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Stadtplanerische Verdichtung im Sinne der Kreislaufwirtschaft

Abbildung 1: Die Grafik veranschaulicht die sieben Prinzipien der Kreislaufwirtschaft.

Lebensräume

Stadtplanerische Verdichtung im Sinne der Kreislaufwirtschaft

Hochhäuser prägen die Skyline von Rotterdam. Dass sich inzwischen ein Umdenken bei der Stadtplanung abzeichnet und Verdichtung auch nachhaltiger gestalten lässt, beweist das Neubauquartier «Little C». Es wurde auf Basis der «Sieben Prinzipien der Kreislaufwirtschaft» geplant.

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Raum ist ein knappes Gut in den Niederlanden, es ist eines der am dichtest besiedelten Länder der Welt. Nahezu 1.000.000 Wohnungen fehlen gemäss Schätzungen. Die Wohnungsnot ist längst zum politischen Dauerthema geworden. Dass sich in Rotterdam inzwischen ein Umdenken bei der Stadtplanung abzeichnet und Verdichtung auch sozialverträglicher sowie nachhaltiger gestaltet werden kann, beweist das Neubauquartier «Little C». Die Planung erfolgte auf Basis der «Sieben Prinzipien der Kreislaufwirtschaft».

Hin zu einer umwelt- und sozialverträglichen Stadtplanung

Mit 320 Wohnungen und 10'000 m2 Bürofläche wurde mit «Little C»ein Wohn- und Arbeitsort geschaffen, der den Bedürfnissen nach Intimität und einer funktionierenden Nachbarschaft gerecht wird. Statt alles in einem anonymen Hochhaus unterzubringen, wurden15 Gebäude realisiert. Vier höhere Wohntürme schirmen das Quartier wie eine Art Lärmschutzwand zu den verkehrsreichen Strassen ab . Im ruhigen Innenraum stehen elf kleinere Gebäude, deren Dachgärten für die Bewohner zugänglich sind und von ihnen unterhalten werden.In den Erdgeschossen befinden sich Geschäfte, kleine Werkstätten und ein Café. Verbunden werden die Gebäude durch Gehwege und begrünte Plätze. Bäume laden zum Verweilen und Begegnen im Schatten ein.

«Sieben Prinzipien der Kreislaufwirtschaft» halfen bei der Planung

Der Entwickler INBO orientierte sich bei der Planung an dem «Seven Pillars of the Circular Economy»-Framework von Metabolic, einem holländischen Beratungsunternehmen im Bereich Nachhaltigkeit.

Diese «Sieben Prinzipien der Kreislaufwirtschaft» anerkennen, dass eine vollständige Kreislaufwirtschaft weit über die Materialebene hinausgeht und auch knappe Ressourcen wie Energie, Wasser oder Biodiversität erfassen. Ebenso wird auf die Erhaltung der Kultur und des sozialen Zusammenhalts sowie die Förderung von Gesundheit und Wohlergehens der Menschen und anderer Lebewesen geachtet.

Die «Sieben Prinzipien der Kreislaufwirtschaft» fassen sieben Zielbereiche zusammen, die gleichzeitig eine Grundlage für KPIs bilden. INBO konnte damit im Entwurfsprozess des Neubauquartiers «Little C» herausfordernde Probleme systematisch angehen. Lösungen für einen Wirkungsbereich wurden nicht zu einem Problem in einem anderen Zielbereich. Eine Lastenverschiebung konnte so frühzeitig verhindert werden.

Konkrete Massnahmen im Projekt «Little C»

Bereits vor der Planung fand ein partizipativer Prozess statt, um die Bedürfnisse der zukünftigen Bewohner:innen zu ermitteln. In Befragungen und Versammlungen wurde der Wunsch nach Intimität und einer funktionierenden Nachbarschaft identifiziert. Wohnungstypen und -ausstattungen wurden entsprechend der Wünsche angepasst und vielfältigere Grundrisse geschaffen. Auch wurde mithilfe von 3D-Modellen und Virtual-Reality-Brillen getestet, wie die Gebäude geplant und platziert werden müssen, sodass die Plätze nicht verschattet werden.

Zur Wiederverwendung von Regenwasser dient ein intelligentes Wasserrückhaltesystem unterhalb des 5000m2 grossen LittleC -Areals. Neben der Bewässerung der Pflanzen wird das Überlaufen des städtischen Abwassersystems verhindert und so die Resilienz der Stadt gefördert.

Im Bereich Materialisierung wurden etwa die Fensterrahmen zu 60 Prozent aus recyceltem Aluminium und die Pflasterung im Aussenbereich komplett aus wiederverwendeten Materialien erstellt. Materialisierungsentscheidungen waren oft komplex, wie das Beispiel der eingesetzten Lehmziegeln zeigt. Der dafür verwendete Lehm ist lokaler «Abfall»aus den niederländischen Flüssen. Er muss tonnenweise entfernt werden, damit Schiffe passieren können. Die Produktion von Lehmziegeln ist allerdings mit einem hohen Energiebedarf und hohen Treibhausgas-Emissionen verbunden. Lehmziegel sind für das Schliessen des Materialkreislaufes zielführend, für den Zielbereich Energie jedoch eher nicht. Das Beispiel zeigt, wieso stets das grössere Ganze betrachtet werden muss.

«Little C» als Vorbild für andere Städte

«Little C» stösst national und international auf ein grosses Echo. Das Projekt erhielt mehrere Preise und Nominierungen, unter anderem gewann es den renommierten Rotterdamer Architekturpreis 2021 (Publikumspreis und Jurypreis). INBO-Architekt Bert van Breugel meint, dass viele Ansätze des Projektes auch auf andere Orte übertragen werden könnten. Allerdings müsse man sie den lokalen Gegebenheiten anpassen.

Dieser Beitrag ist Teil der Medienpartnerschaft mit Circular Hub, der Wissens- und Netzwerkplattform für die Kreislaufwirtschaft in der Schweiz.

Dieser Artikel behandelt folgende SDGs

Die Sustainable Development Goals (SDGs) sind 17 globale Ziele für nachhaltige Entwicklung, vereinbart von den UN-Mitgliedsstaaten in der Agenda 2030. Sie decken Themen wie Armutsbekämpfung, Ernährungssicherheit, Gesundheit, Bildung, Geschlechtergleichheit, sauberes Wasser, erneuerbare Energie, nachhaltiges Wirtschaftswachstum, Infrastruktur, Klimaschutz und den Schutz der Ozeane und der Biodiversität ab.

11 - Nachhaltige Städte und Gemeinde

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