Doch im Kampf gegen die Klimakrise braucht es mehr. An der COP27 liegt das Augenmerk darum auf drei weiteren Themen: Anpassung und Resilienz, finanzielle Mittel sowie einen gerechten Übergang zu einer dekarbonisierten Welt.
Anpassung und Resilienz stärken
Bereits heute machen sich die Folgen des Klimawandels von Jahr zu Jahr stärker bemerkbar – mit Dürren, Waldbränden oder Überschwemmungen. Auch unter dem 1,5-Grad-Ziel werden solche Katastrophen nicht ausbleiben. Für die Betroffenen geht es daher nicht mehr primär um Verhinderung, sondern um Anpassung und Aufbau von Resilienz. Das heisst zum Beispiel, den Hochwasserschutz dem ansteigenden Meeresspiegel anzupassen oder die landwirtschaftliche Praxis so zu verändern, dass sie lange Trockenperioden besser übersteht.
Wie wichtig das ist, haben auch die Vertragsstaaten erkannt. Allerdings gelang es ihnen bislang nicht, konkrete Ziele und Messgrössen für ein «Global Goal on Adaptation» zu definieren. Hier weitere Schritte zu unternehmen, wird eine der zentralen Aufgaben in Sharm al-Sheikh sein. Daneben soll die COP27 dazu beitragen, mehr finanzielle Mittel für Anpassungsmassnahmen bereitzustellen – derzeit sind es weltweit weniger als 10 Prozent der gesamten Klimaausgaben.
Finanzielle Mittel bereitstellen
Ohnehin hinken die Vertragsstaaten ihren finanziellen Zielen hinterher. Um auf 1,5-Grad-Kurs zu bleiben, ist bis 2030 eine Steigerung der jährlichen Klimaausgaben auf 4 Billionen US-Dollar nötig. Derzeit sind es 600 Milliarden US-Dollar. Auch ihr Versprechen, jährlich 100 Milliarden US-Dollar für den globalen Süden bereitzustellen, haben die Industriestaaten bislang nicht eingehalten.
Lösungsansätze erwarten die COP27-Teilnehmenden vom «Stern/Songwe»-Report: Eine Expertengruppe unter der Leitung von Nicholas Stern, ehemaliger Weltbank-Chefökonom, und Vera Songwe, Exekutivsekretärin der Wirtschaftskommission der Vereinten Nationen für Afrika, hat Strategien für die rasche Bereitstellung von zusätzlichen öffentlichen und privaten Mitteln erarbeitet. Der Bericht wird in Sharm al-Sheikh vorgestellt.
«Die Auswirkungen des Klimawandels unterscheiden nicht zwischen Industriestaat und Entwicklungsland.»
Veränderungen gerecht umsetzen
Die Auswirkungen des Klimawandels unterscheiden nicht zwischen Industriestaat und Entwicklungsland. Alle sind davon betroffen. Doch es ist insbesondere der globale Süden, der auf ein rasches und gerechtes Handeln sämtlicher Staaten angewiesen ist – nicht nur punkto Finanzierung. Vorgaben und Massnahmen müssen so ausgestaltet werden, dass sie ohnehin schon gebeutelte Regionen und Gemeinschaften nicht weiter benachteiligen.
Ein Projekt, über das an der COP27 ebenfalls diskutiert wird, sind die «Just Energy Transition Partnerships» (JETP). Industriestaaten wie die USA, Grossbritannien, Deutschland oder Frankreich fördern dabei die Energiewende in Schwellen- und Entwicklungsländern, versuchen gleichzeitig aber negative Folgen wie Arbeitsplatzverluste zu verhindern. Derzeit besteht eine Partnerschaft mit Südafrika. Es wird erwartet, dass in Sharm al-Sheikh weitere Länder hinzukommen.
In einem Jahr wird abgerechnet
Damit die COP27 ein Erfolg wird, braucht es Fortschritte in allen drei Bereichen. Besonders wichtig aber wird der Übergang von Versprechen und Zielen zu konkreten Projekten und Umsetzungsplänen sein. Denn schon in einem Jahr wird abgerechnet: An der COP28 steht die erste offizielle Standortbestimmung auf dem Weg zu den Pariser Klimazielen an – und damit die wohl letzte Möglichkeit, das Ruder definitiv herumzureissen.