Schülerinnen und Schüler des Gymnasiums Hofwil vor dem Radiobus des powerup_radio der Stiftung Kinderdorf Pestalozzi am Sustainable Switzerland Forum in Bern. Foto: NZZ
Gesellschaft
Partner Inhalt: Stiftung Kinderdorf Pestalozzi
«Nachhaltig heisst fair teilen»
Schülerinnen und Schüler haben am Sustainable Switzerland Forum Führungspersönlichkeiten zu nachhaltiger Verantwortung ihrer Organisationen befragt. Ihre Interviews zeigen, dass Nachhaltigkeit nicht nur ein Schlagwort ist, sondern konkrete Fragen an die Gesellschaft aufwirft.
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«Nachhaltig heisst fair teilen»
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Am 2. September 2025 herrschte reges Treiben in der neuen Festhalle Bern. Mehr als 500 Entscheidungsträgerinnen und Entscheidungsträger aus Wirtschaft, Politik und Wissenschaft versammelten sich am Sustainable Switzerland Forum, um Impulse für eine nachhaltige Schweiz zu setzen. Auf der Bühne präsentierten globale Konzerne, Startups und ehemalige Staatsoberhäupter – die Liste der Namen war lang – ihre Vorstellungen und Lösungsansätze für eine nachhaltige Welt. Doch nicht nur die Erwachsenen setzten Akzente: Schülerinnen und Schüler des Gymnasiums Hofwil waren mit dem Radiobus des powerup_radio der Stiftung Kinderdorf Pestalozzi unterwegs, um ihre eigenen Fragen zu stellen.
Das Ziel des Forums war laut Organisatorin Carmen Metzger: nicht nur zuhören, sondern handeln. «Wir liefern Inputs, die Teilnehmenden setzen die Erkenntnisse hoffentlich in ihrem Alltag um», sagt Metzger. «Eine nachhaltige Schweiz zu schaffen, gelingt ein Stück weit, indem wir den Gästen ermöglichen, sich zu vernetzen und nachhaltige Lösungen publik zu machen.» Für sie ist klar: Nachhaltigkeit sei nicht nur eine berufliche Verantwortung, sondern müsse in allen Lebensbereichen gelebt werden.
Organisatorin Carmen Metzger, NZZ, erläutert im Interview, warum es einen Event wie das Sustainable Switzerland Forum braucht. Foto: Stiftung Kinderdorf Pestalozzi
Draussen vor dem Radionus nahmen die Jugendlichen die Impulse auf und fragten kritisch nach. «Wir haben uns gefragt, wie Nachhaltigkeit im Alltag wirklich funktioniert», meint der 17-jährige Simon. Für die jungen Erwachsenen war es ein praxisnahes Training in Medienkompetenz, gesellschaftlicher Bildung und Kommunikation.
Zwischen Wertschöpfung und Verantwortung
Nina Schaller, CEO von Luja Foods, erklärte, wie Nebenprodukte aus der Tofu-Produktion weiterverwertet werden. «Wir nehmen Zutaten, die sonst weggeworfen würden, und verwandeln sie in hochwertige Produkte», so Schaller. Die Jugendlichen hakten nach: Wie funktioniert die Fermentation? Wie gelingt die Klimasteuerung für Pilzkulturen? Und welche Hürden gibt es für Start-ups in einer Wirtschaft, die linear statt zirkulär denkt? «Wir mussten viel Überzeugungsarbeit leisten und zeigen, dass sich die Investitionen lohnen. Das ist nicht immer von Widerständen befreit», erläuterte Schaller.
Nina Schaller, Co-CEO und Co-Founder von Luya, betont im Interview die Chancen fermentierter Nebenprodukte. Foto: Stiftung Kinderdorf Pestalozzi
Auch Christoph Birchler, CEO der Schokoladenfabrik Maestrani, stellte sich den Fragen. Für ihn endet Nachhaltigkeit nicht mit dem Erlangen von Zertifikaten: «Manchmal muss ich selbst staunen, wie ich als kleiner Schweizer KMU-CEO in den grossen Diskussionen des globalen Nordens und des globalen Südens stecke.» Er betonte die Verantwortung der Unternehmen, faire Bedingungen für Kakaobauern sicherzustellen, ohne bevormundend aufzutreten: «Wir müssen uns engagieren, dass die Lebensbedingungen vor Ort stimmen. Gleichzeitig müssen wir aufpassen, dass wir nicht nach Afrika kommen und ihnen sagen, wie sie ihr Leben leben sollen.»
Christoph Birchler, CEO der Schokoladenfabrik Maestrani, stellt sich den Fragen der jungen Interviewer. Foto: Stiftung Kinderdorf Pestalozzi
Bildung trifft Praxis
Birchler zeigte auf, wie sich ökonomische und soziale Interessen verbinden lassen: «Ein schönes Beispiel ist die Agroforestry. Wir möchten, dass der Regenwald aufgeforstet wird. Die Bauern pflanzen Bäume, die sie später als Altersvorsorge nutzen können – und gleichzeitig entsteht ein ökologischer Mehrwert.» Nachhaltigkeit könne damit nicht nur idealistisches Ziel sein, sondern ein tragfähiges Gesellschaftsmodell.
Für die Jugendlichen wurde am Forum erlebbar, dass Nachhaltigkeit nicht nur aus kreativen Ideen und ökonomischen Strategien, sondern auch aus gesellschaftlicher Verantwortung entsteht. Die Radioprojekte des Kinderdorfs Pestalozzi bilden dafür das Lernfeld. Thomas Schwitter, Lehrer für politische Bildung und Geschichte, erklärt: «Die Radioprojekte des Kinderdorfs Pestalozzi sind ein Beispiel, wie Bildung für nachhaltige Entwicklung funktioniert: Wissen aus verschiedenen Disziplinen wird verknüpft, Sprache, Argumentation und Medienkompetenz geübt – und das alles in einem realen Umfeld.»
Visionen der Jüngsten
Das Projekt stärkte bei den jungen Erwachsenen nicht nur Teamarbeit und Selbstvertrauen, sondern verdeutlichte auch: Nachhaltigkeit beginnt bei den Jüngsten. «Junge Menschen sehen die Probleme oft sehr direkt. Sie formulieren, was ihnen wichtig ist, ohne Umschweife», so Schwitter. So wie es die 15-jährige Alva verdeutlicht: «Nachhaltig heisst für mich, dass wir fair teilen: Essen, Wasser und auch Geld.» Simon, 17 Jahre, ergänzt: «Ich möchte, dass wir uns alle überlegen, was wir wirklich brauchen, und unseren Alltag anpassen.» Ihre Stimmen verdeutlichen, dass Nachhaltigkeit für Kinder nicht nur eine strategische Herausforderung als Gesellschaft ist, sondern ein konkretes Thema in ihrem Alltag.
Die Schülerinnen und Schüler hatten sichtlich Spass an der Arbeit mit dem Radiobus. Foto: TBD
Carmen Metzger sieht darin die Chance des Forums: «Das Ziel ist, dass die Teilnehmenden ins Handeln kommen, sich vernetzen, miteinander sprechen und gemeinsam Lösungen erarbeiten.» Am Ende zeigt sich ein klarer Befund: Nachhaltigkeit lebt von konkreten Handlungen, geteilter Verantwortung und der Einbeziehung aller Generationen. Für Kinder und Jugendliche bedeutet sie, Ressourcen gerecht zu teilen, die Natur zu respektieren und allen eine Stimme zu geben. Das Sustainable Switzerland Forum hat verdeutlicht, dass alle Perspektiven unverzichtbar sind – nicht nur für politische oder unternehmerische Entscheidungen, sondern für den gesellschaftlichen Diskurs insgesamt.
Der powerup_radio-Bus der Stiftung Kinderdorf Pestalozzi
Am 2. September 2025 war der Bus des powerup_radio live beim Sustainable Switzerland Forum in Bern dabei. Gemeinsam mit einer Klasse des Gymnasiums Hofwil tauchte die Stiftung Kinderdorf Pestalozzi in spannende Themen ein.
In authentischen Interviews mit Expertinnen und Experten sowie Stimmen aus dem Publikum entstand ein lebendiger Podcast, der die Zukunft der Nachhaltigkeit greifbar macht.