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«Die Lösung: Essbare Algen von Schweizer Bauernhöfen»

Füttert man das Vieh mit Makroalgen, wird weniger Methan ausgestossen. Foto: PD

Produktion & Konsum Partner Inhalt: Lidl Schweiz

«Die Lösung: Essbare Algen von Schweizer Bauernhöfen»

Fressen uns Vierbeiner das Essen weg? Rund 75 Prozent der weltweiten Sojaproduktion wird heute an Nutztiere verfüttert. Die Anbauflächen wachsen exponentiell, was immer mehr zum Problem wird. Eine Alternative liegt gleich vor unserer Haustür, wie Agroscope-Forscher Fabian Wahl erklärt.

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Seit dem Jahr 2000 hat sich die Sojaproduktion verdoppelt, weltweit. Um die enorme Nachfrage sichern zu können, werden wertvolle Naturflächen in Ackerland umgewandelt. Das wirkt sich nicht nur negativ auf Wälder und Dschungel aus, sondern belastet die Umwelt zusätzlich mit den globalen Transporten. Dabei gäbe es eine bessere Alternative, die praktisch vor unserer Nase wächst: Algen. Das glitschige Grün ist reich an Proteinen und vielen anderen Nährstoffen, weshalb sich auch Tiere in freier Wildbahn davon ernähren.

Doch wie macht man aus Algen Lebensmittel? Oder zumindest zertifizierte Futtermittel? Diesen Fragen geht Agroscope, das renommierte Kompetenzzentrum des Bundes für landwirtschaftliche Forschung, in einem eigenen Projekt nach, das von Lidl Schweiz unterstützt wird. Ziel ist es, die hiesige Landwirtschaft nachhaltiger zu gestalten. Wie das genau gehen soll, erklärt Fabian Wahl, Leiter des strategischen Forschungsbereichs Mikrobielle Systeme von Lebensmitteln, im Interview.

Was macht die Landwirtschaft hierzulande so emissionsreich?

Fabian Wahl: Rund 20 Prozent der nationalen Treibhausgase stammen von der Landwirtschaft, über die Hälfte davon sind Methanemissionen von Tieren, insbesondere von Rindern. Doch noch schädlicher ist der globale Effekt der Tierfutterproduktion: zunehmende Entwaldung, übermässige Düngung und massenhafter Einsatz von Pflanzenschutzmitteln. Dazu muss man wissen: Die Schweiz importiert heute circa 250 000 Tonnen Soja pro Jahr, die vor allem für Tierfutter verwendet werden. Das könnte immer mehr zum Problem werden, wenn wir auf unserem Planeten eines Tages zehn Milliarden Menschen ernähren müssen. Denn dann sollten wir die landwirtschaftlichen Flächen in erster Linie zum Anbau von Lebensmitteln nutzen. Wir forschen deswegen nach einer Lösung, mit der sich die schon jetzt erkennbaren Probleme eines Tages beheben lassen. Bei unserem Projekt geht es konkret um das Verringern von Anbauflächen für Futtermittel und einer möglichen Reduktion der Methanemissionen, die von Rindern beim Verdauen ausgestossen werden.

Wie wollen Sie erreichen, dass Kühe weniger klimaschädlich werden?

Die Wissenschaft hat festgestellt: Füttert man das Vieh mit Makroalgen, wird weitaus weniger Methan ausgestossen. Darum forschen wir nach weiteren Algensorten, die sich ebenso positiv auf die Umwelt auswirken.

Hat das nicht schädliche Nebeneffekte auf die Verdauung der Tiere?

Bisher sind keine solchen Effekte bekannt. Ausserdem hat sich gezeigt, dass Algen von den Tieren als Nahrung akzeptiert werden. Wir haben zusammen mit der ETH Zürich Studien unternommen, bei denen Sojarationen komplett durch Algen ersetzt wurden. Diese Versuche waren sehr vielversprechend. Ausserdem haben wir festgestellt, dass die Qualität von Lebensmitteln wie Milch und Fleisch mindestens gleichwertig bleibt. Und in der Natur kommt es ja häufig vor, dass Tiere aus Brunnen trinken, in denen Algen wachsen. Das stört sie offensichtlich nicht.

Was hat Sie inspiriert, Algen zu züchten, um damit Kühe zu füttern?

Der Gedanke entstand bei einem Brainstorming. Wir haben uns gefragt, wie wir unser Wissen über die Kultivierung von Bakterien für die Nahrungsfermentierung neu einsetzen können. So stiessen wir auf Mikroalgen. Sie bilden durch ihre Photosynthese das Fundament für unsere heutige Atmosphäre. Es ist aber nicht nur so, dass die Mikroalgen etwa 50 Prozent des Sauerstoffs in der Atmosphäre produzieren, sie verbrauchen dabei auch grosse Mengen an klimaschädlichem Kohlendioxid. Spannend ist zudem, dass Algen über eine unglaubliche Biodiversität verfügen – das ist bisher noch fast unerforscht!

Wie viele essbare Algenarten gibt es denn?

Wir vermuten heute, dass es über 800 000 verschiedene Arten mit noch mehr Unterarten gibt. Aktuell sind weniger als 50 000 Arten charakterisiert. Offiziell für die Humanernährung zugelassen sind hierzulande jedoch nur zwei Arten: Chlorella und Spirulina.

Das hört sich nach einer Menge Potenzial an.

Leider ist der Zulassungsprozess sehr aufwendig. Wir sehen jedoch grosses Potenzial, denn die biologische Effizienz bei der Herstellung von Proteinen ist bei Mikroalgen mindestens zehnmal so hoch wie bei der besten Sojasorte. Ausserdem braucht es für die Kultivierung kein Ackerland.

Wie würde sich das in der Praxis genau gestalten? Bräuchte jeder Bauernhof einen grossen Swimmingpool?

Tatsächlich werden heute grosse Teiche eingesetzt, sogenannte «Open Ponds», die sich optimal eignen, um Algen zu kultivieren. In China gibt es beispielsweise riesige solcher Anlagen, die den gesamten CO2-Ausstoss von fossilen Kraftwerken aufnehmen. Eine solche Lösung verschlingt allerdings beträchtliche Landflächen. Wir arbeiten momentan mit Röhrenphotobioreaktoren, die man sich am besten wie Solarthermieanlagen auf Dächern vorstellt, nur dass diese Röhren transparent sind. Somit sind sie auch ein Sinnbild für die grüne Landwirtschaft.

Diese Photobioreaktoren produzieren dann Mikroalgen, die den Kühen dann als flüssige Nahrung vorgesetzt werden?

Ja, genau. Die Mikroalgen werden photoautotroph kultiviert, das heisst, sie benötigen nur Licht als Energiequelle, um aus anorganischen Stoffen wie beispielsweise CO2 energiereichere organische Stoffe wie Proteine aufzubauen. Pro Tonne produzierter Biomasse werden so immerhin 2 bis 3 Tonnen CO2 gebunden. Entsprechende Anlagen können gut auf grossen Flächen aufgestellt werden. Stellen Sie sich diese Lösung vor: Essbare Algen werden auf den Dächern von Schweizer Bauernhöfen produziert und liefern hochwertige Nährstoffe wie Proteine, Lipide oder Omega-3-Fettsäuren. So können Futtermittel und später hoffentlich auch Lebensmittel gewonnen werden.

Wann genau es soweit sein wird, dass Schweizer Kühe mit Algen gefüttert werden, ist noch nicht abzusehen. Doch schon jetzt ist auch Lidl Schweiz begeistert von den bisherigen Forschungsergebnissen: «Es freut uns sehr, dass wir dieses innovative Projekt finanziell unterstützen können. Ein relevanter Teil der Treibhausgasemissionen unserer Produkte stammt direkt oder indirekt aus der Nutztierhaltung. Mit nachhaltigeren Alternativen wie der dezentralen Produktion der Algen auf Landwirtschaftsbetrieben könnten wir diese Emissionen künftig reduzieren», sagt Julia Baumann, Abteilungsleiterin Nachhaltigkeit bei Lidl Schweiz.

Neben dem Forschungsprojekt investiert die Detailhandelskette in den Ausbau von Photovoltaikanlagen, verzichtet komplett auf Flugtransporte bei Produkten wie Früchten, Gemüse, frischen Kräuter, Frischfleisch und -fisch, engagiert sich für einen nachhaltigeren Sojaanbau und hat sich gleichzeitig das ambitionierte Ziel gesetzt, die Filialbelieferung bis 2030 fossilfrei abzuwickeln. «Jeder Schritt in Richtung Nachhaltigkeit zählt», betont Baumann. Gerade durch das Algenprojekt würde sich auch die lokale Wertschöpfung erhöhen und die Abhängigkeit von internationalen Lieferketten verringern lassen. Julia Baumann wie auch Agroscope-Forscher Fabian Wahl sind fest davon überzeugt, dass diese Lösung Teil einer grüneren Zukunft sein kann.

Deklaration: Dieser Inhalt wurde vom Sustainable Switzerland Editorial Team im Auftrag von Lidl erstellt.

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