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Wirtschaft Partner Inhalt: Boston Consulting Group (BCG)

Weniger CO₂ in den Lieferketten

Wie Unternehmen sich durch die Dekarbonisierung ihrer Lieferketten einen Vorteil erarbeiten können.

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Bei den Bemühungen um eine nachhaltige Netto-Null-Wirtschaft durch die Reduktion von CO₂-Emissionen wird ein Aspekt oft vernachlässigt: die Dekarbonisierung der Lieferkette. Sie ist ein entscheidender Faktor bei den Klimaschutzmassnahmen von Unternehmen und wirkt sich entscheidend auf die ökologische Gesamtbilanz aus. Die Beratungsfirma Boston Consulting Group (BCG) hat diesen Aspekt in einem ausführlichen Bericht («Net-Zero Challenge: The supply chain opportunity») in Zusammenarbeit mit dem World Economic Forum (WEF) analysiert und kommt zum Schluss: Viele Unternehmen können ihre positive Klimawirkung vervielfachen, indem sie ihre Lieferketten dekarbonisieren.

Für Unternehmen in den meisten kundennahen Sektoren sind Emissionen entlang der Wertschöpfungskette viel höher als die direkten Emissionen in ihren eigenen Betrieben. Indem sie beispielsweise ihre Zulieferer verpflichten, emissionsärmere Materialien zu produzieren, können Unternehmen ihre eigene Klimawirkung verstärken, Emissionssenkungen in schwer dekarbonisierbaren Sektoren anstossen und in vielen Fällen auch den Klimaschutz in Lieferländern beschleunigen, in denen er sonst nicht ganz oben auf der Tagesordnung stehen würde.

Fokus auf acht globale Lieferketten

Lieferketten in acht Industriesektoren sind – von der Gewinnung der Rohstoffe bis zur Herstellung der Endprodukte – für mehr als die Hälfte aller weltweiten Treibhausgasemissionen verantwortlich. Allein auf die Lebensmittelindustrie entfällt rund ein Viertel der Emissionen, das Baugewerbe hat mit 10 Prozent der globalen Emissionen den nächstgrössten Fussabdruck, gefolgt von Mode, schnelldrehenden Konsumgütern (FMCG), Elektronik, Automobilproduktion, Dienstleistungen und Fracht. Und das Problem wird eher grösser. Zwar spart die Automobilproduktion durch die Elektrifizierung der Fahrzeugflotten Emissionen im Verbrauch.

Der CO₂-Ausstoss in vorgelagerten Wertschöpfungsstufen wird sich durch die energieintensive Batterieherstellung allerdings eher vergrössern. Aber wie ist es möglich, diese grossen globalen Versorgungsketten vollständig zu dekarbonisieren? Patrick Herhold, Managing Director & Partner bei der BCG, zählt die wichtigsten Massnahmen auf: «Erneuerbare Wärme und Strom, neue Prozesse in der Chemie und der Stahlherstellung, Carbon Capture und Storage in der Zementproduktion sowie eine Erhöhung der Materialeffizienz zum Beispiel durch Kreislaufwirtschaft.»

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BCG, Umgerechnet in CHF zum Kurs 1:1

Kaum Auswirkungen auf Endpreise

Erste Unternehmen beginnen über unterschiedlichste Stellschrauben, die Herausforderung der Dekarbonisierung anzunehmen. Firmen wie der Bierhersteller Carlsberg oder der Sportartikelanbieter Decathlon wollen durch detailliertere Datenerhebung die Emissionen in ihren Lieferketten sichtbar machen und Zulieferer zur CO₂-Reduktion verpflichten. Unternehmen von Tesla bis Ikea reduzieren den CO₂-Fussabdruck ihrer Produkte durch neue Produktdesigns mit weniger oder nachhaltigeren Materialien. Unternehmen wie Apple und Google finanzieren gemeinsam mit ihren Zulieferern grüne Stromproduktion und Investitionen in Effizienzmassnahmen.

Ausserdem beginnen Unternehmen, die breitere ökologische Transformation ihrer Sektoren zu beschleunigen. Der Transport-Gigant Maersk etwa kämpft in der International Maritime Organisation (IMO) dafür, ambitionierte Umweltziele für die gesamte Branche durchzusetzen.

«Zu den wichtigsten Massnahmen gehört die Umstellung auf erneuerbare Wärme und Strom, ausserdem neue Prozesse in der Chemie und der Stahlherstellung.»

Alle diese Massnahmen benötigen zwar Zeit, sie bringen Aufwand und natürlich Kosten mit sich. Die tatsächlichen Auswirkungen auf die Endverbraucherpreise sind für viele Unternehmen allerdings begrenzt. So hat die Boston Consulting Group in einer Studie mit dem WEF berechnet, dass für viele Produkte mittelfristig selbst eine vollständige Netto-Null-Lieferkette den Endkundenpreis um nicht mehr als 1 bis 4 Prozent erhöhen würde. Das liegt zum einen daran, dass emissionsintensive Rohstoffe in den meisten Produkten nur einen relativ geringen Teil des Endproduktpreises ausmachen – etwa 20 Prozent eines Autos und nicht mehr als 10 bis 20 Prozent eines Paars Turnschuhe. Und andererseits daran, dass nicht alle Vorkettenemissionen besonders teuer zu reduzieren sind.

Die Dekarbonisierungskosten mögen deswegen für einige produzierende Industrien hoch erscheinen, für den Endverbraucher sind sie jedoch relativ erschwinglich.Wie kann das sein? Ein Beispiel hilft, diese Rechnung zu veranschaulichen. Der Stahl, der für ein mittelgrosses Familienauto (Fr. 30 000.–) verwendet wird, ist – neben Aluminium – der grösste derzeitige Verursacher vorgelagerter Emissionen.Die Senkung der Emissionen in der Stahlproduktion ist teuer, und die Umstellung auf kohlenstofffreien Stahl würde die Produktionskosten erheblich erhöhen. «Da der Stahl jedoch weniger als 1000 Franken des Endverkaufspreises des Autos ausmacht, würde der dadurch ausgelöste Aufschlag immer noch weniger als 1 Prozent der Gesamtkosten ausmachen» erklärt Jens Burchardt, Managing Director & Partner der Boston Consulting Group.

Nachhaltigkeit bei Verbrauchern gefragt

Angesichts dieser niedrigen Kosten kann die Dekarbonisierung der Versorgungskette den Unternehmen sogar am Ende einen Vorteil bringen. Vor allem in westlichen Ländern zeigen Umfragen, dass mehr als 50 Prozent der Verbraucher bereit sind, mehr für nachhaltige Produkte zu bezahlen. Und diese Bereitschaft existiert nicht nur auf dem Papier: Studien zu verschiedenen Konsumgütern zeigen bereits heute, dass sich nachhaltige Produkte in einigen Kundensegmenten auch mit Aufschlägen von etwa 40 Prozent gut verkaufen – ein Mehrfaches der zukünftigen Dekarbonisierungskosten. Darüber hinaus wächst dieses Segment schnell. Die Nachfrage nach nachhaltig hergestellten Produkten ist in den letzten fünf Jahren etwa siebenmal schneller gewachsen als die Nachfrage nach konventionell produzierten Pendants. Die konsequente Dekarbonisierung der Lieferketten wäre also womöglich ein Gewinn für alle: für die Umwelt, für die Industrien und für die Konsumenten.

Deklaration: Dieser Inhalt wurde vom Sustainable Switzerland Editorial Team im Auftrag von BCG erstellt.

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