Wo haben Sie die grössten Herausforderungen beobachtet?
Wir alle müssen einen Zielkonflikt auflösen: Wie können wir einen positiven und regenerativen Wandel schaffen und vorantreiben, während wir in diesem «Take-make-waste»-System gefangen sind? Mit den Möglichkeiten der Kreislaufwirtschaft lässt sich diese Herausforderung meistern, indem wir Abfall vermeiden, Produkte und Materialien in den Umlauf bringen und so die Natur regenerieren. Kreislaufwirtschaft wird durch Design vorangetrieben. Unser Fokus sollte auf Upstream-Aktivitäten liegen, dem wirklichen Hebel für Abfallvermeidung. Durch die Zusammenarbeit mit Unternehmen und Regierungen können wir ein System gestalten, das es uns allen ermöglicht, bessere Entscheidungen zu treffen. Entscheidungen, die Lösungen für globale Herausforderungen bieten, anstatt Entscheidungen, die Teil der Probleme werden.
Welche Lehren ziehen Sie aus Ihrem bisherigen Engagement?
Zusammenarbeit ist entscheidend. Globale Probleme brauchen globale Lösungen. Ein hervorragendes Beispiel dafür ist das Global Commitment, das von der Stiftung in Zusammenarbeit mit dem UNO-Umweltprogramm durchgeführt wird. Die Plastikverschmutzung muss an der Quelle bekämpft werden. Mehr als 500 Organisationen stehen nun hinter einer gemeinsamen Vision einer Kreislaufwirtschaft für Kunststoffe. Unternehmen, die für 20 Prozent aller weltweit hergestellten Kunststoffverpackungen stehen, haben sich zu ehrgeizigen Zielen für 2025 verpflichtet. Jährliche Fortschrittsberichte geben Aufschluss darüber, wie weit die Unterzeichner mit diesen Zielen gekommen sind.
Was sollten Entscheidungsträger in Wirtschaft, Politik und Gesellschaft jetzt tun?
Wir alle können Entscheidungen treffen, Dinge wiederzuverwenden oder zu reparieren, zu teilen und zu recyceln. Aber das aktuelle Wirtschaftsmodell macht es sehr schwierig und oft unbequem, die Prinzipien und Alternativen der Kreislaufwirtschaft anzuwenden. Wir müssen die Denkweise ändern. Wir sollten der Versuchung widerstehen, zu stark in nachgelagerte Lösungen zu investieren. Es ist völlig verständlich, Abfallprodukte zu nehmen, ihre Verwendung neu zu überdenken und innovativ zu sein, um damit etwas Neues zu schaffen. Die Ergebnisse sind greifbar und die positiven Effekte sofort spürbar. Diese Aktivitäten können jedoch so verführerisch werden, dass sie von vorgelagerten Lösungen ablenken. So anerkennenswert und unbestreitbar kurzfristige Lösungen sind: Wir designen mit Abfall, anstatt für die Abfallvermeidung zu designen.
Was raten Sie konkret?
Neben unseren Produkten und Dienstleistungen brauchen wir ein Redesign des gesamten Systems, das sie umgibt. Dazu gehören die Geschäftsmodelle, die Art und Weise, wie die Kunden auf die Produkte zugreifen, und die Frage, was mit diesen Produkten geschieht, wenn wir keinen Verwendungszweck mehr für sie haben. Das Ziel ist, Materialien so lange wie möglich im System halten zu können.
Interview: Anja Bundschuh, «Circular Hub»