Alt und Jung isst anders, Geschmäcker verändern sich über Generationen hinweg. Die grossmütterliche «Gschwellti» weicht dem «Fushion Prawn Pad Thai» und das in den 1950er-Jahren entstandene Jahrhundertgewürz «Aromat» will auch nicht so recht zum veganen Schnitzel passen.
Doch wieso verändert sich unsere Küche? Verschiebungen in der Ernährung sind trotz ihrer hohen potenziellen Relevanz nicht vollständig verstanden. Einen Konsens in der Wissenschaft gibt es zumindest betreffend der Art der Veränderung: Der Energiebedarf (sprich Kalorien) einer Gesellschaft wird durch soziodemografische Umschwünge gesteuert. Verändertes Ernährungsverhalten (sprich Vorlieben) hingegen resultiert daraus, dass wir uns anders verhalten. Zum Beispiel – durch die Globalisierung angetrieben – leben wir internationaler. Diese Umorientierung schlägt früher oder später auf den Magen.
Soll heissen, die Schweiz kocht immer mehr internationale, wenn auch nicht zwingend exotische Küche. «Zwiebeln werden immer beliebter, sie werden ja auch in jeder Pastasauce benötigt. Hingegen wissen viele Leute nicht mehr, was sie mit Wurzelgemüse wie Rettich anfangen sollen», sagt Stefan Mann von Agroscope, dem Kompetenzzentrum des Bundes für landwirtschaftliche Forschung.
Trends über Generationen hinweg
Der Agrarökonom und Forschungsgruppenleiter Mann ist Autor einer neuen Langzeitstudie, die nicht nur Ernährungsgewohnheiten von einzelnen Generationen analysiert, sondern verschiedene Generationen über einen längeren Zeitraum hinweg vergleicht. In diesem Fall wurde der Lebensmittelkonsum von sechs Generationen über den Zeitraum von 30 Jahren hinweg untersucht. Diese Konsum-Trends sind gerade für die Ernährungswirtschaft wegweisend, zeigen sie doch, welche Produkte langfristig beliebter werden und welche in den Verkaufsregalen zurück bleiben.
«Für mich war die wichtigste Erkenntnis, dass es Produkte gibt, bei denen der Trend bei den Generationen in eine unterschiedliche Richtung geht, bei andern in die gleiche. Es gibt alle möglichen Kombinationen», so Mann. Die Nachfrage nach Zitrusfrüchten stieg bei jüngeren Generationen während des Untersuchungszeitraums zum Beispiel deutlich an, während bei älteren Menschen genau das Gegenteil geschah. Beim Fleisch sei die Lage uneinheitlich, so Mann. Die 50 bis 70-Jährigen schwenken in Richtung Geflügel, während bei Jüngeren Lammfleisch immer beliebter wird.
Ebenso gebe es übergreifende Entwicklungen: Über alle Generationen isst die Schweiz heute mehr Bohnen- und Erbsen. Deutlich allerdings auch: Schweizerinnen und Schweizer konsumieren weniger Milch als früher.