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«Wir beobachten, dass der Weg hin zu mehr Kreislaufwirtschaft viele Unternehmen herausfordert und überwältigend sein kann»

«Mit Copper8 gehen wir sogar so weit zu sagen, dass das Ziel unserer Organisation ist, überflüssig zu werden.» Cécile van Oppen, Migründerin von Copper8

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«Wir beobachten, dass der Weg hin zu mehr Kreislaufwirtschaft viele Unternehmen herausfordert und überwältigend sein kann»

Spätestens in der Ausschreibungs- und Beschaffungsphase wird Zirkularität im Bau konkret! Dann werden wichtige Entscheidungen zur Materialisierung, der Wiederverwendbarkeit oder der möglichen Lebensdauer getroffen. Doch wo fängt man am besten an? Über dies sprach Circular Hub mit Cécile van Oppen, Mitgründerin von Copper8.

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Zirkuläre Beschaffung braucht massgeschneiderte Lösungen. Cécile van Oppen gründete das niederländische Beratungsunternehmens Copper8 mit und befasst sich seit 14 Jahren mit diesen Fragen. Sie gilt als eine der führenden Expertinnen auf dem Gebiet.

Circular Hub: Frau van Oppen, was ist wichtig, wenn man Zirkularität im Unternehmen vorwärtsbringen möchte?

Cécile van Oppen: Wir beobachten im Sektor, dass der Weg hin zu mehr Nachhaltigkeit und Kreislaufwirtschaft viele Unternehmen herausfordert und insbesondere der Anfang überwältigend sein kann. Wir raten unseren Kunden daher, zunächst klare Ambitionen zu setzen. Der Begriff Kreislaufwirtschaft muss als erstes konkretisiert werden. Was soll er konkret für das Unternehmen bedeuten? Die Antwort umfasst sowohl die strategischen Unternehmensziele als auch die Unternehmenskultur. Die klare Eingrenzung, welche Hebel zur Realisierung der Ambition genutzt werden sollen, ist unumgänglich. Liegt der Fokus auf circularity by design, wird durch kluges Design der Materialverbrauch minimiert, die Funktionsdauer maximiert und mehrere Lebenszyklen ermöglicht werden. Wird der Fokus auf circularity by material gesetzt, führt der Einsatz eines maximalen Anteils an wiederverwendeten, biobasierten oder zukünftig wiederverwendbaren Materialien zur Realisierung der Ambition. Angesichts des Klimawandels reicht es allerdings nicht aus, sich nur auf circularity by design zu verlassen.

Der Kontext bestimmt den Fokus. Im Fall der Planung eines temporären Gerichtsgebäudes, welches nur für sechs Jahre in Gebrauch sein wird, war etwa der Fokus auf Wiedermontierbarkeit sinnvoll. In anderen Projekten kann der Fokus auf dem Gebrauch von biobasierten Cradle2Cradle Materialien liegen. Bei Umbauten ist es oft am nachhaltigsten, die existierende Gebäudehülle zu behalten.

Es gibt nicht den einen Weg, Zirkularität anzugehen. Wichtig ist, dass auf Basis der für das Unternehmen oder Projekt passenden Definition von Zirkularität, klare Ziele und KPI’s definiert werden.

Wie sieht die Zusammenarbeit zwischen Herstellern, Partnern der Wertschöpfungskette und Besteller idealerweise aus, um Zirkularität durch Beschaffung zu fördern?

Viele Bauaufträge werden auf der Grundlage von Ausschreibungen vergeben, bei öffentlichen Beschaffungen sind diese sogar vorgeschrieben. Ausschreibungen bieten einen wichtigen Hebel zur Förderung von Kreislaufwirtschaft, wenn ambitionierte Zirkularitäts-Anforderungen darin aufgenommen werden. Heutige Ausschreibeverfahren sind jedoch sehr kompetitiv. Der starke Konkurrenzgedanke führt oft zu Lösungen, die aus kurzfristiger finanzieller Sicht für den Bauherren attraktiv erscheinen, doch langfristig sind sie weder für die beteiligten Unternehmen noch für die Umwelt und damit die Gesellschaft optimal.

Für die erfolgreiche Umsetzung von kreislauffähigen Projekten ist die Zusammenarbeit zwischen Käufern und Lieferanten, aber auch zwischen den Partnern der Wertschöpfungskette unerlässlich. Als Auftraggeber ist es wichtig, diese Kollaborationen bereits während der Ausschreibungsphase zu initiieren. Dies kann zum Beispiel gelingen, indem das Verfahren in eine Auswahl- und Vergabephase unterteilt wird. In der Auswahlphase können Parteien oder Konsortien ausgewählt werden, die zur Organisation und deren Ambitionen passen. In der Vergabephase sollte der Dialog zwischen diesen Partnern gefördert werden, wodurch bisher konkurrierende sich zu kooperativen Beziehungen wandeln.

Wo sehen Sie die größte Hebelwirkung für die Verwirklichung eines zirkulären Bauwesens?

Die größte Herausforderung besteht darin, die richtigen Bedingungen zu schaffen, damit zirkuläres Bauen tatsächlich attraktiver wird als die lineare Bauweise. Dazu müssen wir die Regeln unseres derzeitigen Wirtschaftssystems, das immer noch auf dem Paradigma des endlosen Wachstums beruht, neugestalten. Eine Umweltsteuer auf neue Materialien könnte sekundäre Materialien konkurrenzfähig machen. Ebenso sind die Bewertungsregeln für Immobilien neu überdenken, um alle Kosten zu internalisieren.

Last but not least: Ich bin davon überzeugt, dass Knowledge Sharing das Wichtigste ist! Mit Copper8 gehen wir sogar so weit zu sagen, dass das Ziel unserer Organisation ist, überflüssig zu werden. Dafür geben wir jedes Quäntchen unseres Wissens aktiv weiter. Im Einklang mit dieser Philosophie bieten wir unser Buch «Circular Procurement In 8 Steps» als Gratis-Download an. Darin sind viele unserer auf langjähriger Erfahrung basierenden Erkenntnisse zur Integration von Zirkularität in den Beschaffungsprozess enthalten. Unser Appell an Sie lautet: Gehen Sie hinaus, werden Sie Experte und verbreiten Sie das Wissen weiter. Gemeinsam können wir mit der Kraft der Beschaffung eine Kreislaufwirtschaft realisieren!

Dieser Beitrag ist Teil der Medienpartnerschaft mit Circular Hub, der Wissens- und Netzwerkplattform für die Kreislaufwirtschaft in der Schweiz.

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