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Fast Fashion: Wie lange ist sie tragbar?
Produktion & Konsum

Fast Fashion: Ist das tragbar?

Ist doch toll, oder? Man bekommt stets die neuesten Outfits zu erschwinglichen Preisen. Fast Fashion, schnelle Mode eben. Aber schnell ist nicht dasselbe wie gut. Denn wenn man Mode ähnlich wie Fast Food konsumiert, ist das nicht nur für die Umwelt eine schlechte Nachricht, sondern auch für sehr viele Menschen, die in der Textilindustrie arbeiten. Um also die Frage gleich zu beantworten: Fast Fashion ist das falsche Geschäftsmodell für die Zukunft – es sei denn, Nachhaltigkeit und fairer Konsum sind einem gleichgültig. Also: Nein, Fast Fashion ist nicht tragbar. Warum?

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Dagegen sprechen mehrere Argumente. Das Geschäftsmodell beruht darauf, möglichst viele Kollektionen (häufig 12 bis 24 pro Jahr) herauszubringen und zwar zu Schnäppchenpreisen. Wie soll das funktionieren, ohne dass die Qualität auf der Strecke bleibt und irgendjemand am Ende das Nachsehen hat? Doch kommerziell ist Fast Fashion für die Anbieter ein Erfolg. Die Zielgruppe von Teenies und jungen Erwachsenen greift kräftig zu bei den trendigen Klamotten, der Verkauf wird angekurbelt, das Wachstum ist enorm. Die starke Nachfrage führt allerdings zu einem hohen Ressourcenverbrauch. Beispiel: Rund 8000 Liter umfasst der Wasserfussabdruck einer einzigen Jeans mit 800 Gramm Gewicht – das entspricht rund 50 Badewannen à 160 Litern. Verantwortlich für den extrem hohen Verbrauch ist der aufwändige und wasserintensive Anbau von Baumwolle. Für ein T-Shirt (250 Gramm) werden 2500 Liter Wasser benötigt.

Ohnehin zählt die Textilproduktion zu den Branchen, die die Umwelt am meisten belasten. Wasserverschmutzung durch Chemikalien und Farbstoffe sowie Treibhausgasemissionen durch den Transport und die Entsorgung von Kleidung haben erhebliche Auswirkungen. Fast Fashion verstärkt diesen negativen Einfluss durch die Produktion grosser Mengen mit kurzer Lebensdauer. Sie heizt damit eben auch eine Wegwerfmentalität an. Denn was heute als „in“ gilt, ist morgen schon „out“ und wandert auf den Müll. Die Abfallberge wachsen. Die riesige Altkleider-Mülldeponie in der südamerikanischen Atacama-Wüste steht sinnbildlich für die Folgen der globalen Fast-Fashion-Industrie. Bestenfalls landen die abgelegten Klamotten in einem Recyclingprozess. Doch oft bestehen sie aus synthetischen Materialien, die nicht biologisch abbaubar sind, wie etwa Polyester.

Noch ein ganz anderes Argument spricht gegen die Billigmode: die Arbeitsbedingungen der Menschen, die in der vorgelagerten Lieferkette die Kleider herstellen. Denn oft wird in Ländern mit niedrigen Lohnkosten, schlechter sozialer Absicherung und schwachen Arbeitnehmerrechten produziert. Etwa in China oder in Bangladesch. Das trifft vor allem Frauen – und ist alles andere als nachhaltig. Was wäre die Alternative zu Fast Fashion?

Einfach weniger kaufen, dafür nachhaltiger produzierte und qualitativ bessere Ware, die auch länger hält. Mitteleuropäer kaufen im Schnitt 60 neue Kleidungsstücke pro Jahr! Wie gross die Wirkung ist, wenn wir Hosen, Blusen oder T-Shirts länger tragen, zeigt eine INFRAS-Studie vom März 2022. Blieben alle Kleider in der Schweiz drei Jahre länger in Gebrauch, liessen sich 1,5 Mio. Tonnen CO2-Äquivalente jährlich einsparen. Das entspricht den Treibhausgasen einer 7,4 Mrd. Kilometer langen Autofahrt. Andere Umweltwirkungen wie giftige Chemikalien und Pestizide im Baumwollanbau sowie soziale Aspekte wie die Ausbeutung in der Textilwirtschaft sind dabei noch nicht einmal berücksichtigt.

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