Logo image
Bild einer Bergkette

Bild: Pexels

Klima & Energie

Bergwelt unter Druck

Am 11. Dezember wird weltweit der Internationale Tag der Berge begangen. Die Vereinten Nationen wollen damit auf das vielfältige, zunehmend gefährdete Leben in den Bergregionen aufmerksam machen.

6

Teilen
Hören
Logo image

Bergwelt unter Druck

Teilen
Hören

4 Min.  •   • 

Sie machen etwa 27 Prozent der Erdoberfläche aus, sind die Heimat von rund 1,1 Milliarden Menschen, beherbergen die Hälfte der globalen Biodiversitäts-Hotspots und bilden das wertvollste Trinkwasserrevoir der Erde: Berge beeindrucken nicht nur durch faszinierende Landschaften im XXL-Format, sie sind auch eine wichtige Grundlage für das Leben auf diesem Planeten. Wie eine Art Frühwarnsystem reagieren sie sehr sensibel auf die Folgen des Klimawandels.

Die Alpen sind von diesem Wandel besonders betroffen: In der Schweiz ist die Temperatur seit 1880 um 2 Grad Celsius angestiegen, im globalen Mittel waren es im gleichen Zeitraum 0,9 Grad. Dieser Trend wird sich in Zukunft fortsetzen, Prognosen für die Alpen gehen von weiteren +1,4 Grad bis 2050 und von weiteren +3 bis +5 Grad bis Ende des Jahrhunderts aus. Die Folgen der zunehmenden Erhitzung sind in den Alpen schon heute deutlich sichtbar: So haben die Gletscher seit 1850 mehr als 60 Prozent ihres Volumens verloren, im ungünstigen Fall werden sie nach Expertenangaben bis 2100 komplett verschwunden sein. Mit dem tauenden Permafrost kommt es immer mehr zu Steinschlägen, Fels- und Bergstürzen sowie Starkniederschlägen mit Überschwemmungen und Muren. Schneeärmere Winter sorgen zudem für einen ungünstigen Schneedeckenaufbau und lassen komplexe Lawinenverhältnisse entstehen.

Als Folge des Klimawandels rücken die Jahreszeiten im Jahresverlauf stetig nach vorne, wodurch die vegetationsfreie Zeit im Winter stetig kürzer wird. Das wiederum wirkt sich auf Flora und Fauna aus. In den Alpen sind insgesamt 30 000 Tier- und 13 000 Pflanzenarten beheimatet. Naturschutzexperten rechnen damit, dass sich ihre Vorkommen immer mehr verschieben. Heimische Arten, vor allem kälteliebende, könnten sogar ganz verschwinden. Darüber hinaus leiden auch die Pflanzen unter den steigenden Temperaturen – das sensible Ökosystem der Bergwelt ist bedroht.

Die Herausforderungen, mit denen der Alpenraum und seine mehr als 14 Millionen Menschen zu kämpfen haben, sind meist grenzüberschreitend und können am wirksamsten durch transnationale Zusammenarbeit gelöst werden. Aus diesem Grund haben die acht Alpenländer (Deutschland, Frankreich, Italien, Liechtenstein, Monaco, Österreich, Schweiz und Slowenien) und die Europäische Union die sogenannte Alpenkonvention gegründet. Das 1995 unterzeichnete Abkommen ist der erste internationale Vertrag zur nachhaltigen Entwicklung und zum Schutz einer gesamten Gebirgskette.

Der Internationale Tag der Berge (International Mountain Day, IMD) wird auf Initiative der Vereinten Nationen seit 2002 begangen. Die UNO ruft dazu auf, an diesem Tag Veranstaltungen auf allen Ebenen zu organisieren, um die Aufmerksamkeit der Öffentlichkeit auf die besondere Bedeutung der Berggebiete für das Leben auf der Erde und ihre nachhaltige Entwicklung zu lenken. Seit 2015 werden in allen acht Alpenstaaten anlässlich des IMD zahlreiche Lesungen und andere kulturelle Veranstaltungen durchgeführt. Unter dem Motto «Berge lesen/ Lire les Montagnes/ Leggere le montagne/ Brati gore» wurde ein gemeinsames Konzept für das alpenweite Event entwickelt.

Gebirgszüge aufgefaltet

Berge sind in der Regel eine Folge der Plattentektonik der Erde oder – wie der Kilimandscharo – vulkanischen Ursprungs. Bewegen sich zwei Platten der Erdkruste gegeneinander, so wird an der «Knautschzone» oft ein Gebirgszug aufgeschoben. Bekannte Beispiele sind die Bergriesen des Himalaya und der Anden, aber auch die der Alpen.

Als älteste Bergkette der Erde gelten die Barberton Mountains in Südafrika mit einem geschätzten Alter von 3,5 Milliarden Jahren. Geologisch gesehen sind die Alpen dagegen ein junges Gebirge: Die Alpenfaltung begann «erst» vor rund 100 Millionen Jahren, verursacht durch die Kollision der afrikanischen mit der eurasischen Kontinentalplatte. In einigen Gebieten Europas ist die alpidische Gebirgsbildung übrigens noch nicht abgeschlossen.

Der Mount Everest, mit einer Höhe von über 8848 Metern der höchste Berg der Erde, gehört zu den weltweit 14 Achttausendern und hat eine Höhe erreicht, die nach Erkenntnissen von Geowissenschaftlern ein absolutes Maximum darstellt. Denn je höher ein Berg ist, desto grösser sind auch seine Basis und seine Masse. (Die Masse des Everest zum Beispiel soll Berechnungen zufolge 810 Billionen Kilogramm betragen.) Diese übt auf den Untergrund einen enormen Druck aus. Wird ein kritisches Mass überschritten, verflüssigt sich das Gestein. Die Bergbasis würde in den Erdmantel einsinken und dort aufgrund der enormen Hitze schmelzen. Das ist der Grund, weshalb es keine Neun- oder Zehntausender auf der Erde gibt.

Dieser Artikel behandelt folgende SDGs

Die Sustainable Development Goals (SDGs) sind 17 globale Ziele für nachhaltige Entwicklung, vereinbart von den UN-Mitgliedsstaaten in der Agenda 2030. Sie decken Themen wie Armutsbekämpfung, Ernährungssicherheit, Gesundheit, Bildung, Geschlechtergleichheit, sauberes Wasser, erneuerbare Energie, nachhaltiges Wirtschaftswachstum, Infrastruktur, Klimaschutz und den Schutz der Ozeane und der Biodiversität ab.

15 - Leben an Land

Werbung

Beliebteste Artikel

Empfohlene Artikel für Sie

Brienzer Felssturz
Klima & Energie

Haben wir den Kampf gegen den Klimawandel schon verloren? In der Schweizer Politik tobt ein Richtungsstreit

Bild: Pixabay
Klima & Energie

Der Arktis wird heiss – aber wir sehen nur die Hälfte

Gletscher
Klima & Energie

Überschwemmungen durch Gletscherwasser: Können sie verhindert werden und wie?

Ähnliche Artikel

Der Thwaites-Gletscher gilt als einer der am stärksten gefährdeten Gletscher der Antarktis.
Klima & Energie

Laut einem Extremszenario könnten die Gletscher der Antarktis in Zukunft schnell kollabieren. Jetzt zeigt eine Studie: Sie sind doch stabiler

Gletscher
play button
Klima & Energie

Wie sieht es eigentlich mit der Gletscherlandschaft in der Schweiz aus?

pasja1000 / Pixabay
Klima & Energie

Die weiteren Aussichten: Hitzewellen und Hochwasser