Die Idee stammt vom Stuttgarter Startup Triqbriq. Seine Holzbausteine, genannt Briqs, ermöglichten es, stabile Aussenwände schnell, flexibel und günstig zu bauen, erklärt Lewin Fricke von Triqbriq, während er den Holzpavillon von innen zeigt. Nach dem Gebrauch lassen sich die Bausteine einfach auseinandernehmen und wiederverwenden.
Der Holzpavillon, auch CRCLR HUT genannt, ist der erste Bau aus Holz auf dem Gelände des ehemaligen Flughafens Tegel. Drei Monate lang finden hier Workshops zum zirkulären und nachhaltigen Bauen statt.
Doch das ist nur der Anfang: In den kommenden Jahren wächst auf dem Gelände neben einem Forschungs- und Industriepark auch eines der grössten Holzviertel der Welt. Geplant sind über 5000 Wohnungen für mehr als 10 000 Menschen, dazu Kitas, Schulen, Cafés, Sportanlagen und vieles mehr.
Der Holzbau erlebt eine Renaissance
Der Holzbautrend erobert nicht nur Berlin, sondern ganz Europa: In Schweden entsteht mit der Stockholm Wood City ein riesiges Viertel aus Holz. In Norwegen ragt seit 2019 das bisher höchste Holzhochhaus der Welt in den Himmel, und im Rotterdamer Lloyd-Quartier wächst das 50 Meter hohe Holzwohngebäude Sawa.
«Wir erleben eine wahre Renaissance des Holzbaus», sagt Andrea Frangi, Bauingenieur und Professor für Holzbau an der ETH Zürich. In der Schweiz werden bereits rund 20 Prozent der Neubauten aus Holz errichtet, in Deutschland sind es etwa 12 Prozent.
Holz als Baustoff wird immer bedeutender, weil es nachwächst, regional verfügbar ist, der Luft CO2 entzieht und dieses langfristig speichert. «Ein Kubikmeter Holz speichert etwa 0,7 bis 0,9 Tonnen CO2», erklärt Frangi. Wird Holz als Baustoff eingesetzt, wird der Kohlenstoff über Jahrzehnte oder sogar Jahrhunderte im Gebäude eingelagert. Erst wenn das Holz verrottet oder verbrannt wird, gelangt das CO2 wieder in die Atmosphäre.
Holz sei ausserdem viel leichter als Beton oder Stahl, was Transportkosten senke und das Eigengewicht der Bauwerke reduziere, erklärt Frangi. Holzbauteile könnten in Werkstätten präzise vorgefertigt werden, was die Bauzeit erheblich verkürze und gleichzeitig die Qualität erhöhe. Das führe auch zu weniger Lärm, Schmutz und Verkehrsbelastung auf der Baustelle, so Frangi.
Trotz all diesen Vorteilen bleibt Beton weltweit das meistgenutzte Baumaterial – vor allem wegen der niedrigen Kosten. «Beton ist günstiger als Mineralwasser», bemerkt Frangi. Das Problem: Zement, der Hauptbestandteil von Beton, verursacht 5 bis 8 Prozent der globalen CO2-Emissionen – mehr als der internationale Flugverkehr. Deshalb sei es wichtig, verstärkt auf Holz zu setzen, um das Bauwesen zu dekarbonisieren, betont Frangi.
Gibt es genug Holz in den Wäldern?
Allein in Deutschland sollen jährlich 400 000 neue Wohnungen entstehen, so das Ziel der Bundesregierung. Gleichzeitig leiden die Wälder aufgrund des Klimawandels immer stärker unter Dürren und Käferplagen. Wie passt das mit der steigenden Nachfrage nach Holz zusammen?
«Deutschland hat immer noch einige der grössten Holzvorräte in Europa. Also ja: Es gibt genug Holz in unseren Wäldern, um den Holzbau weiter voranzutreiben oder sogar auszubauen», sagt Sebastian Rüter vom Institut für Holzforschung am Thünen-Institut in Hamburg.
Durch die Dürre- und Schädlingsschäden der letzten Jahre mussten grosse Mengen befallener oder abgestorbener Bäume gefällt werden. Dieses sogenannte Kalamitätsholz fiel laut Rüter in so grossen Mengen an, dass die heimische Holzverarbeitungsindustrie nicht genug Kapazitäten hatte, um es vollständig zu nutzen. Die Folge: Grosse Teile des Holzes wurden ins Ausland exportiert, statt es im Inland zu verwenden.
Hinzu kommt, dass die Wälder widerstandsfähiger gegenüber dem Klimawandel werden müssen. Viele bestehen aus Monokulturen. Vor allem Fichtenplantagen sind durch Dürre, Hitze und Schädlingsbefall stark geschwächt. Diese Bäume müssen entfernt werden, um Platz für widerstandsfähigere Baumarten zu schaffen. Anstatt das Holz ungenutzt verrotten zu lassen oder nur zur Energiegewinnung zu nutzen, wäre es sinnvoller, es beispielsweise direkt im Bauwesen einzusetzen, sagt Rüter.