Seit einigen Jahren setzt die Automobilindustrie verschiedene Strategien um auf ihrem Weg zur Klimaneutralität und damit im Kampf gegen den Klimawandel. Eine zentrale Massnahme, die von nahezu allen Anbietern realisiert wird, ist die Elektrifizierung der Fahrzeugpalette und die Reduktion respektive der Ersatz von Vehikeln mit Verbrennungsmotoren. Mit diesem Schritt erreicht die Branche eine massive Verringerung der Emissionen im Verkehrssektor, schliesslich stossen Elektrofahrzeuge im Betrieb nahezu kein CO₂ aus. Werden die Automobile darüber hinaus mit Strom aus erneuerbaren Quellen wie Sonne oder Wind geladen, können die CO₂-Emissionen während des Betriebs nochmals zusätzlich gesenkt werden.
Manche Autobauer gehen noch einen Schritt weiter. Sie beschränken die eingeleiteten Massnahmen nicht nur auf die Reduktion des CO₂-Ausstosses im Betrieb der einzelnen Fahrzeuge, sondern versuchen, den Wert – unabhängig von gesetzlichen Vorgaben – auch für das gesamte Unternehmen zu verbessern. Schliesslich ergibt sich bereits in der Produktion der Fahrzeuge viel Einsparpotenzial. Welche unterschiedlichen Massnahmen unter anderem infrage kommen und wie diese konkret umgesetzt werden, zeigt ein Blick hinter die Kulissen der BMW Group.
Der Konzern mit Sitz in München verfolgt einen ganzheitlichen Ansatz, der den gesamten Lebenszyklus eines Fahrzeugs umfasst – und somit auch Produktion, Logistik, Recycling und die gesamte Wertschöpfungskette miteinschliesst. Auf diese Weise will der Hersteller bis 2030 die CO₂-Emissionen in der Wertschöpfungskette gegenüber 2019 um 40 Prozent reduzieren und rund 200 Millionen Tonnen CO₂ einsparen. Dazu setzt das Unternehmen zahlreiche Initiativen an unterschiedlichen Standorten um. Die Wirkung der einzelnen Projekte ist sehr unterschiedlich, in der Gesamtheit sorgen sie für markante CO₂-Reduktionen.
Werktransporte mit E-Trucks
So arbeitet der Autobauer derzeit beispielsweise an der teilweisen Elektrifizierung des Zulieferverkehrs rund um den Standort im ostbayrischen Regensburg. Dieser Schritt soll Einsparungen von bis zu 94 Tonnen CO₂ pro Jahr ermöglichen. Dafür setzt das Unternehmen auf drei vollelektrische Sattelschlepper, die zu 100 Prozent mit Grünstrom betrieben werden. Zwei der drei Trucks kommen auf einer mit acht Kilometern relativ kurzen Strecke zwischen zwei Werken zum Einsatz und transportieren Hochvoltspeicher aus der E-Komponentenfertigung zum Fahrzeugwerk. Der dritte Truck wird auf einem kurzen, für E-Lkw besonders geeigneten Rundkurs zwischen zwei anderen Werken genutzt und absolviert täglich rund 30 Fahrten.
«Die sauberen und leisen E-Lkw haben sich im Einsatz bewährt. Mittelfristig werden weitere folgen», so Andrea Pflügler, die als Planerin der Standortlogistik die Einführung der Elektrolastwagen begleitet hat. «Wir prüfen gerade, welche Routen des Schwerlastverkehrs in und um das Werk Regensburg sich ebenfalls für die Elektrifizierung eignen.»
Windenergie aus Pilotanlage
Ein Teil der für die Elektro-Lkw nötigen Energie könnte schon bald von den eigenen Dächern stammen, produziert durch «bewegungslose» Windenergiesysteme. Eine solche Anlage testen die Bayern derzeit an ihrem Standort im englischen Oxford. Das Energiesystem setzt auf eine Technologie, die Windkraft nutzt, um saubere Energie ohne sichtbare bewegliche Teile zu erzeugen. Das Werk im Nordwesten von London dient als Testumgebung für diese neuartige Technik, um ihr Potenzial zur Verbesserung der Energieeffizienz für alle Standorte zu evaluieren.
Die Windenergieanlage ist so konzipiert, dass sie auf den vorherrschenden Wind ausgerichtet ist. Sie verfügt über flügelartige, vertikale Tragflächen, die einen Vakuumeffekt erzeugen und Luft hinter einem internen Propeller ansaugen, um sauberen Strom zu erzeugen. Im Gegensatz zu herkömmlichen Windturbinen minimiert das blattlose Design Geräusche und Vibrationen, sodass Gebäude oder die Umgebung nicht gestört werden und die Vogelwelt nur minimal beeinträchtigt wird.
Noch befindet sich das Projekt in der Startup-Phase. «Dieser Pilot ist ein kleines, aber spannendes Projekt für die BMW Group und ergänzt unseren bestehenden Ansatz zum Bezug von erneuerbarem Strom aus dem nationalen Stromnetz. Wir freuen uns darauf, das Potenzial zur Erzeugung sauberer Windenergie an Standorten der BMW Group zu sehen», erklärt Urs Sambale, Projektmanager Nachhaltigkeitssteuerung im BMW-Group-Immobilienmanagement Europa.