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Schwere Gewitter setzten am Samstag in Nürnberg, Bayern, den Stadtteil Kornburg unter Wasser.

Schwere Gewitter setzten am Samstag in Nürnberg, Bayern, den Stadtteil Kornburg unter Wasser. Bild: Imago

Klima & Energie

Dauerregen im Gebirge, Glutofen im Südosten – die Gegensätze hängen zusammen

Feuchtkühles Wetter dominiert in Mitteleuropa, während Griechenland und die Türkei von Hitze geplagt werden. Beide Phänomene lassen sich auf die grossräumige Luftströmung zurückführen.

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Dauerregen im Gebirge, Glutofen im Südosten – die Gegensätze hängen zusammen

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Regen und Höchsttemperaturen zwischen 16 und 19 Grad Celsius – der Montag stellt Freunde heiteren Sommerwetters auf eine harte Probe, jedenfalls auf der Alpennordseite der Schweiz und Österreichs sowie in Süddeutschland. Das geht nun schon seit Tagen so.

An manchen Orten hat es so viel und so intensiv geregnet, dass sich Gestein oder Erdboden in Bewegung gesetzt haben. Die Axenstrasse am Vierwaldstättersee musste mehrmals gesperrt werden, und auch am Klöntalersee im Kanton Glarus wurde eine Strasse blockiert. Im Süden Baden-Württembergs kam es am Samstag zu einem tödlichen Zugunfall, der laut Polizei von einer regenbedingten Rutschung ausgelöst wurde.

Im Südosten Europas stiegen die Temperaturen derweil auf mehr als 40 Grad Celsius, und wegen der Trockenheit breiteten sich Wald- und Buschbrände rasend schnell aus – vor allem in Griechenland.

Das feuchtkühle Wetter in Mitteleuropa und die Hitzeglocke im Südosten des Kontinents hängen miteinander zusammen. Tiefer Luftdruck, der sich vom Nordmeer bis Südosteuropa erstreckt, spielt dabei eine wichtige Rolle: An einer Flanke dieses Tiefdruckgebiets wurde kühle Luft südwärts transportiert – und an einer anderen Flanke heisse Luft ostwärts.

Im Stau der Alpen bildeten sich immer neue Wolken

Am Wochenende transportierte ein skandinavisches Tief Luft von der Nordsee Richtung Alpen. Dort kam es zu sogenanntem Stauregen: Die langsam ziehende Luft wurde am Gebirge angehoben. Dadurch quollen immer neue Wolken empor, aus denen es anhaltend regnete. Laut Meteo Schweiz war die Luft in allen Höhen sehr feucht, wodurch sich besonders viel Niederschlag bildete.

Im Mittelmeerraum dominierte hingegen trockene Luft, welche teilweise aus Nordafrika eingeströmt war. Die Hitze wanderte von Sizilien nach Osten. In den vergangenen Tagen erfasste sie Griechenland sowie die Türkei. Unterstützt wurde die Hitzewelle durch hohe Wassertemperaturen im östlichen Mittelmeer.

Am Alpenrand fällt stellenweise weiter viel Regen

Wie geht es nun weiter mit der kontrastreichen Wetterlage? Bis Dienstagmorgen rechnen die Fachleute von Meteo Schweiz am Alpennordhang noch mit bis zu 50 Millimetern Regen, punktuell sogar mit mehr. Für einen Streifen zwischen Meiringen-Gadmertal und Glarus Nord-Mitte galt darum die zweithöchste Regenwarnstufe («grosse Gefahr»). Die Schneefallgrenze sollte um 2400 Meter liegen, aber in Gebieten mit starken Niederschlägen bis 2200 Meter absinken können.

Für mehr Probleme dürfte starker Regen am Alpenrand in Deutschland und im Westen Österreichs sorgen – dort können bis Dienstag noch bis zu 100 Millimeter Regen zusammenkommen. Im Norden von Vorarlberg könnte es Murgänge und Hangrutschungen geben, davor warnte die österreichische Bundesanstalt für Geologie, Geophysik, Klimatologie und Meteorologie in Wien am Montag.

Vorerst macht das kühle Wetter in Mitteleuropa keine Pause. Für den kommenden Mittwoch erwarten Meteorologen des Deutschen Wetterdiensts (DWD) ein neues Tiefdruckgebiet, das von Dänemark Richtung Norddeutschland wandern soll. Es bringt voraussichtlich weiteren Regen mit sich.

Langfristig sind die Aussichten hierzulande etwas besser, wenn man entsprechenden Prognosen Glauben schenken will. Mitte bis Ende August sei «stabiles Hochdruckwetter mit mehr Sonne und weniger Niederschlag» möglich, so der DWD. Dies ist zwar keine sichere Vorhersage, sondern bloss eine Tendenz – aber momentan sieht es so aus, als ob das unbeständige Wetter in der übernächsten Woche zu Ende gehen könnte.

Sven Titz, «Neue Zürcher Zeitung» (28.07.2025)

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