Gerade für kleine und mittelständische Unternehmen (KMU) ist das relevant. Sie machen 99,7 Prozent der Schweizer Firmen aus und tragen wesentlich zum Wohlstand des Landes bei. Gleichzeitig kämpfen viele KMU mit Fachkräftemangel, Nachfolgefragen und der wachsenden Erwartung, auch in ökologischer Hinsicht Verantwortung zu übernehmen. Verantwortungseigentum bietet hierfür konkrete und praxisnahe Antworten.
Das Modell beruht auf zwei Prinzipien: Selbstbestimmung und Zweckorientierung. Die Kontrolle über das Unternehmen liegt dauerhaft bei Personen (auf Englisch «Stewards»), die operativ mit dem Unternehmen verbunden sind – nicht bei Investoren, die einzig auf Rendite aus sind. Gewinne bleiben im Unternehmen, werden reinvestiert oder für gemeinnützige Zwecke verwendet. Eine private Ausschüttung von Unternehmensgewinnen an Eigentümer ist ausgeschlossen. Das stärkt die langfristige Stabilität und schützt vor Spekulation.
KMU können von Patagonia und Rolex lernen
Verantwortungseigentum ist keine theoretische Idee, sondern gelebte Praxis. Unternehmen wie Crowd Container, Unternehmen Mitte in Basel oder auch international bekannte Firmen wie Rolex und Patagonia setzen seit Jahren auf dieses Modell. Ihre Erfahrung, aber auch Forschungen, zeigen: Mitarbeitende von Firmen in Verantwortungseigentum identifizieren sich oft stärker mit dem Unternehmenszweck, was die Rekrutierung erleichtert und die Qualität der Arbeit fördert.
Dass es dabei auch Herausforderungen gibt, bestätigt Simon Reich, der Mitgründer von Crowd Container. Doch er stellt fest: «Wir sind überzeugt, dass sich dieser Einsatz für die Selbstbestimmung unserer Nachfolgerinnen und Nachfolger langfristig auszahlt.»
Rechtlich wird Verantwortungseigentum heute meist über Stiftungsmodelle oder komplexe Eigentumsregelungen abgesichert. Um den Zugang zu erleichtern, braucht es neue Rechtsformen – wie sie in Deutschland die Koalition aus CDU/CSU und SPD mit der geplanten «Gesellschaft mit gebundenem Vermögen» schaffen will. «Purpose Schweiz» setzt sich hierzulande für entsprechende Reformen ein und berät interessierte Unternehmen, die sich für eine neue Eigentumsstruktur interessieren.