Die Bühler Group hat sich hohe Nachhaltigkeitsziele gesteckt. Das weltweit tätige Familienunternehmen mit Sitz in Uzwil hat einen Weg entwickelt, um die Treibhausgasemissionen bis 2030 um 60 Prozent zu reduzieren (Greenhouse Gas Protocol Scopes 1 und 2, ausgehend vom Basisjahr 2019). Derzeit betragen die Emissionen zwischen 50 000 und 60 000 Tonnen pro Jahr. Den Verantwortlichen geht es aber nicht einfach um CO₂e-Zahlen und kurzfristig angelegte Sofortmassnahmen – bei Bühler liegt der Fokus auf langfristiger Wirksamkeit. «Das ist der Vorteil, wenn man in einem Familienunternehmen mit Weitsicht arbeitet», sagt Jay O’Nien, Environmental Impact Services Lead. Denn fast alle Massnahmen im Bereich Nachhaltigkeit erfordern Zeit und Investitionen, wenn sie effektiv sein sollen.
Weitsicht bedeutet aber auch, über den Tellerrand der eigenen Aktivitäten hinauszublicken. Als Technologiepartner für die Lebensmittel-, Futtermittel- und Mobilitätsindustrie hat sich das Unternehmen verpflichtet, bis 2025 skalierbare Lösungen bereitzustellen, die den Energie- und Wasserverbrauch sowie den Abfall in den Wertschöpfungsketten der Kundinnen und Kunden um 50 Prozent reduzieren. Bühler arbeitet auch vorausschauend mit seinen Zulieferinnen und Zulieferern zusammen, um die Klimaauswirkungen in der gesamten Wertschöpfungskette zu reduzieren. Die Environmental Impact Services sind eine Folge der internen Nachhaltigkeitsbemühungen. «Es begann damit, dass wir uns fragten, wie man Umweltauswirkungen der Wertschöpfungsketten überhaupt quantifiziert», sagt Jay O’Nien. In der Folge entwickelte sich der Gedanke, dass man dieses Wissen ausbauen und für Kunden, Partner und Zulieferer zugänglich machen kann.
Tun, was getan werden muss
Dass Bühler diesen Service anbietet, hat auch mit einer gigantischen Zahl zu tun. Jay O’Nien: «Wir schätzen, dass der Gebrauch unserer Produkte bei all unseren Kundinnen und Kunden weltweit rund 42 Millionen Tonnen CO₂-Emissionen verursacht.» Hinzu kommen Emissionen, über welche die Kunden zwar keine direkte Kontrolle haben, die sogenannten Scope-3-Emissionen. «Aber wir können sie dabei unterstützen, in Zukunft Prozesse zu implementieren und Materialien zu wählen, die weniger dieser Emissionen verursachen», so Jay O’Nien. Die ambitionierten Nachhaltigkeitsziele für Bühler und seine Kundschaft haben nichts mit öffentlichkeitswirksamem Gutmenschentum zu tun. «Sie sind ganz einfach das, was wir tun müssen, um die Menschen in Zukunft auf eine nachhaltige Weise ernähren zu können», sagt O’Nien.
Diese Überzeugung hat sich in der westlichen Welt in den vergangenen Jahren durchgesetzt. Viele Unternehmen beschäftigen sich mit Nachhaltigkeit und setzen sich konkrete Nachhaltigkeitsziele. Aber ist das Thema auch in anderen Teilen der Welt angekommen? «Wir stehen in regelmässigem Kontakt mit Unternehmen auf allen Kontinenten», sagt Jay O’Nien, «und wir haben festgestellt: Nachhaltigkeit ist überall auf der Welt ein Thema, auch wenn Europa diesbezüglich eine Vorreiterrolle einnimmt.» Dies auch, weil immer mehr Regulatorien und Gesetze Nachhaltigkeit im Fokus haben. Viele grosse europäische Unternehmen sind auf globaler Ebene tätig, verlangen von ihrer Kundschaft Daten über deren Nachhaltigkeit – und tragen so dazu bei, dass das Thema überall immer ernster genommen wird.
Quantifizieren und verstehen
Bühlers Environmental Impact Services wollen der Kundschaft die Nachhaltigkeit nicht aufoktroyieren, sondern ihnen die Mittel an die Hand geben, um sich Schritt für Schritt in eine nachhaltige geschäftliche Zukunft zu entwickeln. Dafür wurde ein Prozess entwickelt, der vier Phasen umfasst. Am Beginn steht stets die Quantifizierung der CO₂e-Emissionen über alle drei Scopes und die gesamte Wertschöpfungskette hinweg. «Hier geht es für das jeweilige Unternehmen vor allem darum, herauszufinden, wo es zurzeit steht», erklärt Jay O’Nien. Um die Vielfalt des Themas Nachhaltigkeit angemessen zu berücksichtigen, werden auch andere Umweltauswirkungen mittels Kennzahlen wie Wasserverbrauch oder landwirtschaftlicher Flächennutzung betrachtet.
Im zweiten Schritt geht es darum, dass die Verantwortlichen die Ergebnisse verstehen, damit die richtigen Massnahmen ergriffen werden können. Denn verschiedene Abteilungen können unterschiedliche Sichtweisen haben, wie die Ergebnisse ihre jeweilige Arbeit beeinflussen.