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Wirtschaft Partner Inhalt: Boston Consulting Group (BCG)

Werden Schweizer Vermögensverwalter den Platz als globale Marktführer im Bereich ESG einnehmen?

Mit seinen zahlreichen in der Vermögensverwaltung tätigen Instituten zählt das Bankenland Schweiz zu den führenden Finanzzentren der Welt. Enormes Potenzial also, um in diesem Sektor eine Vorreiterrolle bei nachhaltigen Investments zu übernehmen.

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Viele ausländische vermögende Privatpersonen, die nach anspruchsvollen und wirkungsvollen Anlagelösungen suchen, werden in der Schweiz fündig. Immer gefragter sind dabei nachhaltige Themeninvestitionen. Schweizer Vermögensverwalter haben daher guten Grund, sich intensiv mit Anlagen nach ESG-Kriterien zu beschäftigen. Sie könnten auch auf diesem Gebiet eine führende Position einnehmen.

Ausmass der Gelegenheit

Das Potenzial ist enorm: Schon heute fliessen weltweit bereits fast 2’000 Milliarden Dollar in nachhaltige Anlagen – Tendenz steigend. 73 Prozent dieser Anlagen schliessen Kohle-Investments aus, 67 Prozent beinhalten ESG-Kriterien (Umwelt, Soziales, Governance). Im vergangenen Jahr verzeichneten nachhaltige Themeninvestitionen den grössten Zuwachs. «Wenn man sich jedoch SDG*-basierte Angebote ansieht, gibt es noch immer viele Lücken. Dies ist eine grosse Gelegenheit für Vermögensverwalter, thematische Angebote zu entwickeln, die den Interessen ihrer Kunden entsprechen», sagt Sonja Loikala, Principal bei der Boston Consulting Group (BCG).

Die Schweiz verfügt über beste Voraussetzungen, um bei Anlegern auch auf diesem Gebiet zu punkten: Sie geniesst den Ruf eines sicheren Hafens mit hochwertigen Bankdienstleistungen und wirtschaftlicher Stabilität. Neben den USA, Hongkong und dem Vereinigten Königreich zählt das Land zu den weltweit führenden Finanzzentren mit einem verwalteten Vermögen von 4,2 Billionen (2021), wie dem letztjährigen Global Wealth Report von BCG zu entnehmen ist. Aufgrund ihres hohen Ansehens, der Dienstleistungsqualität und des breiten Angebots an Finanzprodukten setzen viele internationale vermögende Privatpersonen (sogenannte HNWI) auf Vermögensveraltungsdienstleistungen in der Schweiz. Schätzungen zufolge wird jeder vierte grenzüberschreitende Dollar in der Schweiz verbucht.

Die Tatsache, dass ein so kleines Land über so viel Kapital verfügt, ist nicht nur erstaunlich, sondern macht auch neugierig. In was wird all dieses Geld investiert? Wie viele dieser Investitionen sind tatsächlich nachhaltig? Und wie könnte die Hebelwirkung der Schweiz weiter ausgebaut werden? Einer Marktübersicht von Swiss Sustainable Finance zufolge sind derzeit rund zwei Drittel der Anlagen ESG-bezogen. Der Markt hat sich also entwickelt, aber es gibt noch viel Raum für Wachstum. Die Frage bleibt: Was können Schweizer Vermögensverwalter konkret tun, um ihre ESG-Aktivitäten zu verbessern?

Der Weg zu mehr ESG-Kompetenz in der Vermögensverwaltung

Durch die Entscheidungen ihrer Kunden spielen Vermögensverwalter eine Schlüsselrolle in der Transformation hin zu einer grünen Wirtschaft. «HNWI» und «Family Offices» sind dabei oft die innovativsten Investoren, sie handeln wirkungsorientiert, da sie ihre eigenen Treuhänder sind. «Kundenberater müssen dies erkennen und den Dialog mit ihren Kunden anpassen", sagt Douglas Beal, Partner & Director bei BCG im Bereich Sustainable Finance and Investing. Konkret bedeutet das, den Fokus – über die Rendite hinaus – auszuweiten. Dabei ist die Ausrichtung auf einen langfristigen Anlagehorizont eine wesentliche Voraussetzung für nachhaltige Investitionen und deren Erfolg. Um auf die konkreten Kundenbedürfnisse einzugehen, eignen sich die SDG-Ziele als Grundlage. Sie helfen dabei herauszufinden, welche Themen aus dem Nachhaltigkeitsspektrum für die Kunden jeweils besonders wichtig sind und welches Fachwissen für sie relevant ist.

Konkrete Massnahmen für Vermögensverwalter

Folgende Punkte müssen Schweizer Vermögensverwalter beachten, um global eine führende Rolle im Bereich ESG einzunehmen: - Angebot im Bereich Nachhaltigkeit erweitern: Als erstes gilt es, die Themenschwerpunkte der Kunden wie auch die Marktlücken im SDG-Bereich zu erkennen und, daraus resultierend, die entsprechenden Produkte auf den Markt zu bringen. Um die nächste Generation von Kunden zu gewinnen und auch zu halten, wird ein umfassendes Nachhaltigkeitsangebot der Schlüssel zum Erfolg sein. - Transparenz von Umweltinformationen optimieren: Erforderlich ist es, stets die neuesten Standards und Vorschriften (z. B. CSRD, SFDR, ISSB-Richtlinien) zu adaptieren und die Interessengruppen (insbesondere auch die Kunden) darüber so transparent und verständlich wie möglich zu informieren. - Grüne Labels erwerben: Externe Gütesiegel erhöhen die Glaubwürdigkeit und erleichtern die Entscheidungsfindung beim Kunden. - Mitarbeiter weiterbilden: Wichtig ist es, die Kundenbetreuer so zu schulen, dass sie Gespräche mit den Kunden über Fragen der Nachhaltigkeit mit der erforderlichen Kompetenz führen können. - Anreize für Kundenbetreuer schaffen: Kundenbetreuer sollten belohnt werden, wenn sie die Nachhaltigkeitsagenda bei den Kunden anhand der richtigen ESG-KPIs vorantreiben.

Sonja Loikala: «Führende Vermögensverwalter nehmen ESG in ihr Standardangebot auf. Es ist der Ausgangspunkt der Beratungsgespräche und nicht etwas, das später als «Add-on» betrachtet wird.»

Konkrete Massnahmen für Kundenbetreuer

Neben den Voraussetzungen auf der Bankebene ist es für den Erfolg der nachhaltigen Vermögensverwaltung sehr wichtig, dass die Kundenberater ihren Dialog mit den Kunden anpassen:

  • Dialog über die Rendite hinaus: Das Gesamtbild bildet den Grundstein für das Beratungsgespräch. Aufgabe des Kundenberaters ist es, die jeweiligen SDG-Ziele zu identifizieren und mit den persönlichen Interessen des Kunden in Einklang zu bringen. Die positiven finanziellen Erträge sollten erst im Anschluss besprochen werden.
  • Fokus auf langfristigen Horizont: Im Gespräch ist darauf hinzuweisen, dass sich mit nachhaltigen Investitionen langfristige Renditen erzielen lassen. Sie sind der Schlüssel für erfolgreiches Anlegen.
  • Mit Daten überzeugen: Kundenberater sollten anhand stichhaltiger Zahlen und Fakten aufzeigen, wie nachhaltige Investitionen zu wünschenswerten Erträgen führen.
  • Erweiterung des Dialogs durch Wissensaustausch: Um das Gespräch mit dem Kunden über verschiedene, für ihn wichtige Themen zu vertiefen, ist es nützlich, relevante Erkenntnisse und Publikationen (zum Beispiel Hausmeinung, thematische Publikationen) in den Dialog einzubringen.

Douglas Beal: «Kundenberater spielen eine zentrale Rolle, um den Dialog in eine Richtung zu lenken, die sowohl zu optimalen finanziellen als auch sozialen und ökologischen Ergebnissen führen.»

Risiko bei Untätigkeit

Potenzielle Unterinvestitionen in ESG könnten die Schweizer Finanzinstitute teuer zu stehen kommen. In erster Linie besteht die Gefahr von Vermögensabflüssen: Die Schweiz könnte ihre Attraktivität und Anziehungskraft als Zielmarkt für innovative Vermögensverwaltungsdienstleistungen verlieren, wenn sie die Nachfrage nach ESG-orientierten Angeboten nicht erfüllt. Sonja Loikala weist darauf hin, dass für die Schweiz – gemäss der jährlichen BCG-Studie zur Grösse des Vermögensverwaltungsmarktes – ein jährlicher Abfluss von 6 Milliarden US-Dollar zwischen 2021 und 2026 prognostiziert wird. Um dies zu vermeiden, sind überzeugende Angebote und Dienstleistungen in der Vermögensverwaltung entscheidend.

Des weiteren spielt die eigene ESG-Kompetenz eine wichtige Rolle, um neue Kunden anzusprechen und zu gewinnen. «Viele Studien zeigen, dass Anleger mit ihrem Geld Gutes tun wollen und auch Banken bevorzugen, die ihnen helfen, ihre persönlichen ESG-Ziele zu erreichen. Dies ist insbesondere bei der jüngeren Generation der Fall», erklärt Sonja Loikala. Weiter spüren Vermögensverwalter, wie auch andere Banken, den zunehmenden Druck der Stakeholder auf diesem Gebiet. So erwarten Aktionäre von den Vermögensverwaltern Fortschritte im Bereich Nachhaltigkeit, um die Wettbewerbsfähigkeit zu stärken, die grosse Marktnachfrage zu befriedigen, Transparenz zu schaffen und die regulatorischen Richtlinien zu erfüllen. Daher ist es unabdingbar, dass Vermögensverwalter proaktiv handeln und sich nicht mit einer abwartenden Haltung begnügen dürfen.

Fazit

Die Schweiz hat das Potenzial, zum führenden Vermögensverwaltungsmarkt im Bereich Nachhaltigkeit aufzusteigen. Offen bleibt allerdings die Frage, ob die Schweizer Vermögensverwalter diese lukrative Chance nutzen und sich als Weltmarktführer für nachhaltige Anlagen etablieren werden. Oder ob ein anderer Finanzplatz zeigen wird, wie man in diesem Bereich die globale Spitzenposition übernimmt.

Deklaration: Dieser Inhalt wurde vom Sustainable Switzerland Editorial Team im Auftrag von BCG erstellt.

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