Für eine Welt ohne Barrieren
Assistenztechnologien können zu einem selbstbestimmten und autonomen Leben von Menschen mit Behinderungen beitragen und die Inklusion in verschiedenen Lebensbereichen verbessern
Silke Pan Team TWIICE (der EPFL) im Exoskelett Rennen 2016. Foto: ETH Zürich
Assistenztechnologien können zu einem selbstbestimmten und autonomen Leben von Menschen mit Behinderungen beitragen und die Inklusion in verschiedenen Lebensbereichen verbessern
4 Min. • • ETH Zürich
Morgens die Schuhe zubinden und den richtigen Eingang mit der richtigen Klingel finden: Normalerweise sollte das kein Problem sein. Alltägliche Handlungen, über die viele von uns gar nicht nachdenken, können für Menschen mit Behinderungen eine Herausforderung darstellen. Laut der Weltgesundheitsorganisation (WHO) leben weltweit rund eine Milliarde Menschen mit einer Behinderung, in der Schweiz sind es laut Bundesamt für Statistik rund 1,5 Millionen Menschen.
Welchen Herausforderungen müssen sich Menschen mit Behinderungen täglich stellen?
Pro Infirmis, eine der grössten gemeinnützigen Organisationen für Menschen mit Behinderungen in der Schweiz, hat in diesem Jahr die Erste Schweizer Inklusionsstudie aus der Perspektive von Menschen mit Behinderungen veröffentlicht. Das Fazit der Organisator:innen der Studie ist ernüchternd: Die Schweiz habe auf dem Weg zu einer inklusiven Gesellschaft noch einen langen Entwicklungsprozess vor sich. Umso wichtiger wäre es, gemeinsam mit Menschen mit Behinderungen Massnahmen in allen Lebensbereichen zu entwickeln und rasch umzusetzen.
Wie schafft man inklusive Lebensbereiche, und wie ist es möglich, gemeinsam Ungleichheiten abzubauen und Diskriminierungen zu vermeiden?
Die WHO veröffentlichte im Mai 2022, gemeinsam mit der UNICEF, den Global Report on Assistive Technology. Der Bericht befasst sich auf internationaler Ebene mit der Frage, welche Auswirkungen vorübergehende und langfristige Mobilitätseinschränkungen und gesundheitliche Beeinträchtigungen auf die Lebenssituation von Menschen haben und wie Assistenztechnologien zur Verbesserung in vielen Lebensbereichen beitragen und sich positiv auf Gesundheit, Einkommen, Bildung und damit auf die gesamte Gesellschaft auswirken können.
FETH Zürich
Florian Hauser, Team Robility enhanced von der Fachhochschule OST, im Rollstuhl Rennen, 2016
CYBATHLON der ETH Zürich treibt die Entwicklung neuester Assistenzsysteme an
Mit dem Non-Profit-Projekt CYBATHLON engagiert sich die ETH Zürich seit 2013 für die Förderung von Forschung und Entwicklung nachhaltiger Assistenztechnologien und für den Dialog mit der Gesellschaft über die Inklusion von Menschen mit Behinderungen. Initiiert wurde CYBATHLON als Wettkampf für Menschen mit körperlichen Behinderung und Technologieentwickler:innen, die gemeinsam alltägliche Aufgaben in einem publikumswirksamen Wettkampf lösen. Wäscheaufhängen mit Armprothesen, Treppensteigen mit Exoskeletten oder Zähneputzen mit Assistenzrobotern sind nur einige Aufgaben, denen sich Entwickler:innen gemeinsam mit Menschen mit Behinderungen stellen.
Nach der erfolgreichen Premiere 2016 hat sich das Projekt von einem einmaligen Event zu einer nachhaltigen Plattform entwickelt. Mit verschiedenen Wettkämpfen und Events in barrierefreien Streaming- und Offline-Formaten, einem Schulprojekt zur Förderung der MINT-Fächer (Mathematik, Informatik, Naturwissenschaft und Technik) und einem Projekt zur Inklusion am Arbeitsplatz dient der CYBATHLON als nationale und globale Plattform für den Austausch verschiedener Gruppen über Potenziale und Grenzen assistiver Technologien für Menschen mit Behinderungen.
ETH Zürich
User-Centred Design und der Dialog für eine Welt ohne Barrieren
Die Basis für den Wettkampf und damit auch für die (Weiter-)Entwicklung verschiedener Assistenzsysteme bilden die acht CYBATHLON-Disziplinen. Ausgehend vom jeweiligen Stand der Technik entwickelt das CYBATHLON Projektteam alle vier Jahre ein neues Regelwerk mit dem Ziel nachhaltige und sinnvolle Technologien für Menschen mit Behinderungen im Alltag einen Schritt weiterzubringen. Eines der Hauptanliegen ist es, nutzer:innenzentriertes Design zu fördern, das heisst, Endnutzer:innen von Anfang an in die Entwicklung einzubeziehen und deren Bedürfnisse zu berücksichtigen.
Mehr als 120 Teams aus über 30 Ländern sind seit 2016 an verschiedenen CYBATHLON Wettkämpfen mit und gegeneinander angetreten. Die Events und Livestreams sind für das Publikum und vor allem für die teilnehmenden Teams einzigartig. Aufmerksamkeit ist garantiert, wenn Teams aus der ganzen Welt ihre jahrelange Forschung und Entwicklung der Öffentlichkeit präsentieren und einen Schritt weiter in Richtung einer Welt ohne Barrieren gehen.
Weitere Informationen & TicketkaufDie nächste CYBATHLON Edition findet in einem Multi-hub Format vom 25. – 27 Oktober 2024 in der Arena im Schluefweg Kloten und rund um die Welt statt. Der Ticketverkauf startet Anfang 2024.
Die acht CYBATHLON Disziplinen setzten sich aus den folgenden Rennen zusammen: einem Arm- und Beinprothesen-Rennen, einem Assistenzroboter-Rennen, einem Sehassistenz-Rennen, einem Rennen mit Gedankenkontrolle (BCI), einem Exoskelett-Rennen und einem Fahrradrennen mit elektrischer Muskelstimulation (FES). Der CYBATHLON der ETH Zürich bietet eine einzigartige Plattform, um die Forschung und Entwicklung auf dem Gebiet der alltagstauglichen Assistenztechnologie voranzutreiben und den Dialog mit der Öffentlichkeit über die Inklusion von Menschen mit Behinderung im Alltag zu fördern.
CYBATHLON @school
Im Rahmen des Projekts CYBATHLON @school will CYBATHLON Lehrpersonen, Kinder und Jugendliche für die Herausforderungen von Menschen mit Behinderung im Alltag sensibilisieren, Inklusion fördern und für MINT-Fächer begeistern. CYBATHLON @school bietet verschiedene Module auf verschiedenen Stufen an, die von Menschen mit Behinderung begleitet werden und auf den Lehrplan 21 abgestimmt sind.
Deklaration: Dieser Inhalt wurde von der ETH Zürich im Rahmen der Partnerschaft mit Sustainable Switzerland selbst erstellt.
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