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Laut Leonard Creutzburg entsteht echter Wohlstand dort, wo Produkte nicht möglichst billig sind, sondern möglichst sinnvoll genutzt werden. Bild: Adobe Stock

Produktion & Konsum Partner Inhalt: One Planet Lab

Wohlstand neu denken: Qualität statt Quantität

Wohlstand basiert nicht auf immer mehr Materiellem, sondern auf klugen Ideen und unternehmerischer Verantwortung. In einer Marktwirtschaft können Unternehmen, die auf Qualität, Reparatur und neue Geschäftsmodelle setzen, den Wandel zu nachhaltigem Konsum vorantreiben.

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Seit wann ist mehr besser als genug? In unserer Kultur hatten Ausgewogenheit und Gleichgewicht einen hohen Stellenwert: vom Mittelweg über das rechte Mass bis zur goldenen Mitte. Und doch hat sich in den letzten Jahrzehnten, insbesondere seit den 1950er-Jahren, ein anderer Wert durchgesetzt – Masse statt Klasse.

Besonders deutlich wird das im Bereich Produktion und Konsum. Während früher Qualität das A und O war, geraten heute Unternehmen unter Druck, wenn günstige Konkurrenzprodukte als Massenware auf den Markt kommen – oft wenig nachhaltig, kurzlebig und mit zweifelhaftem Nutzwert.

Gegengesteuert werden kann auf zwei Ebenen, die sich nicht ausschliessen: Einerseits durch gesetzliche Rahmenbedingungen – etwa indem bestimmte Produkte vom Schweizer Markt ausgeschlossen oder über Zölle verteuert werden, wie dies bei landwirtschaftlichen Erzeugnissen längst gängige Praxis ist. Andererseits durch unternehmerisches Handeln: Unternehmen können ihre Prozesse gezielt auf Langlebigkeit, Reparaturfähigkeit und Qualität ausrichten.

Die Outdoor-Marke Vaude zeigt exemplarisch, wie das geht: Sie bietet nicht nur einen Reparaturservice an, bei dem Produkte eingeschickt werden können, sondern betreibt auch Repair-Cafés, in denen Kundinnen und Kunden ihre Ausrüstung mit professioneller Unterstützung selbst instand setzen können.

Auch in anderen Branchen wird Qualität neu gedacht. Das deutsche Unternehmen Shift etwa produziert seit 2014 das modulare Shiftphone – ein Smartphone, bei dem sich einzelne Bauteile leicht ersetzen oder aufrüsten lassen. Inzwischen stellt SHIFT auch nachhaltige Kopfhörer, Tablets, Bildschirme und sogar Fahrräder her – alle modular aufgebaut, langlebig und reparierbar.

Solche Innovationen sind nicht nur ökologisch sinnvoll, sondern auch ökonomisch attraktiv: Sie stärken die Kundenbindung, verlängern Produktzyklen und senken langfristig die Kosten. Gerade kleine und mittlere Unternehmen haben hier die Chance, sich mit Qualität, Service und Glaubwürdigkeit klar vom globalen Preisdruck abzuheben.

Andere Unternehmen setzen auf den Verleih. So etwa die Schweizer Plattform Sharely, die sich auf das Vermieten von Produkten spezialisiert hat: Ob Auto, Drohne, Hochdruckreiniger oder Gartengerät – gemietet wird, was nur gelegentlich gebraucht wird. Das spart Ressourcen, reduziert Platzbedarf und fördert einen gezielten, hochwertigen Konsum. Und vor allem spart es Geld.

Ivo David Kuhn, CEO von Sharely, sieht vermehrtes Teilen daher als äusserst effizient und sinnvoll an, um Geld und Platz zu sparen – und gleichzeitig bessere Produkte nutzen zu können: «Ein hochwertiges Produkt kann dutzende Male gemietet werden – und trotzdem bleibt das Mieten günstiger, als es einmal selbst zu kaufen.»

Dass Konsumentinnen und Konsumenten Verantwortung tragen, versteht sich von selbst. Doch es sind auch die Angebote der Unternehmen, die ihre Entscheidungen ermöglichen – oder eben einschränken. Wer hochwertige, reparierbare Produkte anbietet oder neue Nutzungsmodelle schafft, fördert ein aufgeklärtes, verantwortungsvolles Konsumverhalten.

Letztlich braucht es einen kulturellen Wandel: Der Besitz von Dingen sollte kein Wohlstandsmerkmal (mehr) sein. Durchschnittlich besitzt jede Schweizerin und jeder Schweizer heute rund 10 000 Gegenstände – regelmässig genutzt wird davon nur ein Bruchteil. Dabei zeigen Studien, dass die subjektive Lebenszufriedenheit mit dem Besitz von mehr Gegenständen nicht zunimmt. Der Unternehmer Gabriel Yoran spricht in seinem neuen Buch gar von der «Verkrempelung der Welt».

Die radikale «100-Dinge-Challenge» plädiert für einen Besitz von nur noch einem Prozent des Üblichen. Ob es eine derart drastische Reduktion braucht, sei dahingestellt. Entscheidend ist: Nachhaltigkeit und wirtschaftliche Stabilität schliessen sich nicht aus. Im Gegenteil – die Nachfrage nach langlebigen, reparierbaren und gemeinsam genutzten Produkten wächst, wie eine Studie von Deloitte 2023 aufgezeigt hat.

Unternehmen und Startups, die sich heute auf Qualität, zirkuläre Modelle und Ressourcenschonung ausrichten, sichern sich nicht nur ökologische Glaubwürdigkeit, sondern sind auch zukunftsfest aufgestellt. Denn echter Wohlstand entsteht dort, wo Produkte nicht möglichst billig sind, sondern möglichst sinnvoll genutzt werden.

In einer Gesellschaft, die auf Reparatur, Langlebigkeit und unternehmerische Verantwortung setzt, eröffnen sich neue Spielräume für Innovation und gesellschaftlichen wie wirtschaftlichen Erfolg. Wer diese Chancen heute nutzt, gestaltet nicht nur den Wandel mit – sondern profitiert langfristig davon.

Deklaration: Dieser Inhalt wurde von One Planet Lab im Rahmen der Partnerschaft mit Sustainable Switzerland selbst erstellt.

Dieser Artikel behandelt folgende SDGs

Die Sustainable Development Goals (SDGs) sind 17 globale Ziele für nachhaltige Entwicklung, vereinbart von den UN-Mitgliedsstaaten in der Agenda 2030. Sie decken Themen wie Armutsbekämpfung, Ernährungssicherheit, Gesundheit, Bildung, Geschlechtergleichheit, sauberes Wasser, erneuerbare Energie, nachhaltiges Wirtschaftswachstum, Infrastruktur, Klimaschutz und den Schutz der Ozeane und der Biodiversität ab.

12 - Verantwortungvoller Konsum und Produktion
13 - Massnahmen zum Klimaschutz

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