Wenn es um Aluminium geht, kommt man an Novelis nicht vorbei. Das Unternehmen mit Hauptsitz in Atlanta, USA, ist Weltmarktführer für das Walzen und Rezyklieren des viel gefragten Leichtmetalls. Novelis beliefert mit seinen hochwertigen Aluminiumblechen vor allem die Luft- und Raumfahrtindustrie, die Automobilbranche und die Hersteller von Getränkedosen. In der Schweiz ist das Unternehmen mit einem grossen Werk in Sierre VS vertreten. Seit eineinhalb Jahren gehört dazu sogar ein eigener Innovations- und Forschungshub: das Net Zero Lab Valais.
Auf Basis einer langfristigen Kooperationsvereinbarung mit dem Campus Energypolis der Eidgenössischen Technischen Hochschule Lausanne (EPFL), der Fachhochschule Westschweiz (HESSO) und dem lokalen Energieversorger OIKEN werden hier Konzepte für eine kohlenstoffneutrale Produktion entwickelt. Die Voraussetzungen sind günstig, wie Serge Gaudin, Werksleiter von Novelis Sierre, betont: «Unsere Anlage umfasst alle wesentlichen Herstellungsund Recyclingschritte für Aluminiumwalzprodukte. Es kann also an einem einzigen Standort an Lösungen für alle Produktionsphasen geforscht werden.» Das im Wallis gewonnene Wissen wird mit den anderen Novelis-Werken geteilt. Diese passen die neuen Erkenntnisse und Entwicklungen dann an ihre lokalen Verhältnisse an.
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Die Fachleute am Net Zero Lab Valais legten grössten Wert auf eine enge Kooperation, berichtet Gaudin. «Es können erstaunliche Resultate entstehen, wenn man nicht allein arbeitet, sondern Wissen und Erfahrung miteinander austauscht.» Gemeinsam mit den Lab-Experten und im Verbund mit den weltweiten Novelis-Standorten verfolgt man in Sierre das Ziel, ein komplett kreislauforientiertes Unternehmen aufzubauen und die sogenannten Scope-1- und Scope-2-Emissionen immer weiter herunterzufahren – bis auf null. Schon heute stammt ein Teil der Energie, die für die Anlage im Wallis benötigt wird, aus erneuerbaren Quellen. Bis zum Jahr 2030 soll es dann so weit sein: die Umstellung auf einen vollständig CO₂-neutralen Produktionsbetrieb.
«Mit einem elektrisch beheizten Stossofen lassen sich pro Jahr 4500 Tonnen an CO₂-Emissionen vermeiden.»
Ökosystem fürs Heizen
Erste Erfolge sind bereits sichtbar. So wurde am Lab ein optimiertes Energie- Ökosystem entwickelt, über das Abwärme aus dem Giessprozess an das nahe gelegene Technopôle, einen IT-Innovationspark mit Unternehmen, Instituten und Startups, geleitet wird. «Das ist ein gutes Pilotprojekt, denn wir möchten es künftig zusammen mit der Stadt Sierre ausbauen», so Gaudin. Bis 2030 soll ein Ökosystem realisiert werden, das Sierre einen wesentlichen Teil seines Heizenergiebedarfs zur Verfügung stellt. «Wir könnten, sehr konservativ geschätzt, Wärme für mehr als 5000 Einwohner liefern, rund ein Drittel der heutigen Bevölkerung der Stadt», sagt der Werksleiter.
«Born to be recycled»
Aluminium ist ein universell einsetzbarer Werkstoff und – nach Eisen und Stahl – das meistgebrauchte Metall. Es hat eine geringe Dichte und ist trotzdem stabil, es verfügt über eine hohe elektrische Leitfähigkeit und eine hohe Korrosionsbeständigkeit. Aluminium wird im Fahrzeugbau, im Hoch- und Maschinenbau, in der Elektronik, in der Klima- und Solartechnik und bei Verpackungen eingesetzt. Hinzu kommt: Es ist ein perfektes Material, um eine effiziente Kreislaufwirtschaft zu etablieren.
«Aluminium kann so gut wie endlos rezykliert und wiederverwendet werden», sagt Serge Gaudin. Der Werksleiter von Novelis Sierre weist zudem darauf hin, dass es sich dabei um ein echtes Recycling und nicht um ein Downcycling handelt, das wiederverwendete Material also für die gleiche Produktkategorie wiederverwendet werden kann, da es praktisch keine Qualitätsverluste aufweist. Aluminiumrecycling hat Gaudin zufolge weitere gewichtige Vorteile. «Wir können rezykliertes Aluminium mit fünf Prozent der Energie herstellen, die für die Herstellung von Primäraluminium benötigt wird. Das bedeutet auch bis zu 95 Prozent weniger CO₂-Emissionen.» Und das immer und immer wieder! Kurzum: «Aluminium is born to be recycled», so Serge Gaudin.
Strom aus Wasserkraftwerk
Ein Zukunftsprojekt, das sich derzeit noch in der Umsetzungsphase befindet, ist ein elektrisch beheizter Stossofen, der im Novelis-Werk während des Walzprozesses zum Einsatz kommen soll. Die Barren müssen beim Walzen auf etwa 500 Grad erwärmt werden – ein Vorgang, den heute in der Aluminiumproduktion standardmässig ein erdgasbetriebener Ofen übernimmt. «Wir können enorme Mengen CO₂-Emissionen einsparen, wenn wir den Heizprozess elektrisch durch erneuerbare Energien bewältigen», erklärt Serge Gaudin. Den dazu benötigten Strom wird im ersten Schritt ein Wasserkraftwerk liefern. Pro Jahr lassen sich so bis zu 4500 Tonnen an CO₂-Emissionen vermeiden. Um die Dekarbonisierung der Produktion voranzubringen, testet das Team des Net Zero Lab darüber hinaus noch andere alternative Energiequellen wie zum Beispiel Plasma oder Wasserstoff als Ersatz für Gas. Auch hier geht es darum, fossile Energiequellen verstärkt durch kohlenstoffneutrale zu ersetzen, statt CO₂-Emissionen durch Zertifikate kompensieren zu wollen. Bei der fortschreitenden Dekarbonisierung des Novelis-Werks spielt auch die Sonne eine Rolle. Und ebenso profitieren davon die umliegenden Gemeinden. Dazu muss man wissen: In Sierre scheint die Sonne etwa 1990 Stunden im Jahr – eine optimale Voraussetzung, um Solarenergie in grossem Stil zu nutzen. Konkret geht es um eine Photovoltaikleistung von fast 4000 Kilowattstunden, die sich pro Tag erzielen lässt. Derzeit bedecken rund 5000 Quadratmeter installierter Solarmodule das Dach des Novelis-Hauptgebäudes in Sierre. Gemietet hat sie der Energieversorger OIKEN, der ja auch Partner des Net Zero Lab Valais ist. Gemeinsam tragen beide Unternehmen nun zur Versorgung Sierres mit grünem Strom bei. «Für uns ist Nachhaltigkeit kein nettes Extra», betont Novelis-Manager Gaudin. «Sie bildet vielmehr den Kern dessen, wer wir sind und was wir tun. Wir gehen heute genau die Schritte, die sich in Zukunft auf unsere Branche und die Welt auswirken werden.»
Über Novelis
Novelis ist der führende Hersteller von flach gewalzten Aluminiumerzeugnissen und der weltweit grösste Recycler von Aluminium. Das Unternehmen, eine Tochtergesellschaft des indischen Aluminium- und Kupferherstellers Hindalco Industries Ltd., betreibt ein integriertes Netzwerk technisch hoch entwickelter Walz- und Recyclinganlagen in Nordamerika, Südamerika, Europa und Asien und nutzt seine globalen Produktions- und Recyclingkapazitäten zur Herstellung hochwertiger Produkte für ganz unterschiedliche Industriekunden. Novelis strebt danach, weltweit zum «führenden Anbieter von nachhaltigen Aluminium-Lösungen mit niedrigen CO₂-Emissionen» zu werden. «Die umfangreiche Verwendung von recyceltem Aluminium – derzeit 61 Prozent unseres Einsatzmaterials – bildet den Kern unseres innovativen, zirkulären Geschäftsmodells», heisst es. Ziel sei es, nicht nur das eigene Unternehmen, sondern die Branche insgesamt auf dem Weg zur Kreislaufwirtschaft mit ihren Vorteilen entscheidend voranzubringen.
economiesuisse
Serge Gaudin, Leiter des Novelis-Werks in Sierre
Deklaration: Dieser Inhalt wurde vom Sustainable Switzerland Editorial Team im Auftrag von economiesuisse erstellt.