
Grünere Städte oder Wohnraum für alle?
Dichtestress und Lagerkoller: Zu viele Menschen leben auf zu engem Raum. Und die Hälfte sucht verzweifelt nach bezahlbaren Wohnungen – noch dazu in Städten, die sich ohnehin immer weniger leisten können. In den letzten Jahren hat sich die Situation weiter verschärft, steigende Mieten und Wohnungsmangel sind auch in der Schweiz zu einem echten Problem geworden. Darum spricht Vieles für eine weitere Verdichtung. Gleichzeitig wird es angesichts der Klimakrise immer dringlicher, dass unsere Städte atmen und nicht an Autoabgasen und Beton ersticken. Parks, Naturoasen und Grünflächen sollen für mehr Lebensqualität und Gesundheit sorgen. Wie würden Sie entscheiden? Hier die Argumente.
- Sustainable Switzerland Editorial Team
Unverzichtbar für Umwelt und Gesundheit
Ohne Grünflächen ersticken die Städte
Grünflächen helfen dem Klima. Sie wirken nämlich als natürliche Filter, absorbieren Schadstoffe und verbessern die Luftqualität. Dadurch mildern sie auch die negativen Auswirkungen von Umweltverschmutzung durch Abgase und liefern saubere, gesunde Luft für die Bewohner. Hinzu kommt: Grünflächen helfen gegen die Hitze. Bäume spenden nicht nur Schatten, sie sorgen mittels Verdunstung auch für Kühle.
Balsam für Körper und Geist. Parks, Bäume und Wiesen bieten viele Möglichkeiten, dass wir uns fit halten können. Sie tragen dazu bei, dass wir uns entspannen und den verkehrsbedingten Grossstadt-Stress abbauen. In der Natur – wenn auch noch so begrenzt – kann man abschalten und durchatmen, was zusätzlich der psychischen Gesundheit und allgemeinem Wohlbefinden hilft.
Grünflächen bedeuten Biodiversität. Zahlreiche Pflanzen, Insekten, Vögel und andere Wildtiere sind in städtischen Parks und auf den Grünflächen heimisch. Um die Artenvielfalt zu fördern und das ökologische Gleichgewicht beizubehalten, brauchen Städte Rückzugsgebiete für alle Lebewesen.
Treffpunkte und kulturelle Hotspots. Als natürliche Treffpunkte bieten urbane Grünanlagen Raum für soziale Interaktion, und sie stärken das Zugehörigkeitsgefühl, da sich Menschen in einem entspannten Umfeld begegnen können. Grünflächen ermöglichen körperliche Aktivitäten und Platz für kulturelle Anlässe. Kurz gesagt: Sie verbessern die Lebensqualität auf vielen Gebieten.
Städte platzen aus allen Nähten
Es braucht mehr zahlbaren Wohnraum für alle
Parks ersetzen keine vier Wände. Der Wohnungsmangel in Schweizer Städten spitzt sich zu. Verdrängung und überteuerte Mieten sind die Folge. Eigenheime in der Stadt kann sich ohnehin kaum noch jemand leisten. Anstatt Städte ergrünen zu lassen, muss mehr Wohnraum her, nicht nur für Gutverdiener. Das wäre auch ein Gegenmittel gegen die zunehmende Zersiedelung: Lieber die Natur auf dem Land schützen und in den Städten mehr Wohnungen bauen!
Städte florieren durch Wirtschaft und Industrie. Verfügbarer Wohnraum ist attraktiver für Unternehmen und Fachkräfte – niemand zieht in eine Stadt, in der man nicht leben kann. Floriert die Wirtschaft, schafft das Arbeitsplätze und treibt das Wachstum voran, was wiederum zu höheren Lebensstandards führt.
Alternative Wohnformen brauchen Platz. Dazu fördern sie noch die Inklusivität. Nicht nur die alternde Bevölkerung verlangt neue Formen des Wohnen, generell ermöglicht eine Mischung verschiedener (bezahlbarer) Wohnformen das Zusammenleben von Menschen mit unterschiedlichem sozioökonomischen Hintergrund. Und neuer Wohnraum muss der Biodiversität ja nicht feindlich gestimmt sein. Urban Gardening und Dachbegrünungen machen es vor.
Auch Kultur verlangt ein Zuhause. Konzerte in Parks sind ja schön – im Sommer. Nachhaltige Kulturförderung und beständige Einrichtungen, Kunstgalerien, Theater und andere kreative Räume brauchen aber ebenfalls ein Zuhause. Dadurch wird eine lebendige Szene gefördert, die noch mehr Kultur anzieht und das Stadterlebnis bereichert.
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