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Für ihr Nachhaltigkeitsengagement hat Antje von Dewitz zahlreiche Auszeichnungen erhalten. Bild: Vaude

Für ihr Nachhaltigkeitsengagement hat Antje von Dewitz zahlreiche Auszeichnungen erhalten. Bild: Vaude

Best Practices

«Wir müssen Teil der Lösung sein»

Seit 15 Jahren ist Antje von Dewitz CEO der Outdoor-Marke Vaude. Sie hat das süddeutsche Familienunternehmen konsequent auf Nachhaltigkeit ausgerichtet – und damit auch wirtschaftlich sehr erfolgreich gemacht.

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Das Thema Nachhaltigkeit steht ganz oben auf ihrer Agenda, und das nicht erst seit gestern. Ob Klimawandel, Ressourcenverbrauch oder humane Arbeitsbedingungen: Antje von Dewitz, CEO von Vaude, bezieht klare Positionen, geht voran und motiviert. Ihr Credo: «Als Unternehmen fair und menschlich zu agieren, nachhaltig zu sein und damit wirtschaftlichen Erfolg zu haben, ist möglich!»

Schon als sie 2009 die Firmenleitung von ihrem Vater übernommen habe, sei ihr bewusst gewesen, dass «wir zu einer der kritischsten Branche zählen und somit grossen Anteil an den grossen globalen Problemen haben». Da sei es «nur logisch, dass wir auch Teil der Lösung sein müssen und uns dieser Aufgabe stellen», betont von Dewitz. Bei Vaude verfolgt die 51-Jährige darum eine konsequent nachhaltige Unternehmensstrategie. «Unter anderem haben wir uns zum Greenpeace Detox Committment oder den Science Based Targets verpflichtet, um unseren Beitrag zur Einhaltung des 1,5-Grad-Ziels gemäss dem Pariser Klimaabkommen zu leisten.»

Konkret sichtbar wird das nachhaltige Engagement am eigenen Nachhaltigkeitslabel «Green Shape», das über 80 Prozent der Vaude-Produkte bereits erfüllen. Green-Shape-Waren werden in Produktionsstätten, die von der Fair Wear auditiert sind, hergestellt. Sie sind schon im Design auf Materialeffizienz, eine möglichst hohe Reparatur- und Recyclingfähigkeit und ein langes Produktleben angelegt. Die Materialien entsprechen höchsten Nachhaltigkeitsstandards und sind zudem mehrheitlich recycelt oder biobasiert. Auf diese Weise werden rund 50 Prozent Emissionen im Vergleich zu neuwertigen Materialien eingespart, wie Antje von Dewitz erläutert. «Green Shape zahlt voll auf unser Klimaengagement und unsere Bemühungen rund um die Kreislaufwirtschaft ein. In Deutschland sind wir durch Einsparungen und Kompensationen bereits seit 2012 bilanziell klimaneutral, seit 2022 gilt dies auch für unsere weltweit hergestellten Produkte.»

Emissionen stark gesenkt

Nun hat Vaude einen weiteren grossen Meilenstein geschafft: Es ist der Outdoor-Marke gelungen, ihre weltweiten Treibhausgasemissionen 2023 im Vergleich zum Basisjahr 2019 um 30 Prozent zu senken, während der Unternehmensumsatz im gleichen Zeitraum um 32 Prozent stieg. Damit zeigt Vaude, dass es möglich ist, den Ressourcenverbrauch vom Unternehmenswachstum zu entkoppeln und den Ausstoss der CO2-Emissionen im Einklang mit wissenschaftsbasierten Klimazielen zu senken. Bei ihrem Einsatz für nachhaltigen Erfolg kommt Antje von Dewitz zugute, dass sie das Geschäft mit Outdoor-Tex- tilien und -Ausrüstungen von der Pike auf gelernt hat. Nach ihrem Studium der Wirtschafts- und Kulturraumstudien war sie bei Vaude zunächst als Produktmanagerin, dann als Verantwortliche für die Kommunikation tätig. Von 2002 bis 2005 promovierte und arbeitete sie am Stiftungslehrstuhl Entrepreneurship der Universität Hohenheim. 2005 wurde sie Marketingleiterin von Vaude.

Wenn Antje von Dewitz, eine begeisterte Bergsportlerin, für ökologische und soziale Verantwortung eintritt, bezieht sich das nicht nur auf den Vaude-Firmensitz im schwäbischen Tettnang, sondern ebenso auf die komplexen Lieferketten, national und international. Sie plädiert dafür, dass Unternehmen Verantwortung für Mensch und Natur übernehmen müssen und unternehmerischer Erfolg nicht nur am Finanzgewinn, sondern auch am Beitrag zum Gemeinwohl zu messen sei. Dabei beweist Antje von Dewitz, dass ein nachhaltig ausgerichtetes Unternehmen auch wirtschaftlich sehr erfolgreich sein kann: Im hart umkämpften Outdoor-Markt wächst Vaude seit Jahren überdurchschnittlich.

Frauen in Führungspositionen

Möglich ist ein solcher Erfolg nur, wenn alle im Unternehmen an einem Strang ziehen. Für Vaude gehört es zur Firmenphilosophie, die eigenen Mitarbeitenden bei der Vereinbarung von Beruf und Familie beziehungsweise Privatleben nach Kräften zu unterstützen. Angeboten werden zum Beispiel eine betriebliche Kinderbetreuung, flexible Arbeitszeitmodelle und Homeoffice-Möglichkeiten. Entsprechend hoch ist der Anteil der Frauen in Führungspositionen: Er liegt heute bei rund 45 Prozent.

Antje von Dewitz vertritt ihre Positionen auch bewusst gegen aussen, in der eigenen Branche und darüber hinaus. So ist ihr Unternehmen Gründungsmitglied des Bündnisses für nachhaltige Textilien, das sich für weltweit anerkannte Umwelt- und Sozialstandards in der gesamten Lieferkette der Textilproduktion einsetzt und 2019 das staatliche Textilsiegel «Grüner Knopf» für sozial und ökologisch fair produzierte Textilien in Deutschland eingeführt hat. Die Firmenchefin gehört unter anderem dem Vorstand des Bundesverbands Nachhaltige Wirtschaft an, und sie war lange Vizepräsidentin des Europäischen Outdoor-Branchenverbandes EOG.

Eine Frage bekommt sie bei ihren Auftritten im In- und Ausland immer wieder zu hören: Was bedeutet Vaude – und wie spricht man es korrekt aus? Die Antwort: Als ihr Vater Albrecht von Dewitz 1974 das Unternehmen gründete, benannte er es nach den Initialen seines Nachnamens v. D., sprich: [fau ́de]. Heute steht der Firmenname für eine der führenden Bergsportmarken Europas.

Dieser Artikel behandelt folgende SDGs

Die Sustainable Development Goals (SDGs) sind 17 globale Ziele für nachhaltige Entwicklung, vereinbart von den UN-Mitgliedsstaaten in der Agenda 2030. Sie decken Themen wie Armutsbekämpfung, Ernährungssicherheit, Gesundheit, Bildung, Geschlechtergleichheit, sauberes Wasser, erneuerbare Energie, nachhaltiges Wirtschaftswachstum, Infrastruktur, Klimaschutz und den Schutz der Ozeane und der Biodiversität ab.

5 - Geschlechtergleichheit
8 - Menschenwürdige Arbeit und Wirtschaftswachstum
9 - Industrie, Innovation und Infrastruktur

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