Kinder machen es wie die Eltern
Allerdings: In Sachen Medienkompetenz und verantwortungsvoller Umgang mit digitalen Medien sind Erwachsene nicht immer die besten Vorbilder. Denn den Blick und damit die Aufmerksamkeit vom Handybildschirm zu nehmen, fällt Älteren oft genauso schwer wie Jüngeren. «Dabei geht dann vergessen, dass Erwachsene im Allgemeinen und Eltern im Speziellen eine Vorbildfunktion erfüllen », weiss Gregor Waller, Medienpsychologe an der Zürcher Hochschule für Angewandte Wissenschaften (ZHAW). Er verweist auf die Ergebnisse der MIKE-Studie der ZHAW, die in regelmässigen Abständen das Mediennutzungsverhalten von Primarschülerinnen und -schülern in der Schweiz untersucht. Diese zeigen, dass der Nachwuchs das elterliche Medienverhalten zumindest zum Teil nachahmt. «Sind sich Eltern ihrer Vorbildfunktion nicht oder zu wenig bewusst, kann ein problematischer elterlicher Medienumgang durchaus auch Folgen für den Nachwuchs haben», weiss Gregor Waller. «Deshalb müssen sich Eltern Gedanken über die eigene Mediennutzung machen und diese nötigenfalls anpassen.»
Nur nicht aussitzen
Patentrezepte, wie Eltern ihren Kindern Hilfestellungen im Umgang mit digitalen Medien leisten können, gibt es nicht. Jeder Mensch und jede Familie funktioniert anders. Die Kinder deshalb einfach auf eigene Faust machen zu lassen, ist jedoch keine gute Idee. «Ähnlich wie Gespräche über die Sexualität sind solche über Medien manchmal nicht ganz einfach, aber sehr wichtig», sagt Gregor Waller. Anders als bei der Sexualaufklärung sollten Eltern mit Kindern jedoch schon weit vor dem Teenageralter das Gespräch über Mediennutzung suchen. Denn je älter ein Kind wird, desto weniger Gewicht hat das Wort der Eltern. Der Experte hält allerdings auch nichts davon, ins andere Extrem abzugleiten und den Medienkonsum des Nachwuchses mit Tracking-Produkten zu überwachen. «Solche Tools zeugen nicht von einer vertrauensvollen Eltern-Kind-Beziehung», findet er.
Begleiten und erklären
Für den Jugendmedienschutz-Beauftragten Michael In Albon gibt es dennoch einen Königsweg, wie Eltern ihre Kinder in einen verantwortungsvollen Medienkonsum einführen können. «Als Vater oder Mutter daneben sitzen, wenn das Kind Videos schaut!», sagt er. «Mit dem Kind reden, wenn es etwas Verängstigendes gesehen hat, mit Kindern Regeln ausmachen, wann ein Konsum in Ordnung ist und wann nicht.»
Der Medienpsychologe Gregor Waller stimmt dem zu und betont, dass bis ins Primarschulalter klare Regeln ausgemacht und vor allem durchgesetzt werden müssten. Das gilt für die Bildschirmzeiten ebenso wie für die Inhalte. Je älter die Kinder werden, desto mehr Spielraum sollten sie bekommen. Und wenn die elterlichen «Stützräder» irgendwann wegfallen, bietet der Swisscom-Campus älteren Kindern und Jugendlichen jede Menge Orientierungshilfen. «Trotz aller Gefahren und Herausforderungen sollten Eltern Medien jedoch nicht nur von einer negativen Seite sehen», so Gregor Waller. «Richtig eingesetzt, sind sie für uns wunderbare Werkzeuge, die unseren Alltag und damit unser Leben bereichern.»