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Ein Mann schaut sich ein Fahrrad an

Velobörsen sind beliebt bei Schnäppchenjägern. Wer eine grosse Auswahl haben will, muss früh aufstehen. Bild: Imago

Produktion & Konsum

Nachhaltig und günstig: Sportartikel aus zweiter Hand

Secondhand zu kaufen, ist sinnvoll. Wie die Suche nach dem Wunschstück am besten gelingt.

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Nachhaltig und günstig: Sportartikel aus zweiter Hand

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Mit dem Blick auf Klima und Budget lohnt sich der Kauf von gebrauchten Sportartikeln. Wir zeigen anhand von sieben Beispielen, wo es gute Secondhand-Artikel gibt und worauf man beim Kauf achten muss.

Wandersachen

Der Berg ruft, und das fast rund ums Jahr: In der Schweiz geben 80 Prozent der Wandernden an, dass sie zu jeder Jahreszeit losziehen. Die anderen setzen im Winter aus. Eine Lücke in den Wandersachen kann sich also immer auftun. Diese zu schliessen, ist nicht gerade billig.

Aber auch eine andere Frage stellt sich, die der Nachhaltigkeit. Funktionskleidung hat eine schlechte Ökobilanz. Das gilt nicht nur für synthetische Fasern, denn auch der Merino-Sweater ist vor dem Verkauf weit gereist. Ökologisch am sinnvollsten ist deshalb der Kauf aus zweiter Hand, auch im Vergleich mit Recyclingprodukten. Einziger Nachteil: Man muss möglicherweise mehr Zeit investieren.

«Secondhand ist immer ein wenig Glückssache», sagt Isa Schindler. Ihr Laden 2ndPeak in Zürich verkauft gebrauchte Outdoor-Bekleidung. Manche Stücke würden am selben Tag reinkommen und wieder rausgehen, so Schindler. Die grösste Auswahl hat, wer sich antizyklisch verhält: «Bei langen Schönwetterperioden sammeln sich Hardshell-Jacken an, bei längeren Regenperioden verkleinert sich die Auswahl relativ schnell.» Generell sei es so, dass die meisten vor der Saison ausmisten würden: Sommersachen im Frühling, Herbstsachen im Sommer.

Die Artikel verkauft 2ndPeak für maximal die Hälfte des Originalpreises. Auf Flohmärkten und Online-Marktplätzen geht es möglicherweise noch günstiger. Dabei liegen die Vorteile eines Ladens auf der Hand: «Die Leute schätzen es, Bekleidung, Schuhe und Rucksäcke zu probieren, zu vergleichen und beraten zu werden», so Schindler.

Achtung beim Kauf von Wanderschuhen: Diese verlieren gerne die Sohle, wenn sie zu lange gestanden sind. Leicht eingelaufene Schuhe sind darum besser als neue, die nie den Weg in die Berge gefunden haben.

Velos und Zubehör

Das Velo ist unter den Sportartikeln aus zweiter Hand der Klassiker. Und ein solcher sind auch die Velobörsen des Verbandes Pro Velo. Eine Liste mit Terminen und Orten führt der Verband auf seiner Webseite. In der Schnäppchenjagd-Atmosphäre gilt die Regel: Wer zuerst kommt, mahlt zuerst. Nachteil: Die Auswahl ist zufällig, und es besteht das Risiko, dass jemand anderes mit dem Wunschvelo davonradelt.

Nervenschonender, aber echte Fleissarbeit ist die Suche auf Online-Marktplätzen oder einschlägigen Seiten wie velocorner.ch oder velomarkt.ch. Das Angebot ist riesig, aber teilweise auch der Radius, den man in Kauf nehmen muss, um ein Velo Probe zu fahren.

Ein jüngeres Phänomen ist, dass Sportartikelhändler im Secondhand-Geschäft mitmischen. So betreibt Decathlon unter dem Label «Second Life» einen Occasionshandel, mit Preisnachlässen von 20 bis 25 Prozent. Neben Boards und Fitnessgeräten gehören Fahrräder zu den Schwerpunkt-Produkten. Sie stammen aus Rückkäufen oder Kundenretouren. Der Vorteil: Die Produkte sind geprüft und haben eine Garantie über zwei Jahre.

Der Onlinehändler galaxus.ch bietet seiner Kundschaft eine eigene Wiederverkaufsplattform an, unter dem Zusatz «gebraucht und geprüft» auch eigene Occasionen. Nach Stückzahlen am häufigsten gehandelt: Velozubehör wie Veloträger oder -schlösser.

Bei Elektrovelos aus zweiter Hand ist wichtig, dass die Batterie gut gewartet wurde. In manchen Verkaufsangeboten steht, das Rad sei fast nie gebraucht worden. Das kann ein Problem sein, denn eine Batterie nutzt sich stärker ab, wenn sie länger nicht gebraucht und aufgeladen wurde.

Sportuhren

Ob von Garmin, Apple oder Samsung: Sportuhren sind ein eher schwieriger Secondhand-Kauf. Das liegt am Preisverfall der Modelle, die nach kurzer Umlaufzeit ersetzt werden. Einige Secondhand-Angebote unterbieten kaum den Neupreis, wenn man sich paar Minuten nimmt, um nach dem günstigsten Angebot zu googeln.

Am ehesten sind Schnäppchen über die zuvor genannten Marktplätze sowie ricardo.ch oder tutti.ch möglich. Hier empfiehlt es sich, je nach Webseite die Uhr vor dem Kauf vor Ort anzuschauen oder die Bewertungen des Verkäufers zu studieren. Wie viele positive Bewertungen gibt es, über welchen Zeitraum, von wem stammen sie?

Wer es risikoarm mag, der findet beim Onlinehändler digitec.ch in der Sektion «used» zahlreiche Angebote. Der Preisnachlass retournierter und getesteter Sportuhren liegt bei mindestens 10 Prozent.

Schuhe

Um es kurz zu machen: Die Art der Sportschuhe, die man sinnvollerweise aus zweiter Hand kauft, ist begrenzt. Von Joggingschuhen etwa ist eher abzuraten, weil die Dämpfung im Gebrauch leidet und ihr Zustand schwer zu erkennen ist.

Was sich gut eignet, sind hingegen Schlittschuhe oder Rollerblades. Beides findet man zuhauf auf Herbstbörsen oder Flohmärkten, wie sie vielerorts Ende Sommer stattfinden. Um die richtige Grösse zu finden, braucht es aber etwas Glück.

Auch hier springen regionale Secondhand-Läden in die Nische. Ein Beispiel dafür ist die Spiel- und Sportbörse Winterthur. Hier nehmen Rollerblades, zu einem Drittel des Neupreises verkauft, eine ganze Wand ein, dies noch bis September. Dann wird das Sortiment auf Winter umgestellt.

Gleitschirme

Für Sportarten mit speziellen Sicherheitsbedürfnissen gelten für den Kauf aus zweiter Hand eigene Regeln. Der Schweizerische Hängegleiter-Verband zum Beispiel betreibt für seine Mitglieder eine Kleininserate-Börse. Beni Stocker, Sicherheitsverantwortlicher des Verbandes, empfiehlt Einsteigern, die einen gebrauchten Gleitschirm kaufen wollen, diesen über ihre Flugschule zu beziehen.

Generell sei beim Kauf auf das Protokoll des letzten Checks zu bestehen. Gleitschirme müssen nach einer Anzahl Sprüngen oder spätestens alle 24 Monate eine Sicherheitsprüfung durchlaufen, in der Dinge wie Leinenfestigkeit oder Tuchporosität geprüft werden. Je näher der Check zurückliegt, desto besser.

Heimtrainer

In wenigen Lebensbereichen klaffen Ambition und Realität weiter auseinander als beim Thema Fitness. Entsprechend gross ist auf ricardo.ch, tutti.ch und Co. das Angebot an Crosstrainern, Hometrainern und Rudergeräten. Man findet allerdings nicht leicht ein jüngeres Modell; manchmal dauert es ja eine Weile, bis sich die Einsicht durchsetzt, dass der Vorsatz ins Leere lief.

Wer zum Beispiel ein Laufband via Marktplatz kauft, sollte es zuerst testen; Lautstärke, Dämpfung und Abnutzungserscheinungen erkennt man erst dann. Dasselbe gilt für andere Geräte. Eine Alternative sind die geprüften Rückgaben der oben erwähnten Sportartikelhändler.

Skiausrüstung

Zugegeben, es ist etwas früh, um vom Skifahren zu reden. Und tatsächlich nimmt der Secondhand-Markt für Ski auch erst später im Jahr Fahrt auf. Was man jetzt aber schon machen kann, ist, die gewünschten Grössen oder Marken zusammenzustellen und allenfalls Suchabos einzurichten. So wird man informiert, wenn geeignete Modelle auf den Markt kommen. Ebenfalls finden in vielen Ortschaften bereits ab September Herbst-/Winterbörsen statt.

Eine feste Grösse und ein echter Tipp ist die vor etwas mehr als zehn Jahren von ETH-Studenten gegründete Skibörse, die unter anderem in den Städten Zürich, Luzern, Genf und Biel jeweils im Herbst für ein paar Tage Restposten, Musterstücke, gebrauchte Ski sowie neue Skibekleidung verkauft. Für das Jahr 2024 wurden noch keine Daten bekanntgegeben.

Beim Kauf von Skimaterial ist das Testen nicht möglich. Deshalb sollte man vor allem auf das Alter achten und die Ski nach dem Kauf im Service überprüfen und auf das eigene Körpergewicht einstellen lassen. Bei Sicherheitsmaterial wie Skihelmen geht es aber letztlich nicht ohne das Vertrauen in die Verkaufsperson. Hier sollte man im Zweifel eher auf ein Schnäppchen verzichten, wenn man ein ungutes Gefühl hat.

Marc Leutenegger, «NZZ am Sonntag» (20.07.2024)

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Dieser Artikel behandelt folgende SDGs

Die Sustainable Development Goals (SDGs) sind 17 globale Ziele für nachhaltige Entwicklung, vereinbart von den UN-Mitgliedsstaaten in der Agenda 2030. Sie decken Themen wie Armutsbekämpfung, Ernährungssicherheit, Gesundheit, Bildung, Geschlechtergleichheit, sauberes Wasser, erneuerbare Energie, nachhaltiges Wirtschaftswachstum, Infrastruktur, Klimaschutz und den Schutz der Ozeane und der Biodiversität ab.

12 - Verantwortungvoller Konsum und Produktion

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