Erst die Strategie, dann die Software
Immer mehr Firmen sind heute verpflichtet, detailliert über ihre Nachhaltigkeitsaktivitäten zu berichten. Das gelingt besser und einfacher mit einer geeigneten Software. Doch wie findet man die passende Lösung? Dazu Marion Roeder, Business Development Data Driven Sustainability bei Swisscom.
Welche Empfehlung geben Sie Unternehmen, wenn es um Nachhaltigkeitssoftware geht?
Marion Roeder: Bevor man sich auf die Suche nach der richtigen Lösung macht, sollte erst einmal klar sein, welche Strategie und welche Ziele man als Unternehmen verfolgt. Das ist extrem wichtig. Ausserdem sollten frühzeitig alle relevanten Abteilungen und Stakeholder mit eingebunden sein. Nicht zuletzt raten wir dazu, nicht nur an die Anforderungen von heute zu denken, sondern auch daran, wie die Roadmap für die nächsten Jahre aussehen soll, damit die Softwarelösung auch den künftigen Anforderungen gerecht wird.
Inwieweit leistet Ihr «Sustainability Software Radar » Hilfestellung bei der Auswahl?
Den Radar sehen wir als einen ersten Schritt im Entscheidungsprozess. Es geht hier zunächst um das Evaluieren der unterschiedlichen Lösungen. Wer den Bericht liest, bekommt nicht eine Shortlist mit den Top-20-Tools an die Hand, sondern eine Auslegeordnung, die aufzeigt, wie dynamisch und ausdifferenziert der Markt ist. Gemeinsam mit Atlantic Ventures haben wir für unseren Radar 2025 mehr als 280 Lösungen identifiziert, die zum Teil ganz unterschiedliche Kriterien erfüllen und gezielt auf bestimmte Branchen oder Nachhaltigkeitsaspekte zugeschnitten sind.
Welche Nachhaltigkeitslösungen sind heute besonders gefragt?
Das grösste Wachstum sehen wir bei Software für den Themenbereich Biodiversität. Das ist wohl nicht zuletzt dem Fakt geschuldet, dass die regulatorischen Vorgaben für Corporate Social Responsibility (gesellschaftliche Verantwortung von Unternehmen) mehr Gewicht erhalten haben. Die meisten Lösungen beziehen sich aber nach wie vor auf das CO₂- und ESG-Management, hier ist das Angebot noch breiter geworden. Hinzu kommen zudem Portfolioerweiterungen in Richtung Lieferkettenmanagement.
Welche Rolle spielt die künstliche Intelligenz (KI)?
KI wird auch im Nachhaltigkeitsbereich immer wichtiger. Die Vorteile liegen klar auf der Hand: KI ermöglicht die Automatisierung von Prozessen, darunter vor allem die Datenerfassung und -verarbeitung. Unternehmen sind dadurch in der Lage, ihre Nachhaltigkeitsdaten effizient zu managen und den manuellen Aufwand zu reduzieren. KI hilft ihnen auch dabei, fehlende Informationen zu ergänzen und einheitlich zu verarbeiten. Auch beim Erstellen von Nachhaltigkeitsberichten kommt KI inzwischen viel häufiger zum Einsatz, als das noch vor zwölf Monaten der Fall war. Einen Bericht «auf Knopfdruck» wird es zwar so schnell nicht geben, es braucht immer noch die menschliche Kontrolle. Aber dank KI man kann das Reporting heute deutlich schneller auf eine solide Basis stellen.