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Einen Schritt voraus: Hubert Hecht setzt auf Bauen mit nachhaltigem Schweizer Holz. Foto: Olivier Messerli

Wirtschaft Partner Inhalt: die Mobiliar

Firmen nehmen Kurs auf Nachhaltigkeit

Die Studie «Swiss Sustainability Gap 2024» macht sichtbar, dass das Thema Nachhaltigkeit in den Strategien der Schweizer Unternehmen bereits gut verankert ist. Die Umsetzung fordert vor allem die KMU. Worauf es dabei ankommt, zeigt das Beispiel der Firma Hecht Holzbau.

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Wie nachhaltig sind Schweizer Unternehmen? Antwort gibt die Studie «Swiss Sustainability Gap 2024», die im Auftrag der Mobiliar erstmals schweizweit durchgeführt worden ist. Das Wirtschaftsforschungsinstitut BAK Economics befragte rund 1800 Unternehmen nach ihrer Ausrichtung beim Thema Nachhaltigkeit in den Dimensionen Ökologie, Soziales und Governance. 96 Prozent der Unternehmen waren KMU, entsprechend ihrer grossen Bedeutung für die Schweizer Wirtschaft.

Der Swiss Sustainability Gap misst die Differenz zwischen dem möglichen und dem tatsächlichen Einbezug von Nachhaltigkeit in die Strategie und das operative Geschäft der Unternehmen auf einer Skala von 0 und 100. Bei 100 werden Nachhaltigkeitsthemen weder strategisch noch operativ berücksichtigt, bei 0 sind sie vollständig umgesetzt. Die wichtigsten Resultate:

  • 44,8 beträgt der Gap, über alle Unternehmen und Branchen betrachtet.
  • Dieser Wert setzt sich zusammen aus dem Gap von 51,4 auf der operativen und 38,3 auf der strategischen Ebene.
  • Je kleiner das Unternehmen, desto grösser ist der Gap zwischen möglichem und tatsächlichen Einbezug der Nachhaltigkeitsaspekte – sowohl auf strategischer als auch auf operativer Ebene.

Zusammengefasst hat die Studie ergeben: Die Schweizer Wirtschaft befindet sich auf gutem Weg Richtung Nachhaltigkeit, aber vor allem bei den ökologischen Komponenten besteht noch Luft nach oben. Soziale Aspekte haben sich hingegen weitgehend etabliert. Zwischen den Branchen zeigen sich kaum Unterschiede. Dies, obwohl Industrie und Baugewerbe mit ihrem tendenziell höheren Ressourcenverbrauch bei der Befragung leicht übervertreten waren.

Nachhaltig bauen mit Schweizer Holz

Ein KMU aus der Baubranche ist die Hecht Holzbau in Sursee, ein Unternehmen mit rund 50 Mitarbeitenden. Für Hubert Hecht, der den Betrieb seit 2008 mit seiner Frau Anna Maria führt, ist Nachhaltigkeit zentral. Das zeigt sich bereits an seiner grössten Ambition: dem Bauen mit mindestens 80 Prozent Holz aus der Schweiz. «Der Einsatz von Schweizer Holz, dort, wo es verarbeitet und verbaut wird, wo es gewachsen ist, leistet einen wichtigen Beitrag für die lokale Kreislaufwirtschaft», sagt Hecht. Die Nachfrage habe stark zugenommen, die Projekte seien grösser geworden, befeuert von den Nachhaltigkeitsdebatten. Das sei ein Vorteil für das Unternehmen und gleichzeitig eine Herausforderung im Hinblick auf die Beschaffung, die Qualität und die Kosten.

Das KMU ist in Sachen Nachhaltigkeit auch sonst weit fortgeschritten: Auf ökologischer Ebene beispielsweise setzt es auf Nachhaltigkeitslabels und Strom aus Wasserkraft, Abfälle werden reduziert, Produktionsprozesse umweltfreundlich gestaltet und unnötige Transportfahrten vermieden. Ausserdem kommen die Mitarbeitenden zu einem hohen Anteil mit öffentlichen Verkehrsmitteln zur Arbeit. Papier hat man vor drei Jahren abgeschafft und durch digitale Dokumente ersetzt. Ein eigentliches Sinnbild für Nachhaltigkeit ist das Kundengeschenk: ein Tannensetzling, der den Kreislauf der Ressource Holz symbolisiert und gemeinsam eingepflanzt wird.

Im Rahmen der sozialen Nachhaltigkeit setzt das Unternehmen auf eine partnerschaftliche Unternehmenskultur und Personalführung auf Basis des erweiterten Gesamtarbeitsvertrags (GAV) Holzbau. Eine speziell ausgebildete Person ist für Arbeitssicherheit und Gesundheitsschutz im Unternehmen zuständig. Mitarbeitende werden unter anderem bei Weiterbildungen unterstützt. Zurzeit arbeiten zehn Auszubildende im Betrieb. Aber auch im Holzbau wird es schwieriger, Nachwuchskräfte zu finden. Da sind gute Arbeitsbedingungen Pflicht.

«Bei öffentlichen Ausschreibungen sind wir mit hohen Anforderungen konfrontiert, auch was die Nachhaltigkeit betrifft.»

Die Umsetzung von Nachhaltigkeitsgrundsätzen wird vielfach als wirtschaftlich lohnend angesehen, so ein weiteres Resultat der Studie «Swiss Sustainability Gap 2024». Dies gilt im Speziellen für die soziale Nachhaltigkeit, aber ebenso für ökologische Komponenten wie die Energieeffizienz. Für Hubert Hecht ist die Investition in Nachhaltigkeit auch eine Strategiefrage, um konkurrenzfähig zu sein. «Bei öffentlichen Ausschreibungen sind wir unter anderem im Kriterium Nachhaltigkeit mit hohen Ansprüchen konfrontiert.» Man müsse Zertifikate und ein Konzept für das Umweltmanagement vorlegen können sowie die Anstrengungen hinsichtlich nachhaltiger Unternehmensführung dokumentieren. Gleichzeitig dürfe sich das nicht auf den Preis auswirken. Deshalb sieht Hecht den Gesetzgeber in der Pflicht: «Anforderungen für Unternehmen sollten realistisch und möglichst einfach bleiben und die Prozesse schnell, damit wir Projekte zeitnah umsetzen können.»

Mit gutem Beispiel vorangehen

Auf welcher Stufe wird Nachhaltigkeit in Unternehmen vorwärtsgetrieben? Rund ein Fünftel geben in der Studie an, eine verantwortliche Person für Nachhaltigkeitsfragen zu beschäftigen. Bei den kleinen Firmen sind es 19,1 Prozent, bei mittelgrossen 34,9 Prozent und bei den grossen 67,2 Prozent – ein Hinweis darauf, dass es vielen KMU an Kapazitäten beziehungsweise Strukturen mangelt. Bei Hecht Holzbau ist Nachhaltigkeit Chefsache. Die vierköpfige Geschäftsleitung legt das Thema jeden Monat auf den Tisch. «Wir fragen uns immer: Was können wir noch besser oder anders machen?», sagt Hubert Hecht. Ihm sei wichtig, nicht nur zu reden, sondern auch umzusetzen und mit gutem Beispiel voranzugehen. «So sehen die Jüngeren den Nutzen und führen unseren Weg weiter.»

Dieser Weg in die Zukunft steht vielen Firmen noch nicht klar vor Augen. In der Studie wird das Netto-Null-Ziel für das Jahr 2050 nur von rund 35 Prozent als erreichbar angesehen. Hecht hingegen ist für sein Unternehmen optimistisch: «Wir haben immer erreicht, was wir uns vorgenommen haben. Wir packen das.»

Weitere Informationen zur Studie.


«Wir begleiten und unterstützen KMU auf ihrem Weg»

Die Studie «Swiss Sustainability Gap 2024» zeigt auf, vor welchen Herausforderungen die Firmen stehen und wo vor allem KMU noch Unterstützung benötigen.

Martina Marchesi, Sie sind Nachhaltigkeitsverantwortliche der Mobiliar. Was ist Ihre wichtigste Erkenntnis aus der Studie?

Nachhaltigkeit ist bei den Unternehmen angekommen. Viele Aspekte sind heute schon relevant für den Geschäftserfolg. Etwa wenn es um die Wettbewerbsfähigkeit oder die Attraktivität als Arbeitgeber geht. Doch es gibt noch viel Potenzial zur Weiterentwicklung.

Wo sehen Sie die Gründe, dass KMU beim Thema Nachhaltigkeit weniger weit sind als Grossunternehmen?

Das Thema steht im Wettbewerb mit vielen anderen drängenden Themen, beispielsweise Digitalisierung, Fachkräftemangel oder Inflation. Ein weiterer Grund: Für KMU sind Gesetze wie das Umweltschutz- oder Arbeitsgesetz und das neuere Klima- und Innovationsgesetz relevant. Grossunternehmen hingegen müssen punkto Nachhaltigkeit zusätzliche gesetzliche Anforderungen erfüllen.

Warum drängt das Thema für KMU trotzdem?

KMU sind oft Teil der Lieferkette grösserer oder internationaler Unternehmen. In dieser Rolle sind sie gefordert, ihre Nachhaltigkeitsleistung auszuweisen mit einer betrieblichen Klima- und Energiebilanz, Kennzahlen zu Arbeitgeberthemen, Verbesserungsprozessen et cetera. Dazu kommen Nachhaltigkeitsansprüche der Kundinnen und Kunden. All dies ist komplex und bindet Ressourcen. Um KMU dabei zu unterstützen, den CO₂-Nachweis zu erbringen und Reduktionsmassnahmen zu vereinfachen, hat die Mobiliar einen «CO₂-Manager» lanciert.

Wie wird ein KMU nachhaltiger?

In der Studie sehen wir, dass viele KMU sich bereits auf der strategischen Ebene mit Nachhaltigkeit auseinandersetzen. Das ist positiv. Nicht jeder Nachhaltigkeitsaspekt ist für jedes Unternehmen gleich bedeutend. Deshalb ist es sinnvoll, zuerst die relevanten Themen zu identifizieren. Danach werden geeignete Massnahmen abgeleitet, auf einen Zeitplan gelegt und umgesetzt.

Muss man sich Nachhaltigkeit leisten können?

Kurzfristig gedacht, könnte man zu diesem Schluss kommen. Oft gehen Massnahmen für mehr Nachhaltigkeit mit einem initialen Aufwand einher, senken aber auch Kosten. Zum Beispiel rechnet sich die Investition in ein betriebliches Gesundheitsmanagement, weil die Absenzen am Arbeitsplatz sinken. Langfristig zahlen sich Investitionen in Nachhaltigkeit aus, davon bin ich überzeugt.

Design ohne Titel.jpg Politik- und Umweltwissenschaftlerin Martina Marchesi leitet das Nachhaltigkeitsteam der Mobiliar.

CO₂-Manager für KMU

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Zum CO₂-Manager

Deklaration: Dieser Inhalt wurde vom Sustainable Switzerland Editorial Team im Auftrag der Mobiliar erstellt.

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