Logo image

Sustainable Switzerland Forum

2. September 2025, BERNEXPO

Driving Change. Creating Impact.

Jetzt Ticket sichern!
Aurelia Figueroa, Chief Sustainability Officer bei Breitling.

Aurelia Figueroa, Chief Sustainability Officer bei Breitling. Bilder: Breitling

Best Practices

«Besseres Gold und bessere Diamanten»

Die Uhrenmarke Breitling sorgt mit einer konsequenten Nachhaltigkeitsstrategie für Aufsehen – weit über die Luxusbranche hinaus. Aurelia Figueroa, Chief Sustainability Officer bei dem Schweizer Unternehmen, erläutert im Interview die wichtigsten Veränderungen.

0

Teilen
Hören
Logo image

«Besseres Gold und bessere Diamanten»

Teilen
Hören

6 Min.  •   • 

Die traditionsreiche Schweizer Uhrenmarke Breitling zählt heute zu den nachhaltigsten Unternehmen der Luxusbranche. Kürzlich wurde es unter anderem von EcoVadis mit einer Platinmedaille ausgezeichnet – eine Auszeichnung, die nur den besten ein Prozent aller weltweit bewerteten Unternehmen für ihre umfassende Nachhaltigkeitsleistung vergeben wird.

Noch in diesem Jahr wird Breitling als erster grosser Uhrenhersteller vollständig auf Diamanten umsteigen, die im Labor erzeugt werden und nicht mehr aus Minen stammen. Begonnen hatte diese Umstellung bereits in den Jahren zuvor, als Breitling – neben vielen anderen Initiativen – 2022 ihre erste «rückverfolgbare» Uhr, die Super Chronomat Origins, lancierte. Breitling setzte auf die Beschaffung von Gold aus kleinen, handwerklich betriebenen Minen sowie auf rückverfolgbare, aus dem Labor gewonnene Diamanten.

An der Spitze vieler dieser Veränderungen steht Aurelia Figueroa, Chief Sustainability Officer bei Breitling. Die Amerikanerin hat sich zum Ziel gesetzt, den Nachhaltigkeitsgedanken noch stärker in der Luxusindustrie zu verankern, neue Standards einzuführen und so eine breitere Wertschöpfung zu ermöglichen.

Frau Figueroa, Breitling hat sich vorgenommen, in der Uhrenbranche neue Standards auf dem Gebiet der Nachhaltigkeit zu setzen. Worum geht es Ihnen konkret?

Aurelia Figueroa: Wir setzen alles daran, um innerhalb unseres Einflussbereichs die soziale und ökologische Auswirkung unserer Geschäftstätigkeit zu optimieren. Unser Engagement stützt sich auf drei Säulen: Gesellschaft, Natur und Governance. Ein wichtiger Teil besteht darin, dass wir die Art und Weise, wie wir unser Gold und unsere Diamanten beziehen, in den vergangenen Jahren ganz neu aufgesetzt haben. Das Ergebnis sind Uhren mit dem Origins-Label von Breitling hergestellt mit «besserem Gold» und «besseren Diamanten».

Woher stammen diese besseren Rohstoffe?

Figueroa: Das Gold für unsere Produkte beziehen wir nur noch von handwerklichem Bergbau und vom Kleinbergbau, die die strengen Kriterien der Swiss Better Gold Association (SBGA) erfüllen. Die SBGA etabliert rückverfolgbare Lieferketten zwischen den Ursprungsminen und dem Schweizer Markt und verlangt von ihren Mitgliedern die Einhaltung hoher sozialer und ökologischer Standards. Seit März 2025 kann Breitling die Hälfte des erworbenen Goldes bis zu den Herkunftsminen zurückverfolgen. Für jedes Gramm, das Breitling erwirbt, leistet das Unternehmen über den Better-Gold-Fund einen Beitrag – aktuell 1.35 US-Dollar pro Gramm – zur direkten Unterstützung der Bevölkerung in den Gebieten, aus denen wir unsere Rohstoffe beziehen. Die Menschen dort profitieren, unter anderem, von unseren Investitionen in die Infrastruktur, in die Ausbildung, den Schutz der Artenvielfalt und in Massnahmen zur Sanierung eines stillgelegten Bergwerks.

Recyceltes Gold kommt für Sie nicht in Frage?

Figueroa: Das ist für uns keine Option, weil wir die Bedingungen, unter denen es gewonnen wurde, nicht kennen. Recyceltes Gold ist ein wichtiger Bestandteil der Goldbeschaffung insgesamt, aber es ist keine Grundlage, auf der man soziale und ökologische Auswirkungen nachweisen kann. Wenn wir hingegen beim frisch geförderten Gold ansetzen, können wir den Übergang zu einer nachhaltigeren Industrie aktiv unterstützen. Der Begriff «Recycled Gold» ist insofern irreführend, da das Gold lediglich wiederverwendet wird. Die Wiederverwendung hat zwar einen positiven Umweltnutzen, aber es besteht zum Beispiel das Risiko, dass das als recycelt deklarierte Gold, dessen ursprüngliche Herkunft nicht nachweisbar ist, zur Finanzierung von Konflikten oder illegalen Praktiken beigetragen hat.

Für die Breitling Super Chronomat Origins werden rückverfolgbares Gold und Diamanten aus dem Labor verwendet.

Und woher beziehen Sie die Diamanten für Ihre Luxusuhren?

Figueroa: Wir sind das erste Unternehmen in der Uhrenbranche, das vollständig auf Diamanten umsteigt, die im Labor erzeugt werden – aktuell von drei Produzenten in Indien: Fenix Diamonds, ABD Diamonds und ALTR Diamonds. Für den Luxussektor ist das eine echte Neuerung. Die im Labor hergestellten Edelsteine sind komplett identisch mit abgebauten Diamanten. Durch unsere Kenntnis des genauen Ursprungs können wir jedoch sichergehen, dass jegliche Verbindung mit Konflikten, Menschenrechtsverletzungen und Umweltzerstörung ausgeschlossen ist. Noch dazu leistet Breitling für jedes erworbene Karat einen Beitrag zu einem Sozialfonds, der in der Diamantenproduktion tätige Gemeinschaften unterstützt. Dieser Sozialfonds fördert Bildungsprogramme für Führungskräfte im indischen Bundesstaat Gujarat, die sich im Wesentlichen für die frühkindliche Bildung, die Stärkung der Rolle der Frau und den Umweltschutz einsetzen. Unsere Bemühungen erlauben uns, einen kleinen Beitrag zur Unterstützung ihrer Arbeit auf lokaler Ebene zu leisten – und gleichzeitig den Systemwandel in den Gemeinschaften voranzubringen, mit denen wir für die Beschaffung unserer Labordiamanten zusammenarbeiten.

Wie werden die Labordiamanten hergestellt?

Figueroa: Indem Diamantscheiben mit Gas und extremer Hitze behandelt werden, sodass der Kohlenstoff kristallisiert und Diamanten unter kontrollierten Bedingungen entstehen. Dieser kontrollierte Prozess gewährleistet ein Material von sehr hoher Qualität, das im Anschluss mit denselben traditionellen Methoden des Schneidens und Polierens verarbeitet wird, die auch für abgebaute Diamanten angewandt werden.

Das kostet allerdings viel Energie.

Figueroa: Der Energieverbrauch bei der Herstellung ist ein Faktor sowohl bei Labordiamanten als auch bei Diamanten, die aus Minen stammen. Aber mit unserer Lieferkette erreichen wir eine vollständige Rückverfolgbarkeit, die in der Uhrenindustrie, die kleine, sogenannte MeléeDiamanten verwendet, selten gegeben ist. Wir haben eine Lieferkette eingerichtet, bei der wir nicht nur die Rückverfolgbarkeit gewährleisten, sondern auch darauf achten, dass die Lieferanten bereits erneuerbare Energien nutzen oder zumindest klimaneutral sind und einen Plan für den Übergang zur Produktion mit erneuerbaren Energien haben. Ein Teil dieses Übergangs zu erneuerbaren Energien wurde von uns sogar mitfinanziert.

«Transparenz ist der Schlüssel zu unseren Nachhaltigkeitsbemühungen.»

Aurelia Figueroa

Chief Sustainability Officer Breitling

Wie stellen Sie fest, dass Ihre Lieferanten wirklich nachhaltig unterwegs sind?

Figueroa: Zur Verifizierung unserer Lieferketten arbeiten wir direkt mit unseren Lieferanten sowie mit bestimmten Zertifizierungsorganisationen zusammen. Wir überprüfen unabhängige Bewertungen, die unter anderem von EcoVadis durchgeführt werden. Stand heute sind mehr als 70 Prozent unserer direkten Lieferanten bewertet. Wir arbeiten auch mit Auditoren zusammen, die Zertifizierungsprozesse entwickelt haben, die auf bestimmte Lieferketten zugeschnitten sind.

Zudem treffen wir auch unser eigenes Urteil vor Ort. Einmal im Jahr besuche ich zusammen mit Breitling-Kollegen Mitglieder der Goldlieferketten in Lateinamerika. Wir treffen dort auch die Bergleute persönlich an ihren Arbeitsplätzen. Um den breiteren Kontext zu verstehen, habe ich sogar illegale Bergbaubetriebe aufgesucht. Mit diesen Betrieben arbeiten wir nicht zusammen, aber diese Erfahrung und Einblicke haben mir viel Hintergrundwissen über die Branche vermittelt. Und sie haben uns darin bestärkt, dass wir uns für einen positiven Wandel im gesamten System einsetzen, der sich ebenso auf die Communitys vor Ort und die Natur auswirkt.

Welche Klimaziele haben Sie sich für Breitling gesetzt?

Figueroa: Wir verfolgen eine umfassende NettoNull-Strategie zur Bekämpfung des Klimawandels. Der Fahrplan zur Reduktion des Kohlenstoffausstosses ist von der Science Based Target initiative (SBTi) validiert und auf den Corporate NetZero Standard ausgerichtet. Gemeinsam mit unseren globalen Stakeholdern haben wir einen klaren und zeitlich definierten Plan entwickelt, um bis 2032 und 2050 absolute Emissionsreduktionen im Einklang mit den Zielen des Pariser Klimaabkommens zu erreichen. Wir gehören auch zu den ersten Anwendern weltweit, die einen Nachhaltigkeitsbericht basierend auf den Leitlinien der Taskforce on Nature-related Financial Disclosures (TNFD) veröffentlicht haben. In unserem jährlichen Report, der auf breitling.com einsehbar ist, berichten wir im Detail über alle unsere Bemühungen.

Dieser Artikel behandelt folgende SDGs

Die Sustainable Development Goals (SDGs) sind 17 globale Ziele für nachhaltige Entwicklung, vereinbart von den UN-Mitgliedsstaaten in der Agenda 2030. Sie decken Themen wie Armutsbekämpfung, Ernährungssicherheit, Gesundheit, Bildung, Geschlechtergleichheit, sauberes Wasser, erneuerbare Energie, nachhaltiges Wirtschaftswachstum, Infrastruktur, Klimaschutz und den Schutz der Ozeane und der Biodiversität ab.

8 - Menschenwürdige Arbeit und Wirtschaftswachstum
12 - Verantwortungvoller Konsum und Produktion
13 - Massnahmen zum Klimaschutz
15 - Leben an Land

Werbung

Beliebteste Artikel

Empfohlene Artikel für Sie

Portätbild von Philipp Rufer
Wirtschaft

«Wir dürfen die Verantwortung nicht allein den Konsumenten aufbürden»

Symbolbild mit Händen, um Gemeinsamkeit zu verdeutlichen
Wirtschaft

Unsere zentralen ESG-Themen I

https://pixabay.com/photos/plastic-bottles-bottles-recycling-115071/
Wirtschaft

Erste Hilfe für die Wirtschaft: So können Unternehmen grüner werden

Ähnliche Artikel

Foto: ISTOCK
Wirtschaft

Nachhaltigkeit: So ambitioniert gehen Unternehmen in der Schweiz vor

Foto: Adobe Stock
Wirtschaft

Nachhaltige Unternehmen – gefragte Arbeitgeber

CEO Urs Wullschleger setzt auf Innovation, nicht nur bei den Produkten. Bild: Schmidlin AG
Wirtschaft

«Nachhaltigkeit ist für uns ein strategisches Thema»