Für eine Institution wie das BirdLife-Naturzentrum ist das optimal. «Mit dem grossen Verteiler von UBS Helpetica erreichen wir viele Einzelpersonen, zu denen wir sonst keinen Kontakt hätten. So besuchen uns nicht nur geführte Gruppen, sondern auch durchmischte Einsatzteams», erklärt Stefan Heller, Leiter des Naturzentrums. Pro Saison stellen sie fünf der rund 40 Einsätze auf UBS Helpetica. Heller freut sich: «Die Organisation gestaltet sich einfach und es kommen viele motivierte Leute.» Genau diese Form der Aufmerksamkeit können viele Non-Profit-Unternehmen gut gebrauchen. Inzwischen wurden schon über 250 Projekte von 90 Organisationen auf UBS Helpetica publiziert, die Einsatzmöglichkeiten sind vielzählig.
Lieber Umwelt, Soziales, Bildung oder Unternehmertum?
Besonders beliebt: Das Mentoring für Geflüchtete oder etwa Coachings durch pensionierte Fach- und Führungskräfte. Letzteres spricht Personen an, die ihre Erfahrungen an Jüngere weitergeben möchten und sich zu fit fühlen, um sich komplett aus dem Arbeitsleben zurückzuziehen. Hierfür hat beispielsweise die Innovage ein Programm erarbeitet, bei welchem sich Ruheständler in regionalen Netzwerken engagieren können. Ob im Projektmanagement, der Strategieberatung oder im Fundraising: Das Wissen der erfahrenen Pensionierten ist wertvoll. Auch beim bilateralen Mentoring von Geflüchteten sind passende Fähigkeiten gefragt. Die Organisation fokusnetzwerk zum Beispiel sucht Personen, die Zeit für einen gemeinsamen Kaffee oder Spaziergang haben, um Deutsch zu üben oder etwa bei den Mathe-Hausaufgaben zu helfen. Aber man kann auch eigene thematische Schwerpunkte vorschlagen. Wichtig ist, dass man während rund sechs Monaten dranbleibt. Gerade bei der Arbeitssuche, dem Kontakt zu Behörden und dem Einleben in die Schweizer Kultur sind Personen mit Fluchthintergrund für Tipps und Unterstützung oft dankbar.
Doch zurück zum Naturschutzeinsatz in Neerach, wo die Freiwilligen begleitet werden von Raphael Lindenmann, einem Zivildienstleistenden. Dieser absolviert nun seine dritte Dienstzeit im Naturzentrum und ist stets aufs Neue begeistert. «Hier lerne ich unglaublich viel über die einheimische Flora und Fauna. Und die Einsätze mit den Gruppen machen echt viel Spass», so Lindenmann. «Gemeinsam reissen wir heute Neophyten und grössere Pflanzen aus, damit die Vegetation offen bleibt für Brutvögel.» Und er fügt hinzu: «Das ist vor allem für Vogelarten wie den Kiebitz oder den Flussregenpfeifer wichtig, denn so sehen sie Feinde frühzeitig. Sie fliegen weg, lassen ihr Nest kurzzeitig im Stich und lenken den Beutegreifer ab. Weil die Eier wie Steine aussehen, sind die Nistplätze kaum zu entdecken.»
Das Risiko der menschenzentrierten Sicht
Flachmoore, Teiche und offene Gewässer sind essenziell für viele Tier- und Insektenarten, werden aber mehr und mehr überbaut. In den letzten 100 Jahren wurden etwa 90 Prozent der Feuchtgebiete im Kanton Zürich trockengelegt. Inzwischen ist laut dem Bundesamt für Umwelt hierzulande gar die Hälfte der Lebensräume von Tieren bedroht. Das besorgt Heller: «Flachmoore wie das Neeracherried sind sogenannte Kohlenstoffsenken. Sie speichern viel CO2 und verlangsamen so die Klimaerwärmung. Wenn es aber rasch wärmer und trockener wird, trocknen die Feuchtgebiete aus. Dann wird das CO2 wieder frei.» Mit massiv negativen Folgen für die Erdatmosphäre, denn so werde die Klimaerwärmung vorangetrieben.
Deswegen setzt sich das Naturzentrum in Neerach für die Erhaltung der Lebensräume und Biodiversität ein. Dazu gehören die zeitgemässe Pflege des Naturschutzgebiets, Freiwilligeneinsätze und Information sowie Führungen für Besucherinnen und Besucher. Im Fokus steht die Sensibilisierungsarbeit. «Viele von uns haben eine menschenzentrierte Sicht und teilen Tiere in Nützlinge und Schädlinge ein. Dabei ignorieren wir den natürlichen Kreislauf der Natur», so der Leiter des Naturzentrums. Anhand eines Beispiels erklärt er: «Noch vor zweihundert Jahren dachte man, dass die Tannenhäher zu viele Arvennüsse stehlen, also wurden sie abgeschossen. Erst als die Art stark dezimiert war, merkten wir: Durch das Verstecken der Nüsse zum Überwintern pflanzten sie indirekt viele neue Bäume. Eigentlich erwiesen sie uns einen Dienst – und waren gar keine Schädlinge.»
Auf die Frage, warum das Thema Biodiversität so an Relevanz gewinne, antwortet Heller: «Pro Pflanzenart gibt es etwa zehn Insektenarten, die davon leben. Je grösser die Vielfalt, desto reicher die Natur». Und er ergänzt: «Doch diese Vielfalt ist gerade in der Schweiz unter grossem Druck». Ein Grossteil unserer Lebensräume sei bedroht, genauso wie ein Drittel aller Arten. 40 000 unterschiedliche Arten leben in unserem Land, gerade die grossen Höhenunterschiede sorgen eigentlich für Vielfalt und Qualität. Doch die Schweiz ist in Europa das Schlusslicht bezüglich geschützter Flächen: Weniger als zehn Prozent der Landesfläche ist verbindlich geschützt. Darum ist es umso wichtiger, Kerngebiete wie das Neeracherried ungeschmälert zu erhalten. Denn sie bilden die Basis der Biodiversität.