«Nachhaltige Praktiken fördern Innovation, Effizienz und Profitabilität»
Als Jury-Mitglied des «Sustainable Shapers»-Award zeigt Matteo Bernardoni, wie unternehmerische Weitsicht und Nachhaltigkeit zusammenwirken. Im Interview erklärt er, wo Firmen ansetzen können.
6
Teilen
Hören
«Nachhaltige Praktiken fördern Innovation, Effizienz und Profitabilität»
Teilen
Hören
0.25
0.5
1
1.25
1.5
1.75
2
«Nachhaltige Praktiken fördern Innovation, Effizienz und Profitabilität»
00:00
00:00
3 Min.
• • Anja Ruoss
Gab es einen Moment, in dem Sie Ihre Sicht auf die Nachhaltigkeit überdenken mussten?
Matteo Bernardoni: «Ja, und zwar als ich während eines Projekts die unterschiedlichen Interessen von Stakeholdern in Einklang bringen musste. Nachhaltigkeit war für alle Beteiligten eine Priorität, der Fokus lag aber auf unterschiedlichen Aspekten, die verschieden gewichtet wurden – sowohl hinsichtlich des Engagements als auch der Dringlichkeit. Diese Situation zeigte mir, wie wichtig es ist, Interessen auszubalancieren, einen offenen Dialog zu führen und eine gemeinsame Basis zu finden, um die Ziele aufeinander abzustimmen.»
Was bedeutet nachhaltige Führung für Sie?
Bernardoni: «Nachhaltige Führung bedeutet, die Entscheidungen von heute mit der Sichtweise der kommenden Generationen zu treffen.»
Wie gelingt es, Nachhaltigkeit mit Wirtschaftlichkeit in Einklang zu bringen?
Bernardoni: «Indem man Nachhaltigkeit als Investition und nicht als Kostenfaktor versteht. Nachhaltige Praktiken fördern Innovation, Effizienz und Profitabilität. Aus Sicht der Kundinnen und Kunden stärkt Nachhaltigkeit die Resilienz von Geschäftsmodellen, reduziert Risiken und erschliesst neue Chancen. Sie kann Unternehmen in einem dynamischen Umfeld wettbewerbsfähiger machen.»
«Es braucht klare politische Rahmenbedingungen und eine sektorübergreifende Zusammenarbeit, damit Nachhaltigkeit auch in unsicheren Zeiten Priorität bleibt.»
Matteo Bernardoni
Co-Head Client Needs (Product Management, Sustainability) bei UBS
Wo sehen Sie aktuell den grössten Hebel für nachhaltiges Wirtschaften in der Finanzbranche?
Bernardoni: «Ein zentraler Hebel liegt darin, Kundinnen und Kunden dabei zu unterstützen, Nachhaltigkeit in ihre Anlageportfolios zu integrieren – also auch hier eine starke Beratung basierend auf solidem Know-How liefern zu können. Sowie auch, ihnen Finanzierungsmöglichkeiten für den Übergang zu einer CO₂-armen Wirtschaft anzubieten. Dieser Ansatz reduziert Risiken und eröffnet neue Wachstums- und Wettbewerbspotenziale.»
Gab es ein Themenfeld oder Marktsegment, das Ihre strategische Perspektive auf Nachhaltigkeit besonders gefordert oder verändert hat?
Bernardoni: «Ich habe speziell mein Verständnis für die Rolle der Immobilienbranche weiter geschärft. Das hat mich dazu bewegt, mich für die Bedeutung des Renditeliegenschaften-Segments einzusetzen und neue Lösungen sowie Produkte für diesen Teil des Marktes zu entwickeln.»
Was sind aus Ihrer Sicht die grössten Hürden für nachhaltige Transformation in der Schweiz?
Bernardoni: «Globale geopolitische und wirtschaftliche Unsicherheiten erschweren die nachhaltige Transformation. Sie führen zu schwankenden Prioritäten und Ressourcenallokationen, was die konsequente Verfolgung langfristiger Nachhaltigkeitsziele erschwert. Zudem agieren Unternehmen und Entscheidungsträger risikoscheuer, was mitunter auch die Entwicklung und Einführung von Innovationen beeinträchtigen kann. Um dem entgegenzuwirken, braucht es ein starkes Bekenntnis zur Nachhaltigkeit, klare politische Rahmenbedingungen und sektorübergreifende Zusammenarbeit.»
«Eine nachhaltige Entwicklung lässt sich nicht mit überzogenen Erwartungen gestalten. Entscheidend sind wirkungsvolle Ergebnisse.»
Matteo Bernardoni
Co-Head Client Needs (Product Management, Sustainability) bei UBS
Welche Innovation, Technologie oder Initiative begeistert Sie aktuell besonders?
Bernardoni: «Am meisten begeistert mich die Künstliche Intelligenz. KI kann Nachhaltigkeitsbestrebungen unterstützen – etwa durch bessere Entscheidungsgrundlagen, was zu einem effizienteren Ressourceneinsatz führen oder auch Risiken mindern kann. Sie kann uns bei der Steigerung der Energieeffizienz von Gebäuden oder bei der Entwicklung neuer nachhaltiger Materialien helfen. Und natürlich muss dabei auch der Energiebedarf von KI analysiert und aktiv angegangen werden.»
Wer oder was inspiriert Sie persönlich in Ihrem Engagement für eine nachhaltige Zukunft?
Bernardoni: «Die Kraft der Natur inspiriert mich. Die Vernetztheit der Ökosysteme erinnert mich an die Bedeutung unserer Rolle bei ihrem Erhalt – zugleich ermutigt mich ihre Widerstandsfähigkeit, auch in herausfordernden Zeiten nicht aufzugeben.»
Welcher einfache, aber wirksame Nachhaltigkeitstipp hat sich in Ihrem Führungsalltag bewährt?
Bernardoni: «Den Fokus auf das zu setzen, was wirklich zählt! Eine nachhaltige Entwicklung lässt sich nicht mit überzogenen Erwartungen gestalten. Entscheidend sind wirkungsvolle Ergebnisse.»
Sustainable Shapers 2025
Sustainable Switzerland, die Nachhaltigkeitsplattform der NZZ, zeichnet erstmals die «Sustainable Shapers» der Schweiz aus: Herausragende Persönlichkeiten, welche die nachhaltige Entwicklung gestalten und vorantreiben. Ausgezeichnet werden Pioniere und Vordenker, die mit ihrem Engagement und innovativen Konzepten starke Zeichen für eine nachhaltige Zukunft setzen – ökologisch, unternehmerisch und sozial.
Eine unabhängige Jury kürt die «Sustainable Shapers» in den drei Kategorien «Leadership & Transformation», «Knowledge & Opinion» sowie «Vision & Innovation». Die Auszeichnung erfolgt am Sustainable Switzerland Forum am 2. September 2025 in Bern.
Deklaration: Dieser Inhalt wurde vom Sustainable Switzerland Editorial Team in Zusammenarbeit mit UBS erstellt.
Das könnte Sie auch interessieren
Wirtschaft
«Sportbekleidung – fair, lokal und nachhaltig»: Revario setzt auf Swiss Made
Wirtschaft
Wohlstand neu denken: Qualität statt Quantität
Wirtschaft
«Was sich heute noch nicht rechnet, kann sich morgen doppelt auszahlen»
Dieser Artikel behandelt folgende SDGs
Die Sustainable Development Goals (SDGs) sind 17 globale Ziele für nachhaltige Entwicklung, vereinbart von den UN-Mitgliedsstaaten in der Agenda 2030. Sie decken Themen wie Armutsbekämpfung, Ernährungssicherheit, Gesundheit, Bildung, Geschlechtergleichheit, sauberes Wasser, erneuerbare Energie, nachhaltiges Wirtschaftswachstum, Infrastruktur, Klimaschutz und den Schutz der Ozeane und der Biodiversität ab.