Wie wird das Wetter im Sommer 2025? Mehrere deutschsprachige Medien berichteten in den vergangenen Tagen, der bevorstehende Sommer werde besonders heiss oder trocken werden. Teilweise war sogar vom «Sommer des Jahrhunderts», von einem «Dürresommer» oder von einem «Höllensommer» die Rede.
Richtig ist: Meteorologen geben regelmässig Vorhersagen heraus, die für die kommenden Monate gelten. Diese Prognosen lassen gegenwärtig eine Tendenz zu eher warmer, trockener Witterung erkennen. Aber verlassen kann man sich darauf nicht.
«Solche Vorhersagen sind mit grosser Vorsicht zu geniessen», sagt etwa der Meteorologe Stefan Scherrer vom Wetterdienst Meteo Schweiz. Sie seien nicht unbedingt für private Nutzer gedacht, sondern vielmehr für spezifische, professionelle Anwendungen wie beispielsweise Niederschlags- und Abflussvorhersagen für die Wasserversorgung und die Landwirtschaft.
Vorhersagen über mehrere Monate sind sehr vage formuliert
Viele staatliche Wetterdienste – etwa der britische, der französische oder der deutsche – produzieren regelmässig Prognosen, die für den kommenden Monat oder die kommenden drei Monate gelten. Dies sind allerdings keine herkömmlichen Wettervorhersagen. Das heisst: Man kann nicht auf den Tag genau ablesen, ob es regnet oder die Sonne scheint. Stattdessen geht es um Mittelwerte.
«Wir können zum Beispiel nicht vorhersagen, ob es im kommenden Sommer Hitzewellen oder Starkniederschläge geben wird», sagt Scherrer. Vielmehr stehe in den Prognosen, welche Tendenz für die durchschnittliche Temperatur oder den durchschnittlichen Niederschlag zu erkennen sei.
Der europäische Erdbeobachtungsdienst Copernicus sammelt solche Vorhersagen. Alle neun Wetterdienste, deren Berechnungen in die Zusammenstellung einflössen, erwarteten einen Sommer mit überdurchschnittlich hoher Mitteltemperatur für fast ganz Europa, teilt Carlo Buontempo mit, der Direktor des Copernicus Climate Change Service (C3S).
Für den deutschsprachigen Raum ist auf der Website von C3S eine vorhergesagte Temperatur angegeben, die ein bis zwei Grad Celsius über dem Referenzzeitraum der Jahre von 1993 bis 2016 liegt. Die Vorhersage für den Niederschlag ist viel weniger markant. Man sieht nur eine leichte Tendenz zu Trockenheit.
Ausserhalb der Tropen sind Langzeitvorhersagen unsicher
Das Problem mit solchen Vorhersagen für einen Monat oder längere Zeiträume ist allerdings, dass sie äusserst unsicher sind – auch gemäss den Angaben von Copernicus.
Meteorologen wissen schon lange, dass sie Berechnungen, die über zehn Tage hinausgehen, ausserhalb der Tropen in der Regel nicht trauen können. Für einen Zeitraum von drei Monaten gilt das erst recht. Besonders schwer lässt sich die Menge des Niederschlags prognostizieren. Medien, die einen vermeintlich bevorstehenden Jahrhundertsommer oder einen Dürresommer ankündigen, verschweigen diese Ungewissheit.
Es gibt nur eine einzige europäische Region, für welche die Prognose der Sommertemperatur laut Copernicus eine mässig hohe Verlässlichkeit besitzt – und das ist der Südosten des Kontinents. Dort kann man zuversichtlich sein, dass die vorhergesagte Wärme tatsächlich eintritt. Überall sonst ist die Vorhersage nur wenig aussagekräftig.
Trockenheit in Deutschland, aber nicht in der Schweiz
Ein Auslöser für die teilweise reisserischen Medienberichte über einen vermeintlichen Dürresommer könnte die gegenwärtig in Deutschland herrschende Trockenheit sein. In diesem Frühjahr hat es dort in vielen Gegenden so wenig geregnet wie seit Messbeginn noch nie oder nur selten – vor allem im Norden.
Ganz anders sieht es in der Schweiz aus. Hierzulande gibt es gegenwärtig keine einzige Region, in der die Böden trocken sind. Auch die Vorhersage für Anfang Juni, mit dem der meteorologische Sommer beginnt, lässt keinen Regenmangel erwarten: «In der kommenden Woche wird das Wetter eher durchwachsen sein, Schauer und Gewitter werden durchziehen», sagt der Meteorologe Scherrer. Eine Hitzewelle sei im Moment absolut nicht in Sicht.