigkeitsdaten und Einflussfaktoren sowie unzureichender Steuerbarkeit zusammen. Unsere Kundenlösungen konzentrieren wir deshalb auf die Kernbereiche der Ermittlung und des Austauschs von Nachhaltigkeitsinformationen, des Berichtswesens sowie der aktiven Einbettung von Nachhaltigkeit in unternehmensübergreifende Geschäftsprozesse beziehungsweise in die Unternehmens-DNA. 88 Prozent der Lieferketten weltweit sind durch SAP verbunden. Und in unserem Business Network vernetzen wir aktuell mehr als sechs Millionen Unternehmen. Dadurch können wir unseren Kunden Nachhaltigkeitsinformationen und -lösungen anbieten, die die gesamte Wertschöpfung up- bis down-stream betreffen.

Um Nachhaltigkeit bei Unternehmen zu skalieren, ist es entscheidend, dass das Enterprise Resource Planning (ERP) eine Renaissance erlebt. SAP ist seit über 50 Jahren ERP-Marktführer, und während das klassische «R» sich bislang primär auf finanzielle Ressourcen bezog, erfinden wir es derzeit hinsichtlich Nachhaltigkeit neu. Wir werden zunehmend mehr Nachhaltigkeitsressourcen in unser ERP integrieren. Dies schliesst beispielsweise Treibhausgase, soziale Kriterien und auch die Biodiversität beziehungsweise das «natural capital» ein. Unseren Kunden soll es möglich sein, Nachhaltigkeit im Einklang mit ihren Finanzen zu managen.

Welche Handlungsmassnahmen empfehlen Sie Ihren Kunden?

Unternehmen sollten eine nachhaltige Geschäftsstrategie entwickeln. Das bedeutet, dass Nachhaltigkeit zu einem zentralen Bestandteil der generellen Geschäftsstrategie werden muss. Diese Strategie muss dann natürlich auch entsprechend gelebt werden und die diversen Unternehmensfunktionen aktiv miteinbeziehen. Nur so gelingt es, Zielkonflikte zu vermeiden und die gesamte Organisation mitzunehmen. Empfehlenswert ist in diesem Kontext beispielsweise die Durchführung der doppelten Wesentlichkeitsanalyse, um zu ermitteln, welche Auswirkungen das Unternehmen auf ESG-Themen hat, und auch, welche Auswirkungen ESG-Themen auf das Unternehmen haben.

«Nachhaltigkeitsdaten sollten auf dem gleichen Niveau wie Finanzdaten gemanagt und direkt in die Unternehmens-DNA integriert werden.»

Dafür benötigt man insbesondere auch valide und granulare Daten, um den Status quo zu erheben, die Performance zu messen und Handlungsmassnahmen sicher abzuleiten. Auch hier gilt: Nur was ich messen kann, kann ich managen. Nachhaltigkeitsdaten sollten auf dem gleichen Niveau wie Finanzdaten gemanagt werden. Daher ist es wichtig, nachhaltigkeitsrelevante Informationen aus dem eigenen Betrieb wie auch aus den vor- und nachgelagerten Wertschöpfungsprozessen zu ermitteln. Dazu muss man wissen: 80 Prozent der industriebedingten Treibhausgasemissionen werden durch Scope-3-Emissionen verursacht, also indirekt in vor- und nachgelagerten Wertschöpfungsprozessen. Leider hat die Industrie genau hierbei immer noch viel zu wenig Durchblick und «Grip». Umfragen zufolge gehen Unternehmen selber davon aus, dass etwa 30 bis 40 Prozent ihrer Angaben zum CO₂-Ausstoss fehlerhaft sind. Ich würde die Fehlerrate übrigens noch höher einschätzen. Der Grossteil aller Unternehmen berichtet erst gar nicht über Scope-3-Emissionen. Hier müssen Unternehmen dringend besser werden und enger zusammenarbeiten, denn Treibhausgasemissionen sind die Hauptursache für den Klimawandel und damit auch einer der signifikantesten Treiber für den Verlust von Biodiversität.

Und was geschieht mit den Daten?

Die ermittelten Nachhaltigkeitsdaten sollten direkt in die Unternehmensprozesse und in die Unternehmens-DNA integriert werden. So können alle relevanten Entscheidungsträgerinnen und Entscheidungsträger auf dynamisch-aktuelle Nachhaltigkeits- und Finanzdaten zugreifen und damit intelligente Geschäftsentscheidungen fällen, direkt dort, wo Handlungen erforderlich sind. Hierbei denke ich beispielsweise an Entscheidungsträgerinnen und Entscheidungsträger aus dem Vorstandsbereich und auch in operativeren Funktionen wie dem Beschaffungswesen, der Produktentwicklung sowie dem Personalwesen. Es wäre ineffizient und auch ineffektiv, diese Daten in Nachhaltigkeitsabteilungen zu belassen beziehungsweise Prozesse damit nicht dynamisch miteinander zu verknüpfen.

Und welche Rolle spielen die Mitarbeitenden?

Es ist entscheidend, dass die Mitarbeitenden – und auch die Geschäftspartner – erfolgreich in die Nachhaltigkeitsbestrebungen des Unternehmens integriert werden. Menschen, die das Unternehmen ausmachen, müssen mit dem Kopf und Herzen abgeholt werden. Ansonsten wird der notwendige Change-Prozess nur unter immensem Aufwand oder gar nicht erst zu bewerkstelligen sein. Zusätzlich zu Bildungsangeboten und internen Multiplikatoren-Netzwerken empfehle ich hierfür beispielsweise auch die Einführung von Nachhaltigkeitszielen beziehungsweise Nachhaltigkeitsbudgets, die auf Unternehmensfunktionen, Prozesse und externe Geschäftspartner heruntergebrochen und gemanagt werden.

Welche Lösungen bietet Ihr Unternehmen konkret in puncto Nachhaltigkeit?

SAP bietet branchenspezifische Lösungen für das Nachhaltigkeitsmanagement in den Bereichen ESG-Steuerung und -Berichterstattung, Klimaschutz, Kreislaufwirtschaft und soziale Verantwortung. Mit unserem integrierten ERP-Ansatz betten wir das Nachhaltigkeitsmanagement direkt in die Unternehmensprozesse ein und können dadurch eine wertschöpfungsübergreifende Datentransparenz und dynamische Steuerbarkeit ermöglichen. Zu unserem Portfolio zählen so beispielsweise auch neue Lösungen für die transaktionsbasierte CO₂-Bilanzierung über alle Wertschöpfungsebenen hinweg, also inklusive Scope 3. Damit ermöglichen wir, dass CO₂-Emissionen im Einklang mit Finanzdaten gemanagt werden können.

Zudem entwickeln wir auch mittels künstlicher Intelligenz selbstlernende Systeme zur kontinuierlichen Unternehmensoptimierung und Verbesserung der Nachhaltigkeit. Das klingt jetzt eventuell etwas sperrig. Ein greifbares Beispiel dafür ist, dass Unternehmen per Klick aufgezeigt bekommen sollen, wie sie ihren CO₂-Fussabdruck über Wertschöpfungsebenen hinweg reduzieren oder Produkte für die Kreislaufwirtschaft designen können, ohne dabei Ausgaben zu erhöhen, beziehungsweise indem diese sogar reduziert werden.

SAP unterstützt Firmen nicht nur technologisch?

Nein, wir vermitteln auch branchenrelevantes Know-how, Dienstleistungen für das Nachhaltigkeitsmanagement und entsprechende Innova- tionsberatung. Ausserdem teilen wir den Zugang zu unseren Ökosystemen und geben gerne unsere Expertise als Pionier im Nachhaltigkeitsbereich weiter.

Welche Nachhaltigkeitsziele hat SAP für sich selber gesetzt?

Wir haben uns ambitionierte Ziele definiert und sehen den Prozess zu mehr Nachhaltigkeit als eine andauernde Reise. So hat sich SAP gemäss der Science Based Targets Initiative im Rahmen des 1,5-Grad-Ziels verpflichtet, bis 2030 die Netto-null-Emission entlang unserer Wertschöpfungskette zu erreichen. Bis zum Ende des aktuellen Jahres werden wir dies bereits für unsere Scope-1- und -2-Emissionen sowie für eine Auswahl unserer Scope-3-Emissionen erzielt haben, indem wir unsere Emissionen primär reduzieren und, sekundär, in naturbasierte und technische Lösungen investieren, um die bislang unvermeidbaren Emissionen zu kompensieren. Wir haben uns aber auch für die Bereiche Soziales und Governance einiges vorgenommen.

SAP-Kunden erwirtschaften übrigens circa 87 Prozent des weltweiten Handelsvolumens. Darin besteht unser grösster Hebel für Nachhaltigkeit, und dies treibt meine Kolleginnen, Kollegen und mich sehr stark an.

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Sebastian Kaczynski, Chief Sustainability Officer, SAP Schweiz

Deklaration: Dieser Inhalt wurde vom Sustainable Switzerland Editorial Team im Auftrag von SAP erstellt.

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