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Pflegefachfrau Andrea Hurschler-Andermatt (links) im Gespräch mit Lucienne Dauwalder, Fachspezialistin für betriebliches Gesundheitsmanagement, im Alterszentrum Nägeligasse in Stans. Foto: Olivier Messerli

Gesellschaft Partner Inhalt: die Mobiliar

Resilienz: eine Schlüsselkompetenz für heute und morgen

Als Investition in die Zukunft wird innere Widerstandsfähigkeit oder Resilienz oft schon Kindern gelehrt. Denn wer resilient ist, meistert Krisen, aber auch den beruflichen und privaten Alltag besser. Wie ein Alterszentrum in Nidwalden mit Resilienztrainings seine Mitarbeitenden stärkt.

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Resilienz: eine Schlüsselkompetenz für heute und morgen

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Im Restaurant der «Nägeligasse» in Stans wird gerätselt. Konzentriert versuchen Seniorinnen und Senioren, unvollständige Redewendungen zu ergänzen. Mehr als 120 Menschen leben im Alterszentrum, betreut von 200 Mitarbeitenden. Zu Letzteren gehört Andrea Hurschler- Andermatt. Die 37-jährige Pflegefachfrau nimmt zurzeit an einer einjährigen Serie von Resilienzschulungen für Mitarbeitende teil – freiwillig, während der Arbeitszeit. Die Veranstaltungen heissen zum Beispiel «soziale Unterstützung » oder «kognitive Flexibilität». Die «Nägeligasse» arbeitet dafür mit dem betrieblichen Gesundheitsmanagement (BGM) der Mobiliar zusammen (siehe Interview unten).

Gesund und leistungsfähig zu sein, ist nicht selbstverständlich. Mitarbeitende, die wegen physischer oder psychischer Probleme ausfallen, kosten die Wirtschaft jährlich mehrere Milliarden Schweizer Franken. Das Gesundheits- und Sozialwesen ist von Absenzen überdurchschnittlich betroffen, wie die aktuellste Arbeitsvolumenstatistik des BFS zeigt. Die Belastung ist hoch, und Fachkräfte sind nicht erst seit der Pandemie schwierig zu finden.

An der Belastungsgrenze

«Selbstfürsorge ist für mich als Pflegefachfrau und Mutter besonders wichtig», sagt Andrea Hurschler-Andermatt. «Damit ich auch für andere gut sorgen kann.» Das Thema Resilienz interessiert sie schon lange. Familiäre Herausforderungen in ihrer Jugend und Burnouts im Bekanntenkreis haben sie geprägt. Elf Jahre arbeitete sie in einem Akutspital und stiess zwischen Dreischichtbetrieb, Wochenendarbeit und später den zwei Kindern an ihre Belastungsgrenzen. In der «Nägeligasse» hat sie ein gutes Gleichgewicht zwischen Arbeit und Familie gefunden. Würde sie sich selbst als resilient bezeichnen? «Ich habe starke Wurzeln entwickelt, ein Sturm entwurzelt mich nicht so schnell», sagt Hurschler-Andermatt. In den Resilienztrainings lernt sie, mit schwierigen Momenten umzugehen: Zum Beispiel, indem sie Distanz zu einer Situation schafft, die Perspektive wechselt oder sich Unterstützung holt. Es helfe ihr, zu wissen, dass selbst die resilientesten Menschen überfordert, genervt oder gestresst sein können. «Ich muss nicht perfekt sein», sagt sie. «Es reicht, wenn ich gut bin.»

«Selbstfürsorge ist für mich als Pflegefachfrau und Mutter besonders wichtig.»

Hurschler-Andermatt hat Strategien entwickelt, um ihre Batterien aufzuladen, zufrieden und möglichst gesund zu bleiben. Weil zwischen ihren verschiedenen Rollen und Verpflichtungen die Zeit knapp ist, kombiniert sie Aktivitäten, die ihr Freude bereiten: Sie geniesst beim Reiten die Natur oder treibt Sport mit Freunden. In der Familie und im Freundeskreis findet sie Menschen, die ihr Kraft geben.

Ein gutes Gefühl

Die Schulungen wirken sich auch positiv auf die Zusammenarbeit und den Betrieb als Ganzes aus. Andrea Hurschler-Andermatt beschreibt, wie das neue Wissen an konkreten Praxisbeispielen erprobt wird. Zum Beispiel der besonnene Umgang mit einem aufbrausenden Bewohner. Dadurch werde man nicht nur als Einzelperson, sondern auch als Team stärker. «Bei der Arbeit erinnern wir uns gegenseitig daran, was wir im Kurs gelernt haben.»

Darüber hinaus wird in der «Nägeligasse» auch auf betrieblicher Stufe an gesundheitsrelevanten Themen gearbeitet. Im «Gesundheitszirkel», moderiert von den BGM-Spezialistinnen der Mobiliar, diskutierten Mitarbeitende über Herausforderungen und entwickelten Lösungen. Die Resultate werden gemeinsam mit der Geschäftsleitung umgesetzt.

Die Stanserhornbahn fährt unter der Passarelle der «Nägeligasse» hindurch. Man winkt einander freundlich zu, das hat hier Tradition. Neben dem Bahntrassee entsteht ein Neubau des Alterszentrums. Andrea Hurschler-Andermatt ist dankbar, dass ihre Arbeitgeberin nicht nur in Infrastruktur, sondern ebenso in die Gesundheit des Personals investiert. «Das gibt mir als Mitarbeiterin ein gutes Gefühl.»


Flexibel wie ein Antistressball

Resilienz kann man lernen und trainieren wie einen Muskel, erläutert Lucienne Dauwalder, Psychologin und Fachspezialistin für betriebliches Gesundheitsmanagement.

Lucienne Dauwalder, Sie unterstützen Unternehmen unter anderem mit Resilienzschulungen. Was ist Resilienz?

Stellen Sie sich einen Antistressball vor. Sie können ihn mit einer Hand klein zusammendrücken. Sobald Sie loslassen, nimmt er seine ursprüngliche Form wieder an. So funktioniert auch unsere psychische Widerstandsfähigkeit, die Resilienz. Wir erleben Belastungen, aber erholen uns wieder und wachsen oft sogar daran, je nach Lebensphase unterschiedlich gut. Die Forschung dazu geht zurück bis in die 1950er-Jahre. Heute spricht man meist von den sieben Säulen der Resilienz: Optimismus, Akzeptanz, Zukunftsorientierung, soziale Unterstützung, kognitive Flexibilität, Achtsamkeit und Selbstwirksamkeit.

Was zeichnet resiliente Menschen aus?

Sie gehen beispielsweise besser mit Stress um. Sie sind fähig, auch Unangenehmes zu akzeptieren, und lassen sich nicht von Dingen aus der Bahn werfen, die sie nicht ändern können. Sie gestalten ihr Leben aktiv, schauen positiv in die Zukunft und haben starke soziale Netzwerke. Das heisst aber nicht, dass sie deshalb keine schwierigen Zeiten erleben.

Kann ich mir diese innere Widerstandsfähigkeit aneignen?

Manche starten genetisch mit einem Vorsprung. Später prägen uns die Erfahrungen in der Kindheit und Jugend. Aber Resilienz kann man auch lernen und trainieren wie einen Muskel. Beispielsweise, indem man seine sozialen Beziehungen pflegt. Menschen, die das tun, sind nicht nur resilienter. Sie sind auch glücklicher, wie Resultate aus der Glücksforschung zeigen. Wer soziale Beziehungen stärkt, stärkt sich selbst, das Gegenüber und die Gesellschaft als Ganzes.

Wie kann ein Unternehmen seine Mitarbeitenden dabei unterstützen, resilienter zu werden?

Es gibt viele Möglichkeiten. Zum Beispiel Aufgaben nach Stärken verteilen, den Mitarbeitenden Einflussmöglichkeiten geben oder soziale Beziehungen untereinander fördern. Damit meine ich nicht das Feierabendbier, sondern den Schwatz an der Kaffeemaschine. Es braucht Interesse am Menschen, nicht nur an seinen Leistungen. Führungspersonen sind oft froh um unsere Tipps, wie sie gute Beziehungen zu ihren Mitarbeitenden aufbauen können, ohne persönliche Grenzen zu überschreiten.

Was umfasst ein Resilienztraining?

Die Massnahmen hängen von der Ausgangslage ab. Je nach Ressourcen und Wünschen eines Unternehmens kann ein Training im Sinne einer Sensibilisierung auch nur wenige Stunden dauern. Dann treffen wir unter den sieben Resilienzfaktoren eine Auswahl und fokussieren auf einzelne. Nachhaltiger ist es, das Thema über einen längeren Zeitraum zu bearbeiten. So haben die Mitarbeitenden mehr Zeit, das Gelernte zu üben und daraus mitzunehmen, was ihnen entspricht.

Was, wenn danach die Schuld an einem Burnout einseitig den Betroffenen zugeschoben wird?

Resilienztrainings dürfen kein Feigenblatt sein für eine ungünstige Organisation oder mangelhafte Führungspraktiken. Deshalb versuchen wir das Thema immer ganzheitlich anzugehen: Sind die Mitarbeitenden zufrieden? Was brauchen sie? Was kann der Betrieb beitragen? Massnahmen im Betrieblichen Gesundheitsmanagement sind dann am erfolgreichsten, wenn ein Betrieb bereit ist, wenn nötig Veränderungen einzuleiten.

Sind die Ergebnisse der Trainings messbar?

Ja, sie sind gut messbar. Studien belegen dies, auch für das betriebliche Gesundheitsmanagement als Ganzes. Mitarbeitende fallen deutlich weniger aus, sie sind zufriedener und produktiver. Das senkt die Kosten für Absenzen um bis zu 25 Prozent. Die Investition in die Gesundheit der Mitarbeitenden zahlt sich also aus.

Mobi_VBI.png Lucienne Dauwalder ist Psychologin und Fachspezialistin für betriebliches Gesundheitsmanagement (BGM) bei der Xpert Center AG, einem Tochterunternehmen der Mobiliar Versicherung.

Nachhaltig handeln

Wie Sie soziale Beziehungen stärken

Einer der effektivsten Resilienzfaktoren, um Krisen zu bewältigen, ist die Unterstützung durch andere Menschen. Schon mit alltäglichen Handlungen pflegen Sie Ihre sozialen Beziehungen:

  • Kurztelefonat: Manchmal denken wir an eine Person, bei der wir uns schon lange melden wollten. Warum nicht kurz anrufen? Vielleicht rufen Sie gerade dann an, wenn es die Person besonders nötig hat.
  • Kaffeepause: Eine gemeinsame Pause stärkt die soziale Beziehung und fördert den Austausch. Und die Pause hilft dabei, Energie zu tanken.
  • Dankbarkeit: Die glücklichsten Menschen nehmen sich Zeit, andere zu würdigen. Denken Sie an eine Person, die Ihnen wichtig ist. Was schätzen Sie an ihr? Schreiben Sie es auf und lassen Sie es der Person zukommen.
  • Zuhören: Nicht immer ist eine Lösung gefragt. Manchmal reicht es, einfach zuzuhören. Das fördert die gegenseitige Wertschätzung, schafft Vertrauen, stärkt die Beziehung und verbessert die Zusammenarbeit.
  • Plaudern: Auch der kurze Schwatz mit der Nachbarin oder dem Kassierer ist wertvoll für unser psychisches Wohlbefinden. Solche «unbedeutenden » Beziehungen stärken unser Zugehörigkeitsgefühl.
  • Hilfe annehmen: Wir müssen nicht alles allein lösen. Wer Unterstützung annimmt, gibt anderen die Möglichkeit, Unterstützung zu geben. Denn Geben und Nehmen ist das Grundprinzip menschlichen Handelns.
Weitere Informationen

Deklaration: Dieser Inhalt wurde vom Sustainable Switzerland Editorial Team im Auftrag der Mobiliar erstellt.

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