Im Westen – da, wo sich der Thwaites-Gletscher befindet – liegt das Festland hingegen unter dem Meeresspiegel. Der Gletscher ist umgeben von Wasser – immer wärmerem Wasser.
Normalerweise schützt sogenanntes Schelfeis den Gletscher. Das ist Eis, das vom Gletscher auf das Wasser geschoben wird und so als schwimmender Schutzschild für ihn fungiert. Doch das Schelfeis schmilzt wegen des immer wärmer werdenden Wassers. Die Schutzbarriere schwindet also, bereits das beschleunigt die Fliessgeschwindigkeit des Gletschers. Gleichzeitig frisst sich die warme Meeresströmung immer weiter unter den Gletscher.
Wäre der Untergrund zum Landesinneren hin ansteigend, wäre das nicht weiter dramatisch. Der Prozess würde sich erschöpfen. Doch in der Westantarktis fällt das Land bis zu 1,5 Kilometer ab. Das Meerwasser gelangt also immer weiter unter den Gletscher. Und kann so noch grössere Eismassen destabilisieren. Sie brechen ab und fliessen so schneller ins Meer.
Laut Forschern würde das Abschmelzen des kompletten Thwaites-Gletschers zu einem Meeresspiegelanstieg von bis zu 65 Zentimetern führen. Das dürfte zwar noch mehr als hundert Jahre dauern, könnte aber der Anfang einer unaufhaltsamen Kettenreaktion sein:
Mit dem Thwaites-Gletscher würden weitere benachbarte Gletscher destabilisiert und würden auseinanderbrechen. Wie hoch und wie schnell der Meeresspiegel dann steigen würde, da gehen die Meinungen von Forschern noch auseinander.
Klar ist aber: Städte wie Hamburg und New York wären dann betroffen, ein Teil der Einwohner Bangladeschs könnte seinen Lebensraum verlieren. Ob und wie schnell das passieren wird, hängt davon ab, ob wir den Temperaturanstieg noch rechtzeitig bremsen können.