In einer Zeit, in der vegane Ernährung immer mehr an Bedeutung gewinnt, rückt die Verwendung von Pflanzen wie Bäumen stärker in den Fokus. Es gibt mittlerweile viele Ratgeber, die sich damit befassen. Ein Beispiel ist das Buch «Tasty Trees: Leckeres aus Bäumen» der deutschen Autorin Victoria Lorenz. Es zeigt, wie «vielseitig sich Teile von Bäumen in der Küche einsetzen lassen».
Auch für Christbäume gibt es einen speziellen Ratgeber. Die britische Kochbuchautorin Julia Georgallis veröffentlichte 2021 das Buch «How To Eat Your Christmas Tree». Es enthält 32 Rezepte, «um den Baum sinnvoll zu verwerten». Georgallis möchte damit das Bewusstsein für Nachhaltigkeit und Wiederverwertung in der Weihnachtszeit stärken. In der Schweiz landen jährlich rund 1,5 Millionen Christbäume nach der Weihnachtszeit auf der Strasse und werden entsorgt. In Deutschland sind es rund 30 Millionen.
Dabei sind die Nadeln von Nordmanntannen oder Fichten reich an Vitamin C und in kleinen Mengen sicher geniessbar – vorausgesetzt, sie wurden nicht mit Chemikalien behandelt. Ein kleines, aber entscheidendes Detail.
Die Schweden verteidigen ihre Praxis und warnen
In Belgien folgte deshalb prompt eine Warnung der Lebensmittelbehörde: «Essen Sie Ihren Weihnachtsbaum nicht», schrieb sie am Dienstag in einer Mitteilung. Die Bäume seien nicht dazu bestimmt, in der Nahrungskette zu landen. Es gebe keine Garantie, dass sie sicher für den Verzehr seien – weder für Menschen noch für Tiere. Die Behörde verwies auf den «wahrscheinlichen Einsatz» von Pestiziden und giftigen Brandschutzmitteln beim Anbau der Bäume. Beides könnte beim Verzehr «tödliche Folgen» haben. Zudem gebe es Arten wie die Eibe, die giftig sind.
Die Aufforderung aus Brüssel rief wiederum die schwedische Behörde für Lebensmittelsicherheit auf den Plan. In einer Mitteilung erklärte sie: Der Verzehr von Nadeln junger, unbehandelter Bäume ist in begrenzten Mengen unbedenklich. Laut einer Toxikologin der Behörde sei das Verwerten von Tannennadeln in Schweden üblich, allerdings nur im Frühling, wenn die Nadeln im Mai oder Juni noch zart und klein seien.
Anders sehe es jedoch bei Christbäumen aus dem Handel aus. Hier stimmen die Schweden mit ihren belgischen Kollegen überein. Solche Bäume seien nicht für den Verzehr geeignet. Sie könnten Pflanzenschutzmittel enthalten, die für essbare Pflanzen nicht zugelassen sind.
In Gent reagierte die Stadtverwaltung schliesslich auf die ausgelöste Debatte. «Bitte beachten Sie, dass nicht alle Weihnachtsbäume essbar sind», steht nun in der Mitteilung. Die ursprüngliche Empfehlung «Essen Sie Ihren Weihnachtsbaum» wurde vorsichtshalber in «Skandinavier essen ihre Weihnachtsbäume» abgeändert.