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«Wir raten Unternehmen, nachhaltige Praktiken in allen Geschäftsbereichen zu implementieren.» Foto: Adobe Stock

Wirtschaft Partner Inhalt: Boston Consulting Group (BCG)

«Risiken proaktiv managen»

Inverto, eine auf Einkauf und Lieferkettenmanagement spezialisierte Tochter der Boston Consulting Group, ist jetzt auch mit einem eigenen Büro in der Schweiz vertreten. Interview mit CEO Daniel Weise und Joachim Stephan, Chef von BCG Schweiz.

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Design ohne Titel - 2024-08-30T115200.659.png Daniel Weise, Managing Director und CEO von Inverto

Design ohne Titel - 2024-08-30T115218.031.png Joachim Stephan, Managing Partner BCG Schweiz

Der Einkauf und das Lieferkettenmanagement von Unternehmen stehen derzeit stark unter Druck. Was sind die grössten Herausforderungen?

Daniel Weise: Einkauf war schon immer weitaus mehr als nur möglichst günstige Beschaffung. Doch die gegenwärtigen Herausforderungen sind noch einmal deutlich komplexer als in der Zeit vor der Pandemie. Signifikante Kostenerhöhungen, geopolitische Unsicherheiten, anhaltende Lieferengpässe und Ansprüche an Nachhaltigkeit zwingen Unternehmen, ihre Strategien anzupassen. Sie müssen proaktiv Risiken managen, um Lieferketten nicht nur widerstandsfähig, sondern auch anpassungsfähig, nachhaltig und kosteneffizient zu gestalten. Besonders betroffen sind beispielsweise Branchen wie die Energiewirtschaft und die verarbeitende Industrie.

Joachim Stephan: Wir sehen, dass im aktuellen Umfeld von wirtschaftlicher Unsicherheit und hoher Volatilität auch dem Einkauf eine Schlüsselrolle für den Erfolg unserer Kunden zukommt. Es ist eine der Top-Prioritäten von CEOs, und wir unterstützen sie, diese Herausforderungen zu meistern und Chancen zu nutzen.

Was kommt speziell auf das Lieferkettenmanagement zu?

Weise: Der Fokus auf ESG-Standards führt hier zu einem tiefgreifenden Wandel bei gleichzeitigem Kostendruck. Unternehmen müssen ihre Lieferketten effizienter, aber zugleich auch sozialer, umwelt- und klimafreundlicher gestalten. Risikoprävention, multi-regionales Sourcing und Kostenkontrolle sind gefragter denn je, und die Digitalisierung beschleunigt diese Transformation. So entwickeln sich Einkaufs- und Supply-Chain-Funktionen immer mehr zu einem Umsatz-treiber, neben ihrer traditionellen Rolle als Kostenmanager.

Worin besteht der konkrete Nutzen von künstlicher Intelligenz und digitalen Lösungen?

Weise: Die Anwendung von Generativer künstlicher Intelligenz (GenAI) in Unternehmen befindet sich derzeit an einem Wendepunkt. Man beginnt, die Potenziale von GenAI in greifbare Ergebnisse umzusetzen und Lösungen zu skalieren. Zum einen können fertige Tools genutzt werden, um die Produktivität zu erhöhen. Zum anderen lassen sich bestehende Einkaufsprozesse neu gestalten. Dies ermöglicht Effizienzgewinne von 30 bis 50 Prozent.

Wie sollten Unternehmen die neuen Technologien sinnvollerweise einsetzen?

Weise: Unsere Erfahrung zeigt, dass die sogenannte 10-20-70-Regel meistens zutrifft. Um künstliche Intelligenz effektiv zu nutzen, reicht es, wenn 10 Prozent des Aufwands in den Algorithmus fliessen, 20 Prozent in die zugrundeliegende Technologie und 70 Prozent in die Mitarbeitenden und Prozesse. Beim letzten Punkt geht es um die Definition neuer Rollen mit veränderten Anforderungen an die Mitarbeitenden, die Anpassung der Prozesse, um Verantwortlichkeiten, Entscheidungsbefugnisse und um ein begleitendes Change-Management. Wir raten, mit Pilotprojekten zu beginnen, die einfach umzusetzen sind, aber hohen Mehrwert generieren. Man sollte von vornherein auf Lösungen setzen, die skalierbar sind und sich in eine Gesamtlogik einfügen.

Um welche Art von Lösungen geht es?

Weise: Wir unterscheiden hier zwei Kategorien: Zum einen geht es um Systeme, die jedes Unternehmen haben muss, um nicht ins Hintertreffen zu geraten. Hierbei handelt es sich oft um Standardlösungen, etwa ERP-Systeme. Und es gibt zum anderen Lösungen, die individuell entwickelt werden, Unternehmen bei ganz konkreten Zielen helfen und dadurch Innovationskraft und Wettbewerbsfähigkeit massgeblich beeinflussen.

Die Inverto GmbH ist künftig auch in der Schweiz vertreten. Was hat Sie dazu bewogen, in Zürich ein eigenes Office zu eröffnen?

Weise: Wir arbeiten schon seit vielen Jahren erfolgreich für Unternehmen aus der Schweiz. Mit unserem Zürcher Büro sind wir noch näher an den Kunden und können mit ihnen langfristigere Beziehungen pflegen. Inverto ist breit aufgestellt: Wir betreuen Kunden aus einer Vielzahl von Branchen, darunter Konsumgüter und Handel, Pharma und Medizintechnik, verarbeitendes Gewerbe, Finanzindustrie und Energiewirtschaft.

Gibt es für Schweizer Unternehmen spezifische Herausforderungen in puncto Einkauf und Supply Chain Management?

Stephan: Schweizer Firmen stehen ganz sicher vor besonderen Herausforderungen. Ich nenne nur drei Faktoren: Die Schweiz hat im internationalen Vergleich hohe Lohn- und Betriebskosten, was die Wettbewerbsfähigkeit beeinträchtigen kann. Zusätzlich erfordern strenge Umwelt- und Arbeitsvorschriften, etwa das Schweizer Lieferkettengesetz (VSoTr), besondere Sorgfaltspflichten und Berichterstattung. Und schliesslich bestehen Währungsrisiken für die stark exportorientierten Branchen und ihre internationalen Geschäfte.

Weise: Schweizer Unternehmen geniessen weltweit einen guten Ruf wegen der hohen Qualität und Innovationskraft ihrer Produkte. Inflation, Störungen in den Lieferketten und geopolitische Spannungen machen ihnen indes genauso zu schaffen wie den Nachbarn aus der EU auch. Deshalb sind auch in der Schweiz die Resilienz und Kosteneffizienz der Lieferketten zentrale Themen. Zudem haben auch die EU und die USA Gesetze für mehr Nachhaltigkeit und Dekarbonisierung verabschiedet. Schweizer Unternehmen müssen die Implikationen für ihre Geschäftstätigkeit bewerten und prüfen, ob und welche unterschiedlichen Regelungen im Vergleich zum Schweizer Gesetz auf sie zukommen. Dies betrifft in vielen Fällen den Einkauf und die Lieferketten.

Was empfehlen Sie demnach Schweizer Unternehmen?

Stephan: Die Schweiz hat in der Vergangenheit bewiesen, dass sie ihren internationalen Wettbewerbern oft den berühmten Schritt voraus sein kann. Dieser Vorsprung muss sich auch und gerade im Supply Chain Management widerspiegeln. Dies umfasst nicht nur den Einsatz von KI, Big Data und Internet of Things (IoT) zur Optimierung der Lieferkette. Künftig wird auch die Nachhaltigkeit der Beschaffung eine noch grössere Rolle spielen. Wir raten den Unternehmen deshalb, nachhaltige Praktiken in allen Geschäftsbereichen zu implementieren. Dies ist nicht nur aus regulatorischen Gründen wichtig, sondern auch, um das Markenimage zu stärken und Kundenanforderungen zu erfüllen.

Wie gehen Sie bei Ihren Lösungsansätzen konkret vor?

Weise: Wir fokussieren uns indivi-duell auf das spezifische Problem des Kunden und entwickeln für ihn die passgenaue Lösung. Dabei verbinden wir strategischen Weitblick und Umsetzungskompetenz. Wenn wir die Details der jeweiligen Kundensituation sehr genau analysiert haben, nutzen wir unsere Benchmark-Datenbank, KI-unterstützte Datenanalysen und unser tiefgehendes Expertenwissen, um gemeinsam mit dem Kunden Verbesserungspotenziale zu identifizieren und die Umsetzung zu planen und zu realisieren.

Können Sie Beispiele nennen?

Weise: In der Chipkrise haben wir beispielsweise einem Automobilhersteller bei der Sicherstellung der Versorgung geholfen und damit Produktionsausfälle vermieden. Bei einem weltweit agierenden Lebensmittel- hersteller erarbeiten wir die Nachhaltigkeitsstrategie zur Einhaltung der ESG-Regularien. Und für einen Versicherungskonzern haben wir ein ambitioniertes Kostensenkungsprogramm gestartet. Das Unternehmen will die Mittel, die dadurch frei werden, in Digitalisierungsprojekte investieren.

Nachhaltig leistungsfähiger

Die Inverto GmbH ist seit 2017 Teil der Boston Consulting Group (BCG) und jetzt neu auch mit einem Office in der Schweiz vertreten. Das Unternehmen verbindet die Expertise eines Spezialisten für Einkauf und Lieferketten mit dem globalen Netzwerk sowie der strategischen Ausrichtung der Mutter BCG. Schwerpunkte der Beratungsarbeit sind aktuell Kostenkontrolle und Resilienz sowie die Förderung von Digitalisierung und Nachhaltigkeit innerhalb der Supply Chain. Erfahrene Teams unterstützen die Kunden zudem dabei, ihren Einkauf dauerhaft leistungsfähiger zu machen.

Weitere Informationen

Deklaration: Dieser Inhalt wurde vom Sustainable Switzerland Editorial Team im Auftrag von Boston Consulting Group (BCG) erstellt.

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