Vom Tal zum Gipfel: Eine nachhaltige Reise durch die Ostschweiz
Innovative Ansätze in der Industrie, Lebensmittelherstellung und im Tourismus zeigen, wie nachhaltige Geschäftsmodelle für die Zukunft gerüstet sind und einen Beitrag zum Klimaschutz leisten. Wir begeben uns auf eine Entdeckungsreise durch die Ostschweiz.
Vom Tal zum Gipfel: Eine nachhaltige Reise durch die Ostschweiz
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Im Tal: Bartholet Maschinenbau AG, Flums SG
Seit 1962 ist der traditionsreiche Seilbahnhersteller Bartholet im St.Galler Rheintal ansässig. Das Flumser Unternehmen plant langfristig – laut Firmenchef Roland Bartholet «20 bis 25 Jahre in die Zukunft». Der Betrieb sieht sich als Teil der zukünftigen urbanen Mobilität. Mit dem Ropetaxi testet das Unternehmen eine neue Technologie, mit der Passagiere ihre Zieldestination ähnlich wie in einem Aufzug auswählen können. Die Besonderheit dabei ist, dass die Gondeln des Ropetaxis nur dann fahren, wenn sie benötigt werden. Dadurch kann der übliche Leerlauf von 90 Prozent erheblich verringert und die Effizienz gesteigert werden. Bartholet ist davon überzeugt, dass sich die Technologie durchsetzen wird: «Ropetaxi ist unser Steckenpferd».
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Das Ropetaxi soll die Mobilität der Zukunft prägen. Die erste Version entsteht momentan im Gebiet Flims Laax (GR).
Das Unternehmen verfolgt einen nachhaltigen Ansatz und strebt bis 2025 eine klimaneutrale Produktion an. Will Bartholet glaubwürdig nachhaltige Mobilitätslösungen anbieten, muss der Seilbahnhersteller auch die eigene Produktion nachhaltig gestalten. Die Beleuchtung wird mit LED modernisiert, die Isolierung erneuert, wo immer möglich werden Recyclingmaterialien eingesetzt, der Fuhrpark fährt neu elektrisch. Mit einer neuen Photovoltaikanlage am Hauptsitz soll zudem an sonnigen Sommertagen das Doppelte des Energieverbrauchs abgedeckt werden.
Warum jedoch diese Bemühungen nicht stärker zur Schau gestellt werden, darauf hat Bartholet eine bodenständige Antwort: «Vielleicht kommunizieren wir, sobald wir klimaneutral unterwegs sind. Unsere Stärke liegt in der Produktion, nicht in der Werbung».
Mittelstation: Berg-Käserei Gais AG, Gais
Andreas Hinterberger führt seit 23 Jahren die Berg-Käserei Gais. Der Betrieb verarbeitet täglich bis zu 60‘000 Liter Appenzeller Bergmilch – vom hauseigenen Säntis Bergkäse, bis hin zum edlen Rustico Nostrano. Für die Käseproduktion wird viel Wärme benötigt. Deshalb installierte das Unternehmen 2019 zusammen mit den St.Gallisch-Appenzellischen Kraftwerken (SAK) eine Wärmepumpe. Das von der SAK betriebene und direkt neben der Käserei gelegene Rechenzentrum erzeugte zuvor viel ungenutzte Abwärme, womit nun der Wärmebedarf der Berg-Käserei gedeckt wird.
Für sein Engagement in der Nachhaltigkeit möchte Hinterberger weder entschädigt noch gefördert werden. Das Unternehmen finanziert sich selbst, ohne Zulagen von Bund oder Kanton. «Wir brauchen kein Klimagesetz und auch keine Greta, um uns für Nachhaltigkeit zu engagieren», erklärt er.
Im Inneren der Produktionshalle führen Stahlrohre und Kabel zu verschiedenen Behältern und Maschinen. Es sieht chaotisch aus, hat aber System: Mit dem Plattenwärmetauscher wird nur noch ein Viertel der Energie benötigt, um die Milch zu erwärmen. Die Produktion ist weitgehend automatisiert. Im Gegensatz zum Sortenkäse wie etwa Emmentaler oder Greyerzer produziert die Berg-Käserei Gais nur freie Sorten, weshalb sie den Automatisierungsgrad selbständig festlegen kann.
Berg-Käserei Gais AG
Das Chaos hat System: Hier erfolgt der Wärmetausch.
Doch an einem Ort wird der Käse noch von Hand gepflegt und dreimal wöchentlich gedreht. Andreas Hinterberger nennt den Gewölbekeller die «Perle» der Berg-Käserei. Dort produzieren Bakterienkulturen Grauschimmel und verleihen so dem Rustico Nostrano seinen Charakter. Alles am Keller ist so naturnah wie möglich, er besteht aus Ton und ist mit Sumpfkalkmörtel überzogen. Es zeigt sich: An der Berg-Käserei treffen sich moderne und traditionelle Herstellungsmethoden.
Berg-Käserei Gais AG
Im Gewölbekeller, der «Perle» der Käserei, reift der handverarbeitete Rustico Nostrano.
Auf dem Gipfel: Berggasthaus Staubern
In Frümsen, am Fuss des Alpsteins, wirkt die futuristische Solarkonstruktion fast schon deplatziert neben dem Nusshaus. Als Produkt neuerer Zeit, ausgestattet mit Solarmodulen, dient die Talstation der Gondelbahn als Ausgangspunkt für eine spektakuläre Fahrt. Diese führt von 510 bis auf 1748 Meter über Meer und bietet während dem Anstieg eine weitläufige Aussicht nach Österreich,auf das Fürstentum Liechtenstein und in die Region Werdenberg.
Berggasthaus Staubern
Die mit Photovoltaikmodulen bestückte Talstation sticht neben dem Bau aus Nussholz hervor.
Die Bahn wird ausschliesslich mit Sonnenenergie betrieben, die von Photovoltaikanlagen auf der Tal- und Bergstation erzeugt wird – eine Weltpremiere. Trotz dieses Vorzeigeprojekts ruht Daniel Lüchinger nicht auf seinen Lorbeeren. Es sind zusätzliche Photovoltaikmodule geplant, die den Spitzenbedarf weitgehend abdecken sollen. Doch während die neuen PV-Module auf dem Berg bereitliegen, lässt die Bewilligung noch auf sich warten. Die Verzögerung seitens der Behörden ist für Lüchinger unverständlich: «Eigentlich sollten solche Projekte in einer von Strommangel und Energiewende gezeichneten Zeit schneller bewilligt werden».
Berggasthaus Staubern
Der Rahmen für die neuen Solarmodule ist bereits installiert, doch die Bewilligung steht noch aus.
Es gehört zur DNA der Lüchingers, auf den Energieverbrauch zu achten. Seit 29 Jahren kochen sie induktiv, die Luft im Restaurant wird zur Wärmerückgewinnung zirkuliert, und der Geschirrspüler läuft nur einmal am Tag für 45 Minuten, um Energie zu sparen. Den Stromverbrauch überwacht Daniel Lüchinger mit einem vernetzten Tool der Walliser Firma Studer.
Berggasthaus Staubern
Den Stromverbrauch hat Daniel Lüchinger jederzeit dank einem digitalen Tool im Blick.
Eine Hitzewelle im Juli 2023 hat die Temperaturen im Tal auf über 30 Grad im Schatten klettern lassen. Doch hoch oben auf dem Berg herrscht ein angenehmes Klima. Nicht nur die Höhe, sondern auch die nachhaltigen Praktiken der Familie Lüchinger tragen dazu bei, dass diese Idylle trotz des Klimawandels erhalten bleibt. Daniel Lüchinger bringt es auf den Punkt: «Entweder bist du gerne hier oder du bist gar nicht hier. Hier oben herrscht eine Harmonie, und wir tragen dazu unseren Teil bei.»
Ein Besuch auf der Staubern ist eine Fahrt in eine Zukunft, in der Nachhaltigkeit und Innovation vereint wird. Bartholet Maschinenbau AG, die Berg-Käserei Gais AG und das Berggasthaus Staubern demonstrieren eindrucksvoll, dass die Energiewende nicht nur eine Herausforderung darstellt, sondern auch eine einzigartige Möglichkeit für Erfindergeist und zukunftsorientiertes Handeln bietet. Es ist eine Chance, zu beweisen, dass die Ostschweiz den Takt für eine innovative, resiliente, und nachhaltige Wirtschaft angeben kann.
Deklaration: Dieser Inhalt wurde von economiesuisse im Rahmen der Partnerschaft mit Sustainable Switzerland selbst erstellt.
Dieser Artikel behandelt folgende SDGs
Die Sustainable Development Goals (SDGs) sind 17 globale Ziele für nachhaltige Entwicklung, vereinbart von den UN-Mitgliedsstaaten in der Agenda 2030. Sie decken Themen wie Armutsbekämpfung, Ernährungssicherheit, Gesundheit, Bildung, Geschlechtergleichheit, sauberes Wasser, erneuerbare Energie, nachhaltiges Wirtschaftswachstum, Infrastruktur, Klimaschutz und den Schutz der Ozeane und der Biodiversität ab.