Nachhaltige Finanzierung für Schweizer KMU
Mit einem Green Loan von UBS finanziert die Schwimmschule Red Whale zwei neue Standorte und reduziert dabei ihren Energieverbrauch und CO₂-Ausstoss.
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Michael Elliott leitet Red Whale, die Schwimmschule für Säuglinge und Kleinkinder mit drei Bädern in Genf und Lausanne. Foto: Red Whale
Mit einem Green Loan von UBS finanziert die Schwimmschule Red Whale zwei neue Standorte und reduziert dabei ihren Energieverbrauch und CO₂-Ausstoss.
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6 Min. • • Cécile Hana-Maurer
Mit dem obligatorischen Schwimmunterricht ab der ersten Klasse sorgt die Schweiz dafür, dass Kinder grundlegende Schwimmfähigkeiten erlernen. Studien belegen ausserdem, dass Schwimmen schon im Säuglingsalter viele Vorteile für die kognitive und motorische Entwicklung bietet. Clio und Michael Elliott erkannten, dass eine Nachfrage besteht, und gründeten 2018 die Schwimmschule Red Whale für Säuglinge und Kleinkinder. Zu Beginn mit einem einzigen Lehrer in einem Gartenpool, heute verfügen sie über drei massgeschneiderte Schwimmbäder in Genf und Lausanne, beschäftigen siebzig Mitarbeitende und unterrichten bis zu 3500 Kinder pro Woche.
Wie aber lässt sich der Bau von neuen Schwimmbädern mit dem Nachhaltigkeitsgedanken vereinbaren? Und welche Finanzierungsmittel gibt es dafür? Im Interview erläutern das Gründerpaar Elliott, Joao-Filipe Dias Lopes, Firmenkundenberater bei UBS, sowie Manuel Brockhans, Nachhaltigkeitsexperte bei UBS, die Hintergründe dieses Projekts und wie sich der Green Loan als praktikable Lösung für Schweizer KMU im Bereich der Nachhaltigkeitsinvestitionen erweist.
Herr Michael Elliott, was veranlasste Sie zur Entscheidung, eigene Schwimmbäder zu bauen?
Michael Elliott: Unser Ziel bei Red Whale ist es, das Schwimmenlernen spielerisch und positiv zu gestalten. Die Becken in den öffentlichen Schwimmbädern sind in der Regel für Erwachsene konzipiert: Das Wasser ist kälter (25–28 °C), die Becken sind tiefer und der Raum ist weiss und steril; die Zeitfenster sind begrenzt und die Ausstattung ist für Säuglinge nicht optimal. Deshalb investieren wir in unsere eigenen Schwimmbäder, die auf die Bedürfnisse von Familien und Kleinkinder ausgerichtet sind: wärmere Wassertemperaturen, reduzierte Beckentiefe und eine kindergerechte Infrastruktur.
Wie lässt sich der Bau von neuen Schwimmbädern mit dem Nachhaltigkeitsgedanken vereinbaren?
Elliott: Nachhaltigkeit steht im Mittelpunkt unserer Planung und unseres Betriebs. Wir konzipieren unsere Schwimmbäder so, dass sie weniger Energie verbrauchen. Da diese weniger tief sind, müssen wir nur etwa die Hälfte der Wassermenge eines herkömmlichen öffentlichen Schwimmbads beheizen. Ausserdem haben wir die Deckenhöhe reduziert, wodurch sich das zu beheizende Luftvolumen deutlich verringert. Zudem investieren wir überdurchschnittlich viel in die Isolierung, um die Wärme zu speichern. Weil unsere zwei neuen Bäder in Minergie-Häusern oder Gebäuden mit sehr hoher Energieeffizienz (THPE) gebaut werden, verwenden wir ausschliesslich erneuerbare Energien und können durch die Energierückgewinnung pro Schwimmbad rund 50 Tonnen CO₂ einsparen.
Der Bau von neuen Schwimmbädern im Einklang mit den neuen Energieeffizienzstandards birgt viele Herausforderungen. Mit welchen waren Sie konfrontiert?
Elliott: Die Einhaltung der Anforderungen für THPE und Minergie erforderte komplexe Konstruktionsentscheidungen und erhebliche Anfangsinvestitionen. So müssen wir beispielsweise die Wärme aus dem Duschwasser und dem Wasser, das beim täglichen Waschen der Filter anfällt, zurückgewinnen. In unserem neuen Schwimmbad in Lausanne haben wir grosse Grauwassertanks, spezielle Wärmetauscher und ein komplexes Rohrleitungsnetz installiert. So können wir täglich rund 1000 kWh Energie zurückgewinnen. Diese Herausforderungen können mit einer sorgfältigen Planung bewältigt werden, aber die zusätzlichen Kosten sind erheblich.
Inwiefern förderte der Green Loan die Realisierung Ihres Projekts?
Elliott: Massgeblich. Ohne den Green Loan von UBS wären diese Projekte nicht zustande gekommen. Für ein KMU wie das unsere können die Anfangsinvestitionen sehr hoch sein. Mit dem Darlehen können wir langfristig planen und uns weiterentwickeln.
Sowohl in ökologischer wie auch in ökonomischer Hinsicht?
Elliott: Aus ökologischer Sicht reduziert unser Konzept den Energieverbrauch und die damit verbundenen Emissionen: Weniger Wasser und Luft müssen erwärmt werden, die Wärmespeicherung ist besser und die Rückgewinnung maximal. Wirtschaftlich gesehen summieren sich diese Effizienzgewinne im Laufe der Zeit und stärken die Widerstandsfähigkeit des Betriebs. Dank dem Green Loan können wir trotz der anfänglichen Mehrkosten früher von den Vorteilen profitieren. Beispielsweise haben wir für die Lüftungsanlage in ein Modell mit Wärmerückgewinnung investiert. Dieses ist zwar teurer als eine Standard-Lüftungsanlage, aber wir sparen damit jährlich mehrere Tausend Franken an Energiekosten ein. Unsere Mehrinvestition amortisiert sich somit innert dreieinhalb Jahren und wir profitieren von Anfang an von einem Modell, das nicht nur in ökologischer, sondern auch in ökonomischer Sicht nachhaltig und effizient ist.
«Wir profitieren von einem Modell, das nachhaltig und effizient ist.»
Michael Elliott
CEO und Gründer von Red Whale
Wie wichtig sind Partnerschaften bei der Umsetzung solcher Projekte?
Elliott: Sie sind absolut entscheidend: Ohne die Zusammenarbeit mit Partnern würden diese Projekte nicht zustande kommen. Wir arbeiten mit Gemeinden, kantonalen Baubehörden, Partnern aus den Bereichen Ingenieurwesen, Architektur und Bauwesen sowie mit Finanzpartnern wie UBS zusammen. Unser Kundenberater bei UBS, Joao Filipe Dias Lopes, und sein Kollege Manuel Brockhans haben die Bedeutung unseres Projekts sofort verstanden und erkannt, welches Potenzial dahintersteckt.
Herr Dias-Lopes, wie lief die Zusammenarbeit mit der Schwimmschule Red Whale ab?
Joao-Filipe Dias Lopes: Wir hatten bereits beim ersten Schwimmbad, dem Bellevue in Genf, die Gelegenheit zusammenzuarbeiten. Als die Elliotts mich darüber informierten, dass sie zwei weitere Schwimmbäder, diesmal in THPE- und Minergie-Gebäuden, bauen möchten, war meine Neugierde geweckt. Sie zeigten mir auf, wie die beiden Bäder den Nachhaltigkeitsanforderungen gerecht werden sollen und wie sie anhand konkreter Massnahmen den CO₂-Ausstoss sowie den Energieverbrauch erheblich reduzieren können. Daraufhin zog ich unseren Nachhaltigkeitsexperten Manuel Brockhans hinzu, der mir bestätigte, dass die Projekte der Schwimmschule Red Whale für einen Green Loan infrage kämen.
Herr Brockhans, wie hat sich der Markt seit dem Aufkommen der grünen Finanzierung verändert und inwiefern sind Finanzierungsmittel wie ein Green Loan vor allem für KMU geeignet?
Manuel Brockhans: Mit dem Green Loan bieten wir KMU eine gezielte Finanzierungslösung für Projekte, die nachweislich positive Auswirkungen auf die Umwelt haben. Im Gegensatz zu den Sustainability Linked Loans, bei denen die Mittel flexibel eingesetzt werden können, sind Green Loans zweckgebunden und dürfen ausschliesslich für klar definierte nachhaltige Projekte verwendet werden, wie in diesem Fall den Bau der energieeffizienten Schwimmbäder. Für KMU ist dies besonders vorteilhaft, da die klare Zweckbindung den administrativen Aufwand reduziert und die Anforderungen an interne Ressourcen, wie zusätzliche Kosten oder personelle Kapazitäten, geringer ausfallen. Dadurch wird der Zugang zu nachhaltigen Finanzierungsmitteln für kleinere Unternehmen deutlich erleichtert.
Wer kann davon profitieren und welche Voraussetzungen müssen erfüllt sein?
Brockhans: Jedes Unternehmen kann davon profitieren, unabhängig von seiner Grösse, Branche oder dem Umsatz. Wichtig ist jedoch, dass die Projekte die Nachhaltigkeitsstandards erfüllen, damit die Finanzierung als Green Loan gekennzeichnet werden kann. Dafür richten wir uns nach internationalen Standards – den Green Loan Principles. Diese Prinzipien bilden das Grundgerüst der Green Loans, die sich auch im Kreditvertrag reflektieren. Im konkreten Fall von Red Whale konnte nachgewiesen werden, dass die Mittel einzig für den Bau der beiden Schwimmbäder verwendet wurden und dass diese im Vergleich zu anderen Schwimmbädern jährlich 80 Prozent weniger Energie verbrauchen und 50 Tonnen CO₂ einsparen. Folglich erfüllt dieses Projekt die Anforderungen der Green Loan Principles und macht es zu einem geeigneten Kandidaten für einen Green Loan von UBS.
Wie wichtig ist es, KMU nachhaltige Finanzierungsmittel zur Verfügung stellen zu können?
Dias Lopes: Kleine und mittlere Unternehmen sind das Herz der Schweizer Wirtschaft. Sie haben deshalb einen bedeutenden Einfluss auf die Nachhaltigkeit. Die Schwimmschule Red Whale ist unseres Erachtens ein sehr schönes Beispiel dafür, wie grüne Unternehmensfinanzierung nicht nur für grosse Unternehmen infrage kommt, sondern auch für KMU.
Green Loans fördern umweltfreundliche Projekte. An eine Finanzierung sind die folgenden vier Prinzipien geknüpft:
- Der Verwendungszweck muss eindeutige Vorteile für die Umwelt erbringen.
- Der Prozess der Projektbewertung und -auswahl muss transparent sein.
- Kreditmittel dürfen einzig für festgelegte, umweltfreundliche Projekte verwendet werden.
- Detaillierte und regelmässige Berichterstattungen über die Mittelverwendung und die ökologischen Auswirkungen der Projekte sind erforderlich.
Die Green Loan Principles wurden von der LMA (Loan Market Association) in Zusammenarbeit mit der LSTA (Loan Syndications and Trading Association) und der APLMA (Asia Pacific Loan Market Association) erstellt.
Deklaration: Dieser Inhalt wurde vom Sustainable Switzerland Editorial Team im Auftrag von UBS erstellt.
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