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Darf man heute noch mit Beton bauen?
Produktion & Konsum

Darf man heute noch mit Beton bauen?

Brücken, Dämme, Privat- und Industriebauwerke – Beton ist aus unserem Alltag gar nicht mehr wegzudenken. Doch das meistgenutzte Produkt der Welt ist als Klimakiller in Verruf geraten. Denn damit aus den Bestandteilen Zement, Sand, Wasser und Kies am Ende Beton wird, muss nicht nur sehr viel Energie aufgewendet werden – was CO₂-intensiv ist. Das Brennen setzt auch eine chemische Reaktion in Gang, die für 60 Prozent der Emissionen verantwortlich ist. Wie würden Sie entscheiden? Hier die Argumente dafür und dagegen.

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Der Wunderstoff der Bauwirtschaft

Beton ist unverzichtbar

  1. Beton ist preisgünstig. Und das ist angesichts des enormen globalen Bedarfs an Wohnraum, insbesondere in Schwellenländern, von grossem Vorteil. Immerhin lebt eine Milliarde Menschen in Slums. Weil heute riesige Mengen an Beton benötigt werden, kann man den Baustoff nicht durch Holz ersetzen – denn es fehlt schlicht die Menge an Waldfläche dafür.

    1. Beton ist langlebig. Damit hat eine Tonne Beton für sich betrachtet eine vergleichsweise gute Klimabilanz bezogen auf den gesamten Lebenszyklus.

    2. Beton ist flexibel formbar, bietet hohen Schall- und Brandschutz und speichert Wärme. Ausgehärtet ist Beton zudem sehr druckfest und robust, was den Wartungsaufwand über Jahrzehnte hinweg überschaubar macht. Diese Vorteile wiegen die Nachteile von Beton auf.

    3. Es gibt auch umweltfreundlichen Beton. Wissenschaftler weltweit, auch an der ETH Lausanne zum Beispiel, forschen an der Herstellung von Beton, der deutlich weniger Emissionen verursacht. Dafür muss der Zementanteil am Beton sinken und die Herstellung des Zements selbst verändert werden. Zementhersteller und Start-ups haben hierbei bereits Erfolge erzielt. Mit «umweltfreundlichem» Beton darf man weiter bauen.

    4. Beton lässt sich recyceln. Das Material kann also für neue Bauprojekte wiederverwendet werden, was dazu beiträgt, die Umweltbelastung zu reduzieren.

Grosser ökologischer Fussabdruck

Beton schadet der Umwelt gleich mehrfach

  1. Beton ist ein Klimakiller. Die Herstellung von Zement erfordert eine erhebliche Menge an Energie: So muss der herkömmliche Portlandzement bei rund 1.450 Grad Celsius gebrannt werden. Zudem führt die Betonherstellung zu einem hohen Kohlendioxidausstoss. Bei der Produktion von nur einer Tonne Zement entweichen rund 700 Kilogramm des Treibhausgases in die Luft. Wissenschaftlichen Berechnungen zufolge steht Beton für 6 bis 8 Prozent der globalen CO₂-Emissionen – er trägt also deutlich zum Klimawandel bei.

  2. Die Herstellung von Beton erfordert grosse Mengen an Wasser. In vielen Regionen der Welt ist diese Ressource knapp – und auch in Europa nehmen Hitzeperioden zu. Beton ist also auch in punkto Wasser ein «Umweltsünder».

  3. Der Abbau der Betonbestandteile Kies und Sand hat negative Auswirkungen auf die Umwelt. Um Bausand zu gewinnen, heute längst ein knappes Gut, werden Lebensräume von Tier und Mensch zerstört und Gewässer verschmutzt.

  4. Beton ist ein Auslaufmodell. Denn die Verwendung des Baustoffs ist nicht nur fürs Klima schädlich, sondern wird langfristig wegen fehlender Ressourcen gar nicht mehr möglich sein.

  5. Beton kann man zwar rezyklieren, aber er ist biologisch nicht abbaubar. Das ist bei Holz und Lehm anders.

Dieser Artikel behandelt folgende SDGs

Die Sustainable Development Goals (SDGs) sind 17 globale Ziele für nachhaltige Entwicklung, vereinbart von den UN-Mitgliedsstaaten in der Agenda 2030. Sie decken Themen wie Armutsbekämpfung, Ernährungssicherheit, Gesundheit, Bildung, Geschlechtergleichheit, sauberes Wasser, erneuerbare Energie, nachhaltiges Wirtschaftswachstum, Infrastruktur, Klimaschutz und den Schutz der Ozeane und der Biodiversität ab.

9 - Industrie, Innovation und Infrastruktur
11 - Nachhaltige Städte und Gemeinde
12 - Verantwortungvoller Konsum und Produktion

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