«Wir begleiten und unterstützen KMU auf ihrem Weg»
Die Studie «Swiss Sustainability Gap 2024» zeigt auf, vor welchen Herausforderungen die Firmen stehen und wo vor allem KMU noch Unterstützung benötigen.
Martina Marchesi, Sie sind Nachhaltigkeitsverantwortliche der Mobiliar. Was ist Ihre wichtigste Erkenntnis aus der Studie?
Nachhaltigkeit ist bei den Unternehmen angekommen. Viele Aspekte sind heute schon relevant für den Geschäftserfolg. Etwa wenn es um die Wettbewerbsfähigkeit oder die Attraktivität als Arbeitgeber geht. Doch es gibt noch viel Potenzial zur Weiterentwicklung.
Wo sehen Sie die Gründe, dass KMU beim Thema Nachhaltigkeit weniger weit sind als Grossunternehmen?
Das Thema steht im Wettbewerb mit vielen anderen drängenden Themen, beispielsweise Digitalisierung, Fachkräftemangel oder Inflation. Ein weiterer Grund: Für KMU sind Gesetze wie das Umweltschutz- oder Arbeitsgesetz und das neuere Klima- und Innovationsgesetz relevant. Grossunternehmen hingegen müssen punkto Nachhaltigkeit zusätzliche gesetzliche Anforderungen erfüllen.
Warum drängt das Thema für KMU trotzdem?
KMU sind oft Teil der Lieferkette grösserer oder internationaler Unternehmen. In dieser Rolle sind sie gefordert, ihre Nachhaltigkeitsleistung auszuweisen mit einer betrieblichen Klima- und Energiebilanz, Kennzahlen zu Arbeitgeberthemen, Verbesserungsprozessen et cetera. Dazu kommen Nachhaltigkeitsansprüche der Kundinnen und Kunden. All dies ist komplex und bindet Ressourcen. Um KMU dabei zu unterstützen, den CO₂-Nachweis zu erbringen und Reduktionsmassnahmen zu vereinfachen, hat die Mobiliar einen «CO₂-Manager» lanciert.
Wie wird ein KMU nachhaltiger?
In der Studie sehen wir, dass viele KMU sich bereits auf der strategischen Ebene mit Nachhaltigkeit auseinandersetzen. Das ist positiv. Nicht jeder Nachhaltigkeitsaspekt ist für jedes Unternehmen gleich bedeutend. Deshalb ist es sinnvoll, zuerst die relevanten Themen zu identifizieren. Danach werden geeignete Massnahmen abgeleitet, auf einen Zeitplan gelegt und umgesetzt.
Muss man sich Nachhaltigkeit leisten können?
Kurzfristig gedacht, könnte man zu diesem Schluss kommen. Oft gehen Massnahmen für mehr Nachhaltigkeit mit einem initialen Aufwand einher, senken aber auch Kosten. Zum Beispiel rechnet sich die Investition in ein betriebliches Gesundheitsmanagement, weil die Absenzen am Arbeitsplatz sinken. Langfristig zahlen sich Investitionen in Nachhaltigkeit aus, davon bin ich überzeugt.
Politik- und Umweltwissenschaftlerin Martina Marchesi leitet das Nachhaltigkeitsteam der Mobiliar.