Ist das alles?
Als nachhaltige Fonds auf den Markt kamen, glaubte man, man könne damit viel bewegen. Es bewegt sich zwar etwas, aber weniger, als sich viele nachhaltig Anlegende erhofft haben. Das hat unter anderem mit unscharfen Begrifflichkeiten zu tun. Nehmen wir Impact, die Wirkung, die meine Investition hat: Impact muss in Zahlen messbar sein. Indirekte Beiträge wie die Signalwirkung in den Markt sind dies nicht. Ein weiteres Beispiel: Ein Portfolio kann einen tieferen CO2-Fussabdruck haben als ein anderes und entspricht damit besser meinen Werten, aber das ist nicht der Impact des investierten Geldes. Indem ich Aktien eines Unternehmens kaufe, reduziere ich seinen CO2-Fussabdruck nicht. Die Aktien wechseln nur den Besitzer. Wenn es um Wirkung geht, haben die Fondsanbieter teilweise Erwartungen geweckt, die sie nicht erfüllen konnten, ohne dies klar zu kommunizieren.
Wie nachhaltig ist der neue Fonds der Mobiliar?
Messbaren Impact hat er keinen, seine Wirkung ist ebenfalls indirekt. Unsere Stimmrechte an der Aktionärsversammlung setzen wir im Sinne der Nachhaltigkeit ein. Nachhaltige Fonds zu vergleichen ist generell schwierig, weil es in der Schweiz bis anhin keine Nachhaltigkeitsskala gibt und ihnen unterschiedliche Kriterien zugrunde liegen. Unser Fonds orientiert sich an den SDGs, den 17 Sustainable Development Goals, die von der UNO zur nachhaltigen Entwicklung definiert wurden. Die SDGs bilden viele verschiedene Aspekte von Nachhaltigkeit ab: Klimaschutz, Gesundheit, nachhaltige Städte, sauberes Wasser, die Bekämpfung von Armut etcetera. Wir bei der Mobiliar fokussieren auf die fünf SDGs, die unseren Kundinnen und Kunden am wichtigsten sind. In Zukunft werden die Anlegenden per Konsultativbefragung mitgestalten, welche SDGs das sind. Diese Mitgestaltung ist einmalig im Markt und passt zu unserer genossenschaftlichen Verankerung.
Wie werden die Unternehmen innerhalb der SDGs ausgewählt?
Wir stützen uns auf die Bewertung einer Ratingagentur. Die Unternehmen müssen mit ihren Produkten, Dienstleistungen und/oder Arbeitsprozessen auf mindestens eines der im Fokus stehenden SDGs positiv wirken. Gleichzeitig dürfen sie zu keinem der anderen 17 SDGs einen signifikant negativen Beitrag leisten.
Nur einen «signifikant negativen» Beitrag?
Müssten alle Unternehmen in allen SDGs mindestens neutral oder positiv abschneiden, hätten wir ein zu kleines Spektrum an investierbaren Unternehmen. Dann wäre der Fonds zu risikoreich, weil zu wenig diversifiziert. Unserer Meinung nach ist der SDG-Ansatz aber insbesondere deshalb sinnvoll, weil er Nachhaltigkeit ganzheitlich definiert. Würde man die Auswahl auf wenige Branchen eingrenzen, wie zum Beispiel erneuerbare Energie, hätte man schnell ein gefährliches Klumpenrisiko.
Sind nachhaltige Fonds teurer, weil das Auswahlverfahren aufwendiger ist?
Es gibt Fondsanbieter, die deshalb mehr verlangen. Andere wie die Mobiliar haben für nachhaltige Fonds den gleichen Preis wie für konventionelle. Wir halten deutliche Preisaufschläge für nicht gerechtfertigt.
Wohin geht die Entwicklung bei den nachhaltigen Anlagen?
Es wird mehr Regulierungen geben. Dies wird es Anlegenden vereinfachen, Angebote zu vergleichen, und der Finanzindustrie wird es helfen, das Thema Greenwashing zu überwinden. Es wird sich jedoch nicht der ganze Finanzmarkt in Richtung Nachhaltigkeit bewegen, Gegenströme werden bleiben. Aber es werden mehr Fondsanbieter wie die Mobiliar mittel- und langfristig möglichst alle Assets nach Nachhaltigkeitskriterien anlegen.