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Nachhaltigkeit muss zum festen Bestandteil der Unternehmenskultur werden. Foto: BCG

Gesellschaft Partner Inhalt: Boston Consulting Group (BCG)

Mitarbeitende – die wichtigste Ressource auf dem Weg zur Klimaneutralität

Wie Unternehmen ihre Belegschaft fit machen, Kompetenzen aufbauen und Nachhaltigkeit zu einem festen Bestandteil der Unternehmenskultur machen, zeigt eine aktuelle Studie von Boston Consulting Group und Microsoft.

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Mitarbeitende – die wichtigste Ressource auf dem Weg zur Klimaneutralität

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Kraftwerke, die der Luft CO2 entziehen, anstatt es zu freizusetzen, alternative Proteine aus Erbsen oder Soja als Basisstoff für Lebensmittel, emissionsarme Kraftstoffe für Fahrzeugflotten – Firmen auf der ganzen Welt haben sich Nachhaltigkeit auf die Agenda geschrieben. Technologische Innovationen reichen aber nicht aus, um Unternehmen nachhaltig zu machen. Das wird vielen Gesellschaften gerade schmerzhaft bewusst. Ein Drittel der weltweit grössten börsenkotierten Unternehmen hat sich zwar verpflichtet, zwischen 2030 und 2050 die Netto-Null-Ziele zu erreichen. Doch deutlich weniger – nämlich gerade einmal 17 Prozent – sagen von sich selbst, dass sie aktuell auf gutem Weg zur Dekarbonisierung sind. Das zeigen Analysen der Strategieberatung Boston Consulting Group (BCG).

Steile Lernkurve

Die CO2-Reduktion stellt Firmen gleich vor mehrere grosse Herausforderungen: Sie bedingt einen gigantischen Transformationsprozess – vergleichbar mit der Digitalisierung –, der alle Unternehmensbereiche umfasst. Ganze Organisationsbereiche müssen nun ihre Denk¬weise ändern, multidisziplinäre Fähigkeiten aufbauen und diese im gesamten Unternehmen verankern. Der Zeitrahmen dafür ist eng und die zu bewältigende Lernkurve steil. Wer bis 2030 seine Klimaziele erreichen will, muss sich heute beeilen. Und er braucht Mit-arbeitende, die sich mit Nachhaltigkeitsthemen auskennen. «Angesichts der für 2030 gesetzten Nachhaltigkeitsziele steht die Wirtschaft vor einer Herkulesaufgabe: Sie muss in weniger als sieben Jahren bis zu 150 Millionen Menschen in verschiedenen Bereichen der Nachhaltigkeit ausbilden», sagt Elizabeth Lyle, Managing Director bei BCG.

Taskforce etablieren

Welche Fähigkeiten sind bei Führungskräften und Mitarbeitenden erforderlich, um die Nachhaltigkeitsagenda voranzubringen? Und wie können diese Kompetenzen vermittelt werden? Gemeinsam mit Microsoft hat BCG die Strategien von Unternehmen analysiert, die beim Thema Nachhaltigkeit führend sind, darunter AT&T, HSBC, John Deere, JSW Steel, Owens Corning, Sysco und Unilever. Für die Studie «Put Talent at the Top of the Sustainability Agenda» haben sie Umfragen und Interviews mit 250 Führungskräften, die in ihren Unternehmen für Nachhaltigkeit verantwortlich sind, geführt.

Mobilisieren, einbetten, beschleunigen – der Weg zur Nachhaltigkeit verläuft idealtypisch nach diesem Muster. In der Mobilisierungsphase geht es da¬rum, eine Art Taskforce zu etablieren. Das ist ein kleines multidisziplinäres Expertenteam, das die Strategie entwickelt und vorantreibt. Erfolgsentscheidend ist es, hier den richtigen Mix an Kompetenzen im Team zu versammeln. Nachhaltigkeitsvorreiter wie beispielsweise Microsoft haben bei der Auswahl der Teammitglieder vor allem auf tiefes Wissen in den Bereichen Funktion, Transformation, Digitalisierung gesetzt, weniger auf Kenntnisse in Nachhaltigkeit. Der Grund: Um Emissionen wirksam zu reduzieren, müssen Unternehmen oftmals ihre Geschäftsmodelle und -abläufe grundlegend neu erfinden. Das bedeutet: weg von der Art und Weise, wie in der Vergangenheit Werte geschaffen und erfasst wurden. Um diesen Change zu denken, ist profundes Wissen über eben diese Abläufe unabdingbar. Entsprechend kommen in den be¬fragten Firmen 68 Prozent der Nachhaltigkeitsverantwortlichen aus dem eigenen Unternehmen. 60 Prozent verfügen über keine speziellen Nachhaltigkeitsexpertisen. Diese Kompetenzen bekommen sie durch Training-on-the-Job. 93 Prozent beurteilen dieses Vorgehen als besonders effektiv. Externe Zertifizierungsprogramme absolvieren dagegen nur 26 Prozent.

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Quelle: Report BCG / Microsoft *Put talent at the top of the sustainability Agenda" (2023)

Grafik: Auf welche Skills kommt es besonders an? Diese Fähigkeiten sind für eine Weiterqualifizierung im Arbeitsbereich Nachhaltigkeit am wichtigsten (Antworten der Befragten in Prozent)

Mitarbeiter gezielt qualifizieren

Was im handverlesenen Führungsteam noch funktioniert, ist für den Roll-Out im Unternehmen in der Regel zu unverbindlich. In der Einbettungsphase müssen spezifische Nachhaltigkeitskompetenzen in jeder Unternehmensfunktion verankert werden. Die Mitarbeiter im Rechnungswesen etwa müssen sich mit der Kohlenstoffbilanzierung auskennen, für den Einkauf ist die Dokumentation von Emissionen über die Lieferketten wichtig, in der Rechtsabteilung sind regulatorische Vorgaben, beispielswiese die EU-Gesetzgebung zur CO2-Besteuerung, zu berücksichtigen. Die Londoner Grossbank HSBC hat deshalb eine unternehmenseigene Sustainability-Akademie ins Leben gerufen. Allein im Jahr 2022 wurden hier mehrere Tausend Mitarbeitende zu Nachhaltigkeitsthemen geschult. Auch der indische Stahlhersteller JSW Steel bietet seinen Beschäftigten Präsenz- und Onlineschulungen an. BCG wiederum ergänzt die interne Klima- und Nachhaltigkeitsakademie durch Partnerschaften, beispielsweise mit der Cambridge Judge Business School oder der Columbia Climate School.

«Handabdruck» eingeführt

Von der Führungskraft bis zum Praktikanten – die Mitarbeitenden sind der Schlüssel für den Change zu einem nachhaltigen Unternehmen. Jede und jeder einzelne muss die Nachhaltigkeitsagenda zum festen Bestandteil der täglichen Arbeit machen, sie muss Teil der Unternehmenskultur werden. Dies ist der Inhalt von Phase drei: der Beschleunigung. Mit ihr nimmt die Nachhaltigkeitsagenda Fahrt auf. Jetzt ist es wichtig, wirklich alle Beschäftigten mitzunehmen und sie zu Botschafterinnen und Botschaftern der Nachhaltigkeitsstrategie zu machen.

Owens Corning, einer der grössten Glasfaserhersteller weltweit, hat es geschafft, das Thema intern positiv zu besetzen. Den negativen Klima-Fussabdruck, den es zu reduzieren gilt, hat Corning um einen «Handabdruck» ergänzt. Dieser steht für alles, was das Leben der Menschen verbessern kann. Dazu gehören recycelbare Materialien, Kreislaufwirtschaft, Transparenz bei der Rohstoffbeschaffung und die Reduzierung der Emissionen von Zulieferern. Der positive Handabdruck schafft so eine inspirierende Unternehmenskultur, die die Nachhaltigkeit betont.

Bei Microsoft hat die interne Klimasteuer viele Mitarbeitende aktiviert. Bereits seit 2012 müssen einzelne Abteilungen aus ihren Budgets interne CO2-Abgaben zahlen. Diese Klimasteuer wurde im Januar 2020 auf Scope-3-Emissionen erweitert. Damit ist die gesamte Lieferkette – für alle gekauften Waren, Geschäftsreisen bis hin zum Pendelverkehr zwischen Wohnort und Arbeitsplatz – abgedeckt. Durch die Erweiterung auf Scope 3 wurde ein breiteres Segment des Unternehmens auf Emissionen und Nachhaltigkeit aufmerksam. In der Folge bildeten sich in der gesamten Organisation Initiativen zur CO2- Reduzierung.

In Ausbildung investieren

Nachhaltigkeitsziele erfolgreich umzusetzen ist nicht nur eine Frage der Verantwortung gegenüber der Umwelt, sondern auch eine Investition in die Zukunft des Unternehmens. «Die Wertschöpfung für die Aktionäre wird zunehmend von einer effektiven Führung im Bereich der Nachhaltigkeit abhängen und die Mitarbeiter sind für diesen Fortschritt von entscheidender Bedeutung», so Rich Lesser, Global Chair von BCG und Mitverfasser des Berichts.

Unternehmen müssen, so der Appell des Berichts, in die Ausbildung ihrer Mitarbeitenden investieren. Aber auch andere Akteure können und sollen einen Beitrag leisten: Bildungsanbieter und -einrichtungen, die passgenaue multidisziplinäre Schulungsinhalte entwickeln, Industrieorganisationen und -verbände, die Standards für Schlüsselfunktionen etablieren und Regierungen, die Unternehmen Anreize geben, in die Fortbildung zu investieren.

Im Dreisprung zu mehr Nachhaltigkeit

Der Weg zur Nachhaltigkeit beginnt in jedem Unternehmen, in jeder Organisation bei den Menschen, die dort arbeiten. Ihre Kompetenzen entscheiden mit darüber, ob Wirtschaft und Gesellschaft das angestrebte Netto-Null-Ziel erreichen. Nachhaltigkeitsteams, die in der Führungsebene angesiedelt sind, können diesen Wandel in Gang setzen. Für die konsequente Umsetzung müssen Unternehmen die Nachhaltigkeitsagenda in die Aufgaben und die Ausbildung aller Mitarbeitenden integrieren und sie damit zum Bestandteil der Unternehmenskultur machen.

Der Weg dorthin erfolgt in der Regel in drei Schritten:

Phase I: Mobilisieren. Ein kleines Expertenteam entwickelt eine Strategie und die ersten wichtigen Schritte, um das Unternehmen nachhaltig zu machen.

Phase II: Verankerung. Sukzessive müssen sich alle Unternehmensbereiche mit dem Thema Nachhaltigkeit vertraut machen. Unter der Leitung des Expertenteams werden die notwendigen Kompetenzen in der gesamten Organisation verankert.

Phase III: Beschleunigung. Nachdem die Nachhaltigkeit in die gesamte Wertschöpfungskette integriert ist, ist es wichtig, Mitarbeiterbindung und Motivation sicherzustellen.

Deklaration: Dieser Inhalt wurde vom Sustainable Switzerland Editorial Team im Auftrag von BCG erstellt.

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