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Stefan Mäder, Verwaltungsratspräsident der Mobiliar: «Bis heute sind Genossenschaften ein wichtiger Bestandteil unsere Kultur.» Foto: Mobiliar

Wirtschaft Partner Inhalt: die Mobiliar

«Genossenschaften haben Zukunft»

2025 ist das internationale Jahr der Genossenschaften. Damit rückt ein Unternehmensmodell in den Blickpunkt, das wie kein anderes für Nachhaltigkeit steht. Auch die Mobiliar ist genossenschaftlich verankert. Ihr Verwaltungsratspräsident Stefan Mäder erläutert die Vorteile, spricht aber auch von einer besonderen Verantwortung.

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«Genossenschaften haben Zukunft»

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Warum passt das Genossenschaftsmodell so gut zur Mobiliar?

Stefan Mäder: Eine Genossenschaft ist seit jeher eine solidarische Rechtsform und eignet sich deshalb besonders gut für eine Versicherung. Bei einer Genossenschaft steht man füreinander ein. Und genau dies passt zum Bild der Gefahrengemeinschaft der Versicherung.

Gilt das heute auch noch?

Ja, das gilt immer noch. Die Mobiliar ist seit ihrer Gründung 1826 eine Genossenschaft. Diese Rechtsform ist eine tragende Säule unserer Unternehmensstrategie. Wir haben einen langfristigen Horizont, sind dezentral und nachhaltig aufgestellt. Das spüren auch unsere Kunden, wenn wir sie zum Beispiel in Krisenzeiten aufgrund unseres genossenschaftlichen Zwecks stärker unterstützen können.

Trotzdem sind die genossenschaftlich organisierten Versicherer in der Schweiz an einer Hand abzuzählen.

Früher gab es mehr. Damals hatte das internationale Geschäft noch nicht den heutigen Stellenwert. Für viele der international aufgestellten Versicherer ist heute die Rechtsform Genossenschaft zu kompliziert. Eine Aktiengesellschaft eignet sich besser für ihre Geschäftstätigkeit.

Was sind die Vorteile gegenüber einer Aktiengesellschaft?

Genossenschaften können langfristig denken und müssen ihren Gewinn nicht für die Aktionäre kurzfristig maximieren. Wir sind unseren Kundinnen und Kunden verpflichtet. Gewinnoptimierung und Stabilität stehen bei uns im Vordergrund. Allerdings ist es klar, auch wir müssen Geld verdienen, damit wir Erfolg haben. Rund die Hälfte unseres Gewinns fliesst an unsere Kundinnen und Kunden zurück. Tradition hat für uns als Genossenschaft auch unser Engagement für die Gesellschaft.

Gibt es auch Nachteile?

Die Kapitalbeschaffung ist schwieriger, weil wir nicht einfach unser Aktienkapital erhöhen können. Deshalb sind ein hohes Eigenkapital und der verantwortungsvolle Umgang damit für uns essenziell. Der Kapitalmarkt wirkt ausserdem disziplinierend. Er fordert zum Beispiel ein hohes Kostenbewusstsein. Deshalb müssen sich Genossenschaften manchmal etwas mehr selbst disziplinieren. Unsere Kundinnen und Kunden haben hohe Ansprüche und ein sehr grosses Vertrauen in uns. Dem gilt es besonders Rechnung zu tragen.

Genossenschaften gelten als sehr solidarisch und wertebasiert. Was bedeutet das?

Wir halten uns, wie alle anderen auch, an unsere Verträge. Unser Engagement geht allerdings über den Versicherungsvertrag hinaus. Als Genossenschaft engagieren wir uns stark für die Gesellschaft – zum Beispiel im Bereich Forschung und Prävention von Naturgefahren. Wir bezahlen nicht einfach nur die Schäden, sondern wollen einen wesentlichen Beitrag leisten, die Menschen in der Schweiz besser vor Naturgefahren zu schützen.

Was heisst das konkret?

Wir haben in den letzten 20 Jahren rund 170 Projekte zur Prävention von Naturgefahren unterstützt. Ausserdem haben wir schon über 20 Gemeinden mit einem mobilen Hochwasserschutzsystem ausgerüstet. Seit etwa zwei Jahren unterstützen wir Schwammstadtprojekte zur Milderung der Folgen des Klimawandels in dicht besiedelten Gebieten. Wir engagieren uns auch für die Forschung: Das Mobiliar Lab für Naturrisiken an der Uni Bern forscht zu Hagel, Sturm und Hochwasser und stellt den Wissenstransfer in die Praxis sicher.

Foto: Mobiliar

Genossenschaftliches Engagement: Ein mobiles Hochwasserschutzsystem der Mobiliar schützt das Ufer in Gottlieben (Bodensee) nach den starken Regenfällen im Sommer 2024.

Können Genossenschaften umsichtiger und nachhaltiger agieren als börsenkotierte Unternehmen?

Eine Genossenschaft kann sich andere Ziele setzen und muss nicht ständig auf den Aktienkurs schielen. Wir können langfristig planen und haben mehr Spielraum, weil wir nicht kurzfristig auf Teufel komm raus profitabel sein müssen. Die Mobiliar zum Beispiel verwendet einen Teil ihres Gewinns für gemeinnützige Aktivitäten.

UN-Generalsekretär António Guterres sagt, Genossenschaften könnten viele globale Herausforderungen lösen. Haben sie tatsächlich die Kraft, die Welt zu retten?

Genossenschaften können viel Gutes tun. Gerade in der Landwirtschaft und der Nahrungsmittelindustrie spielen Genossenschaften eine sehr wichtige Rolle. Sie ist eine geeignete Form, sich gemeinsam zu organisieren und zum Beispiel den Ein- und Verkauf besser managen zu können.

Sind Genossenschaften nicht doch ein Auslaufmodell?

Auf keinen Fall! Genossenschaften haben Zukunft. Denken wir nur an unsere demokratischen Strukturen in der Schweiz. Die Schweiz basiert auf einer Genossenschaft – der 1291 gegründeten Eidgenossenschaft. Da ging es um Gemeinsinn und Solidarität. Bis heute sind Genossenschaften ein wichtiger Bestandteil unsere Kultur geblieben. Als Beispiele möchte ich die vielen erfolgreichen Wohnbau- und Einkaufsgenossenschaften nennen. Solche Organisationen sind wichtig für unseren Zusammenhalt. Werte wie Solidarität, Verantwortung oder Stabilität, die mit ihnen verbunden werden, entsprechen dem Zeitgeist.


Eine unterschätzte Rechtsform

Die Mobiliar zählt zu den zehn grössten Genossenschaften der Schweiz – ein Erfolgsmodell.

Die heutige Rechtsform der Genossenschaft gibt es seit der Mitte des 19. Jahrhunderts, sie entstand im Zuge der Industriellen Revolution. Es handelt sich dabei um einen Zusammenschluss von Menschen oder Unternehmen, die gemeinsam wirtschaftliche oder soziale Interessen verfolgen. Der Fokus liegt auf der Förderung und der wirtschaftlichen Selbsthilfe der Mitglieder. Ihr Nutzen wird im politischen Diskurs oft unterschätzt: verstaubte Gesellschaftsform oder zu komplexe Verwaltungen, lauten etwa die Vorurteile. Ein falscher Eindruck.

Weltweit gibt es heute mehr als drei Millionen Genossenschaften, jede zehnte erwerbstätige Person ist bei einer angestellt – das sind über 280 Millionen Arbeitsplätze.

In der Schweiz sind rund 8200 Genossenschaften im Handelsregister eingetragen. Dies entspricht etwa einem Prozent aller Unternehmen hierzulande. Zum Vergleich mit unseren Nachbarn: Trotz zehnmal grösserer Bevölkerung sind es in Deutschland ungefähr gleich viele. In Frankreich ist die Genossenschaftsform vor allem in der Landwirtschaft weit verbreitet. Schätzungsweise ist jeder zweite Franzose Genossenschaftsmitglied.

Die zehn grössten Genossenschaften in der Schweiz, darunter Migros, Coop, Raiffeisen oder die Mobiliar, beschäftigen vier Prozent aller Erwerbstätigen. Sie tragen 11 Prozent zum Bruttoinlandprodukt bei. Hinsichtlich der Wertschöpfung der Genossenschaften belegt die Schweiz im internationalen Vergleich hinter Neuseeland und Frankreich sogar den dritten Rang.

Genossenschaften denken langfristig und engagieren sich für die Interessen ihrer Genossenschafter. Das zeigt sich zum Beispiel bei Wohnbaugenossenschaften, die bezahlbaren Wohnraum schaffen. Genossenschaften sind auch in wirtschaftlich schwierigen Zeiten stabil. Das gemeinschaftliche Modell fördert nachhaltiges Wirtschaften und mindert Risiken. Genossenschaften stärken ausserdem die soziale Verantwortung und engagieren sich oft für die Gesellschaft.

Bei der Mobiliar, 1826 als «Schweizerische Gesellschaft zur gegenseitigen Versicherung des Mobiliars gegen Brandschaden» gegründet, vertreten 150 Delegierte die Genossenschafter (alle Versicherten). Sie wahren die Interessen der verschiedenen Kundengruppen und Regionen gegenüber der Gesellschaft. Kundengruppen sind insbesondere Private, die Landwirtschaft, das Gewerbe, die Industrie, die Handels- und Dienstleistungsbetriebe sowie die öffentliche Hand. Der Verwaltungsrat stellt sicher, dass die genossenschaftliche Ausrichtung der Versicherungsgruppe gewahrt bleibt.

Deklaration: Dieser Inhalt wurde vom Sustainable Switzerland Editorial Team im Auftrag von Partner erstellt.

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