Logo image
 Foto: Sascha Moetsch, die Mobiliar

Der Einsturz der unter Denkmalschutz stehenden Gsteigbrücke über die Lütschine bei Wilderswil konnte 2005 knapp verhindert werden. Foto: Sascha Moetsch, die Mobiliar

Klima & Energie Partner Inhalt: die Mobiliar

Die Schweiz wetterfest machen

2005 richtete das Jahrhunderthochwasser in der Schweiz Milliardenschäden an. Seither engagiert sich die Mobiliar für klassische Naturgefahrenprävention, um Menschen, Gemeinden und Infrastrukturen besser zu schützen. Heute fördert sie auch Schwammstadt-Projekte zur Minderung von Überschwemmungsrisiken und für mehr Klimaresilienz.

2

Teilen
Hören
Logo image

Die Schweiz wetterfest machen

Teilen
Hören

5 Min.  •   • 

Im August 2005 erlebte die Schweiz eine der verheerendsten Naturkatastrophen ihrer jüngeren Geschichte. Anhaltender Starkregen liess Flüsse und Bäche über die Ufer treten, Hänge rutschten ab, Strassen wurden weggespült und ganze Ortschaften verwüstet. Besonders betroffen waren das Berner Oberland, die Zentralschweiz und das Wallis. Die Schäden summierten sich auf mehrere Milliarden Franken. Für die Versicherer war das Jahrhunderthochwasser ein Warnruf. Für die genossenschaftlich verankerte Mobiliar war es der Start eines ihrer wichtigsten Gesellschaftsengagements.

Seit 2006 engagiert sich die Mobiliar für den Schutz vor Naturgefahren. Über 180 Präventionsprojekte hat sie bis jetzt finanziell unterstützt. Dafür wurden mehr als 46 Millionen Franken investiert. Die Idee dahinter ist einfach: Jeder Franken, der in die Prävention fliesst, spart im Ernstfall fünf bis sieben Franken an Schäden. Gleichzeitig entstehen vielerorts Erholungszonen und naturnahe Lebensräume.

Das Jahr 2005 zeigte deutlich auf, wie anfällig die Infrastruktur ist. Ganze Quartiere wurden überflutet, Verkehrsverbindungen unterbrochen, Menschen mussten evakuiert werden. Die Schäden trafen nicht nur Private, sondern auch die öffentliche Hand und Unternehmen. Es wurde klar: Prävention muss zur strategischen Aufgabe werden. Bauliche Massnahmen allein reichen dabei nicht aus. Auch Forschung, Sensibilisierung, Vorsorge auf Objektebene und bessere Notfallplanung sind entscheidend.

Tools zur Risikoeinschätzung

Das Mobiliar Lab für Naturrisiken, entstanden 2013 in Zusammenarbeit mit der Universität Bern, spielt bei dieser Strategie eine zentrale Rolle. Es entwickelt wissenschaftlich fundierte Tools zur Risikoeinschätzung, etwa dazu, wie ein Hochwasserereignis abläuft oder wie der Abfluss und erwartete Schäden von Flussabschnitten zusammenhängen. Die Erkenntnisse daraus fliessen direkt in die Planung und Umsetzung von Schutzmassnahmen ein.

In Delémont beispielsweise, der Hauptstadt des Kantons Jura, stellte das Projekt «Marée basse» die Weichen für einen besseren Schutz. Die Stadt war mehrfach von Überschwemmungen betroffen. Als Lösung wurde eine kontrollierte Absenkung des Flusspegels bei starkem Regen gewählt. Damit wird das Hochwasserrisiko für das Ortszentrum signifikant gesenkt, ohne den Fluss zu verbauen. Diese Massnahme schützt nicht nur, sondern verbessert auch das Stadtbild.

Ein weiteres Beispiel ist die Obwaldner Gemeinde Alpnach: Entlang der Kleinen Schliere wird unter anderem an einem Entlastungskorridor und einem Entlastungsbauwerk gebaut, die bei Starkregen die Wassermassen ableiten.In Wilderswil im Berner Oberland, einem beliebten Tourismusort, wurde ein umfassendes Hochwasserschutzkonzept umgesetzt. Neue Dämme, Rückhaltebecken und Renaturierungen verringern das Risiko von Überschwemmungen deutlich – auch für wichtige touristische Infrastrukturen. Die Massnahmen zeigen, dass Schutz und Regionalentwicklung Hand in Hand gehen können.

Die Aargauer Gemeinde Freienwil entschied sich für einen ökologisch orientierten Ansatz: Rückhalteflächen wurden geschaffen, Bachläufe renaturiert, das Wasser bekam wieder Raum. Das Ergebnis: ein naturnahes Umfeld, das gleichzeitig für Sicherheit sorgt. Die lokale Bevölkerung wurde in das Projekt einbezogen, was ein Erfolgsfaktor für die Akzeptanz war.

Die Mobiliar geht mit ihrem Engagement heute noch einen Schritt weiter. Angesichts des Klimawandels reichen reine Schutzmassnahmen nicht mehr aus. In Zukunft wird es darum gehen, Siedlungsräume klimaresilienter zu gestalten. Heute versteht man, dass sich aufgrund der Erwärmung dezentrale, kurzfristige Starkniederschläge intensivieren. Dadurch führt oberflächlich abfliessendes Wasser vermehrt zu Schäden. Eine zentrale Massnahme dagegen sind Schwammstädte. Plätze und Strassen werden so gestaltet, dass sie Wasser speichern und verzögert wieder abgeben können. Das reduziert Überschwemmungsschäden und hat wegen der Verdunstung gleichzeitig einen kühlenden Effekt auf das Mikroklima. Die Schwammstadt-Prinzipien kommen etwa bei Schulhausplätzen, Verkehrsinseln oder öffentlichen Anlagen zum Einsatz. Versiegelte Flächen werden entsiegelt, Pflanzen gepflanzt, Mulden angelegt. Dadurch sinkt das Risiko von Oberflächenabfluss und die Aufenthaltsqualität steigt.

Datenbasierte Planung – messbare Prävention

Mithilfe des vom Mobiliar Lab für Naturrisiken entwickelten Tools «Hochwasserdynamik» lassen sich heute verschiedene extreme, aber physikalisch plausible Überschwemmungsszenarien und deren Auswirkungen simulieren. Dies ermöglicht einen vorausschauenden Umgang mit Hochwasserrisiken und eine Auseinandersetzung mit Extremereignissen, bevor diese eintreffen. Das Tool «Risikosensitivität» zeigt schweizweit für grössere Flüsse und Seen auf, ab welchen Abflüssen Schäden sprunghaft ansteigen. Diese Grundlagen erlauben es, bisher undenkbare Ereignisse vorstellbar zu machen und neuralgische Punkte in der Hochwasserprävention zu identifizieren.

Ein eindrückliches Beispiel für inte-grative Planung ist Willisau: Nach dem Jahrhunderthochwasser 2005 wurde dort der Stadtbach offengelegt und neu gestaltet. Entstanden ist nicht nur ein funktionierendes Schutzsystem, sondern auch ein attraktiver öffentlicher Raum mit Aufenthaltsqualität. Die Hochwasserprävention wurde zum Motor für die Stadtentwicklung. Solche Ansätze zeigen: Prävention ist nicht nur nützlich, sondern auch ästhetisch. Wenn Schutzmassnahmen intelligent geplant werden, entstehen neue Räume, die Sicherheit, Lebensqualität und Nachhaltigkeit verbinden.

Mobile Schutzsysteme und Schulungen

Wo permanente bauliche Massnahmen nicht realisierbar sind, setzt die Mobiliar auch auf rasch einsetzbare Lösungen. Besonders gefährdete Gemeinden erhalten mobile Hochwasserschutzsysteme, die in einem Container gelagert sind und sich im Ereignisfall schnell installieren lassen. So können Schäden kurzfristig verhindert werden, insbesondere in urbanen Zonen, wo der Platz für grossflächige bauliche Schutzsysteme meistens fehlt. Gleichzeitig wird in die Aufklärung investiert: Das Mobiliar Lab entwickelt gemeinsam mit Partnern wie der Universität Bern Schulungen und Materialien für Einsatzkräfte, Behörden und die Bevölkerung. Ziel ist es, das Risikobewusstsein zu stärken und die Eigenverantwortung zu fördern.

Das Jahrhunderthochwasser 2005 war ein Schock. Aber eben auch ein Weckruf, um – wie am vorliegenden Beispiel der Mobiliar – konsequent in die Zukunft zu investieren: in Schutzbauten, in Wissenschaft, in lokale Zusammenarbeit und in die Widerstandskraft ganzer Siedlungen. Heute, 20 Jahre später, ist die Schweiz dank dieser Anstrengungen deutlich besser auf solche Naturereignisse vorbereitet. Doch der Klimawandel schreitet voran, wodurch extreme Wetterlagen und die damit verbundenen Risiken zunehmen. Prävention, Resilienz und Innovation bleiben notwendig, um die Schweiz für die nächsten Extremereignisse wetterfest zu machen.

Deklaration: Dieser Inhalt wurde vom Sustainable Switzerland Editorial Team im Auftrag von die Mobiliar erstellt.

Werbung

Beliebteste Artikel

Ähnliche Artikel

pasja1000 / Pixabay
Klima & Energie

Die weiteren Aussichten: Hitzewellen und Hochwasser

Blick auf den Rhonegletscher, welcher sich seit einigen Jahrzehnten immer stärker zurückzieht.
Klima & Energie

Wenn die Eisriesen schmelzen

Und wenn das Wasser knapp wird: Wer darf zuerst ran?
Lebensräume

Und wenn das Wasser knapp wird: Wer darf zuerst ran?